Symptome ernst nehmen Wenn der Husten nicht abklingt

Düsseldorf · Der hustende Patient zählt zu den täglichen Fällen in der Hausarztpraxis. Meist handelt es sich um leichte grippale Infekte oder eine Bronchitis. Manchmal dauert der Husten allerdings sechs Wochen und mehr – dann ist gründlichere Diagnostik vonnöten, um die Ursache aufzuspüren.

Hilfen gegen Husten
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Foto: pixelio.de / Hofschläger

Der hustende Patient zählt zu den täglichen Fällen in der Hausarztpraxis. Meist handelt es sich um leichte grippale Infekte oder eine Bronchitis. Manchmal dauert der Husten allerdings sechs Wochen und mehr — dann ist gründlichere Diagnostik vonnöten, um die Ursache aufzuspüren.

Wo beim Arzt das Wartezimmer liegt, hört der neue Patient, kaum nachdem er die Praxis betreten hat: Es befindet sich da, wo es sehr oft und sehr vernehmlich hustet. Viele Menschen schleppen in diesen Tagen Erkältungskrankheiten mit sich herum, die nicht fortgehen wollen. "In der Tat sind derzeit besondere Viren unterwegs, die sich in der Schleimhaut der Bronchien festsetzen und dort Entzündungsreaktionen auslösen. Auch diese Infektion heilt von selbst ab, sie kann aber mit längerem und quälendem Husten verbunden sein", sagt Andreas Meyer, Chefarzt für Lungenheilkunde am Krankenhaus St. Kamillus in Mönchengladbach.

Entwarnung für alle? Tatsächlich ist ein Husten, der länger als sechs bis acht Wochen anhält, ein Symptom, das man ernst nehmen sollte. Andauernder Husten kann Ausdruck harmloser, aber eben auch sehr schwerer Erkrankungen wie eines Bronchialkarzinoms sein. "In 80 Prozent der Fälle sehen wir aber Fälle von Reflux, Bronchitis, Asthma oder Post Nasal Drip, und wenn wir die ergebnislos ausgeschlossen haben, ist größere Diagnostik vonnöten", weiß Winfried Randerath, Chefarzt für Lungenheilkunde am Krankenhaus Bethanien in Solingen. Von Randeraths vier Begriffen sind, obwohl längst Volkskrankheiten, zwei eher unbekannt. Die Reflux-Krankheit meint das Aufsteigen von Magensäure durch die Speiseröhre in den Mund- und Rachenraum — und dies kann die Schleimhaut chemisch reizen und einen Hustenreiz auslösen. Der entsteht auch, wenn Sekret aus den Nasengängen am Gaumen herunterläuft (Post Nasal Drip). Oft leiden diese Patienten auch unter einem Räusperzwang.

Hustende Raucher muss sich der Arzt naturgemäß besonders gründlich anschauen, aber es macht schon einen Unterschied, ob sie sich nur morgens vom Schleim der Nacht erleichtern oder den Tag durchhusten — und das über Wochen. "Dann ist sicher ein Röntgenbild vonnöten", sagt Randerath, "denn im Sinne des Patienten wäre es fatal, wenn wir ein Bronchialkarzinom übersehen." Das kann sich übrigens auch dadurch melden, dass der Patient Blut abhustet, wenn ein Äderchen im Bronchialsystem geplatzt ist.

Es gibt noch andere unangenehme Erkrankungen, die mit Husten verbunden sind. "Natürlich müssen wir uns klarmachen, dass die angeblich ausgerottete Tuberkulose zurückgekehrt ist", warnt Randerath. Stephan Steiner, Oberarzt für Lungenheilkunde an der Düsseldorfer Universitätsklinik, bestätigt das: "Die Welt ist kleiner geworden, und durch viele Reisen kann Tuberkulose wie auch die Schweinegrippe über weite Entfernungen leicht importiert werden." Fast banal zu erwähnen, dass eine chronische Lungenkrankheit wie die COPD fast immer mit Husten verbunden ist.

Huster sind aber nicht immer ein Fall für den Lungenarzt. "Manchmal steckt dahinter auch eine Lungenembolie, wenn ein Blutgerinnsel die Lungenarterie verschließt, oder ein Lungenödem, wenn Flüssigkeit in die Bronchien austritt", berichtet Steiner. Auch bei der Herzschwäche und der Lungenstauung — alles nicht pneumologische, sondern kardiologische Erkrankungen — kann es zum Hustenreiz kommen. Oft belästigt er übrigens Patienten, die einen ACE-Hemmer als Medikament gegen Herzschwäche und Bluthochdruck nehmen müssen.

"Es ist ein komplexer Vorgang", erklärt Meyer. "Zunächst werden Hustenrezeptoren gereizt, sie sitzen hinten im Rachen, rund um den Kehlkopf, in Luftröhre und Bronchien, in der Speiseröhre, auch am Herzen und im Rippenfell." Diese Rezeptoren sind nützliche Einrichtungen der Natur, denn sie melden einen Fremdkörper, der durch Husten entfernt werden will. Und dann? Meyer: "Die Stimmritze schließt sich, durch Anspannung der Muskulatur wird Druck in den Bronchien aufgebaut, und Luft entleert sich dann durch plötzliche Öffnung der Stimmbänder explosionsartig nach außen." Und mit der Luft fliegt Sekret oder ein Krümel aus der Röhre nach außen. Bei zähem Schleim dauert das schon etwas länger, deshalb gilt für alle hustend Erkälteten: viel trinken. Zuweilen ist es wirklich ein ärgerer Fremdkörper. Steiner: "Wir haben hier schon manchem Patienten eine Fischgräte aus Luft- oder Speiseröhre fischen müssen."

Nicht ganz unwichtig ist es für die Diagnose, was der Patient abhustet. "Als Faustregel gilt: durchsichtiger Auswurf ist viral, grün-bräunlicher ist bakteriell", sagt Randerath, "man sollte sich aber hüten, das zu verallgemeinern. Manchmal verfärbt sich das Sekret auch bei einer Virusinfektion, und dann ist es gar nicht sinnvoll, direkt ein Antibiotikum zu geben." Häufig hat ein Husten auch eine allergologische Ursache, "und bei allergischen Entzündungen von Nase und Nasennebenhöhlen", warnt Meyer, "kann sich leicht irgendwann ein Etagenwechsel ergeben, der ins allergische Asthma mündet".

Wieso produziert der Mensch Sekret, das er abhusten muss, wenn ein Infekt doch längst abgeklungen ist? "Das hat mit einer Art Überempfindlichkeit unserer Bronchien nach einer Erkältung zu tun, die auf gewisse Reize wie Nässe oder Kälte leicht reagieren", erklärt Steiner. Tatsächlich kennen dieses Phänomen viele Leute, die aus warmen Räumen an die kalt-kühle Winterluft treten — sie beginnen zu husten.

Die Säule der Diagnostik ist das genaue Abhorchen eines Patienten, der über lang anhaltendes Husten klagt. "Ein erfahrener Lungenarzt weiß viele akustische Unterschiede von Lungengeräuschen zu benennen", sagt Meyer. Kommt er nicht weiter, kann eine Lungenspiegelung Aufschluss über mögliche Veränderungen im Bronchialtrakt bieten. "Vor einer Bronchoskopie muss aber niemand Angst haben", meint Steiner. "Man kann dabei ebenso leicht betäubt und in Schlaf versetzt werden wie bei einer Darmspiegelung." Wer es eilig hat, kann eine Bronchoskopie ambulant vornehmen lassen — dann wird ihm nur der Rachen betäubt. In der Regel dauert eine Lungenspiegelung ohnedies nur wenige Minuten.

Übrigens gibt es im Katalog der Krankheit die Diagnose des "Chronischen Hustens". Die darf man aber nur anwenden, sagt Steiner, "wenn man sonst wirklich nichts anderes findet".

(RP)
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