Robert-Koch-Institut Grippewelle trifft hauptsächlich gesunde Erwachsene

Düsseldorf · Wie der aktuelle Wochenbericht des Robert-Koch-Instituts zeigt, ist die Zahl der Grippefälle in der fünften Kalenderwoche leicht angestiegen. Die Grippewelle hält jedoch weiter an. Welche Bundesländer jetzt besonders zu kämpfen haben - und warum die Grippewelle 2016 hauptsächlich gesunde Erwachsene trifft.

 Links zeigt die 4. Woche der Grippewelle in Deutschland. Rechts: In der 5. Kalenderwoche 2016 sind deutlich größere orangefarbene und rote Flächen zu sehen, Regionen also, in denen die Grippe stark verbreitet ist.

Links zeigt die 4. Woche der Grippewelle in Deutschland. Rechts: In der 5. Kalenderwoche 2016 sind deutlich größere orangefarbene und rote Flächen zu sehen, Regionen also, in denen die Grippe stark verbreitet ist.

Foto: Robert-Koch-Institut

Die Karnevalszeit ist vorbei und damit auch die Tage des Umarmens und Bützens von Fremden. Noch zeigt sich in der aktuellen Grippekarte der Arbeitsgruppe Influenza (AGI) des Robert-Koch-Instituts (RKI) allerdings trotzdem kein besonders starker Anstieg der Grippefälle.

Zum Vergleich: In der vierten Kalenderwoche wurden den Experten 1.680 bestätigte Influenzafälle gemeldet. In der aktuellen Woche waren es 2.394 bestätigte Influenzafälle. Die Experten sprechen in ihrem Bericht davon, dass die Aktivität im Vergleich zur Vorwoche stabil geblieben sei. Es sei zudem von einer moderaten Erhöhung der Atemwegserkrankungen zu sprechen, deren Ursache hauptsächlich auf Influenzaviren zurückzuführen sei. Waren in der vergangenen Woche hauptsächlich Kleinkinder, Babys und Senioren betroffen, ereilt die Grippe in dieser Woche vor allem 15- bis 59-Jährige.

Insgesamt trifft die aktuelle Grippewelle nach ersten Erkenntnissen allerdings insbesondere Menschen mittlerer Altersgruppen häufiger und schwerer als in den Vorjahren. Ursache sei wohl die aktuelle deutliche Dominanz des erst seit 2009 zirkulierenden Virus A(H1N1)pdm09, sagte die Influenzaexpertin des Robert Koch-Instituts (RKI), Silke Buda, der Deutschen Presse-Agentur.

"Das Virus scheint auch bei jüngeren Erwachsenen und Personen ohne chronische Vorerkrankung mehr schwere Krankheitsverläufe zu verursachen als das A(H3N2)-Virus, das im Vorjahr verbreitet war." Schwere Verläufe seien dennoch relativ selten und der Impfstoff passe bisher, so Buda. Ärzte müssten Patienten zwischen 15 und 59 nun verstärkt im Fokus haben.

Auch international sei vermehrt von schweren Influenza-Fällen auf Intensivstationen berichtet worden, sagte Buda. In den näher bestimmten Fällen habe es sich vor allem um das H1N1-Virus gehandelt, das vielen noch unter dem Namen Schweinegrippe bekannt sein dürfte. Fachleute halten den Begriff jedoch für irreführend: "Es hört sich so an, als handle es sich um ein Virus, das auch bei Schweinen zirkuliert", sagte Buda. Das sei aber nicht der Fall bei der Kombination, die beim Menschen 2009 die Pandemie auslöste. H1N1 wird genauso übertragen wie andere Viren: durch Tröpfchen beim Niesen oder Sprechen zum Beispiel.

Auch wenn das H1N1-Virus für das Immunsystem des Menschen noch relativ neu ist, so betonte Buda, dass es auch in den Vorjahren stets kursierte. In der Saison 2014/2015 etwa lag der Anteil an den Influenza-Infektionen bei 15 Prozent. In dieser Saison sind es bisher 70 Prozent. Das muss aber nicht so bleiben, wie Buda erläuterte.
Möglicherweise verbreite sich die Influenza vom Typ B noch stärker, die bisher etwa 23 Prozent der Fälle ausmacht. "Bei Influenza B ist es häufig so, dass der Anteil im Verlauf der Saison noch ansteigt."

Ob das so ist, wollen Experten auch wegen der Passgenauigkeit der Grippe-Impfstoffe im Auge behalten: Denn die aktuell zirkulierende B-Linie ist in den am weitesten verbreiteten Dreifachimpfstoffen nicht enthalten. Diese B-Linie sei aber auch "nicht brandneu" für die Bevölkerung, sagte Buda. Um etwas über die Wirksamkeit des Impfstoffs zu sagen, müssten Studien abgewartet werden.

Ein Blick auf die Karte zeigt außerdem, dass sich die Brennpunkte etwas verschoben haben. Als "deutlich erhöht" bezeichnet der Bericht die Fallzahlen von Bronchitis und Rachenentzündungen im Osten, vor allem in Thüringen, Brandenburg und Sachsen. In NRW hat sich die Anzahl der Grippebrennpunkte reduziert. Nur im Gebiet Bielefeld-Herford ist auf der AGI-Karte eine Intensivierung zu erkennen.

Im Winter 2014/15 ist Mitte Februar eine heftige Grippewelle in Deutschland ausgebrochen. Wie sie sich in dieser Saison entwickeln wird, ist noch unklar. Zumal nicht alle Influenzafälle an das RKI gemeldet werden, weil nicht alle Grippekranke auch zum Arzt gehen. Bis erste Symptome auftreten dauert es zwischen drei und sieben Tagen. Dann kommt es zu Folgen wie Kopf- und Gliederschmerzen, Fieber oder auch Halsschmerzen sowie Husten.

Wie man eine Grippe abwenden kann, erklärt Professor Ortwin Adams, Virologe an der Uni-Klinik Düsseldorf hier im Video:

(ham)
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