Zahlen des Robert-Koch-Instituts Nordrhein-Westfalen hat die Grippe

Berlin · Nordrhein-Westfalen hat es in diesem Jahr besonders erwischt: Das Robert-Koch-Institut registriert in NRW überdurchschnittlich viele Grippe-Kranke. Die Mehrzahl leidet am "Schweingrippe"-Virus.

Verschnupfte Menschen sieht man in NRW dieser Tage überall.

Verschnupfte Menschen sieht man in NRW dieser Tage überall.

Foto: dpa, mac fux htf hpl

An Rhein und Ruhr grassiert die Grippewelle in diesem Jahr besonders heftig. Wie die Daten des Robert-Koch-Instituts zeigen, liegt die Zahl der Erkrankten in Nordrhein-Westfalen deutlich über dem Bundesdurchschnitt.

Die meisten Erkrankten haben es dabei mit einem alten Bekannten zu tun. Zu 70 Prozent erwischt die Menschen das H1N1-Virus, das vor sieben Jahre als "Schweinegrippe" bekannt wurde. Das Virus erwies sich als nicht so gefährlich, wie damals ursprünglich angenommen. Es ist ihm aber gelungen, sich als häufigstes saisonales Grippevirus in Deutschland zu etablieren. Eine Besonderheit ist geblieben: Auch junge Menschen, bei denen die Grippe üblicherweise nicht so schlimm verläuft, können an diesem Virus sehr stark erkranken.

Das Robert-Koch-Institut misst die Ausbreitung der Grippe über einen Praxis-Index aller akuten Atemwegserkrankungen. Als normal gilt ein Wert von bis zu 115. In NRW waren es in der vergangenen Woche 184. Im Bundesdurchschnitt lag der Wert bei 160, was nach der Definition des Robert-Koch-Instituts einem "deutlich erhöhten" Grippegeschehen entspricht.

Der Grippe-Winter 2015/16 wird voraussichtlich ein starker, wie die aktuellen Daten zeigen. Die Grippewelle kommt stets im Winter, weil die Viren in kalter trockener Luft auch ohne ihren natürlichen Wirtsraum - den Schleimhäuten der Menschen - überleben können.

Je nach Stärke des Grippewinters erkranken in einer Saison zwischen einer und fünf Millionen Menschen. Träger des Virus sind noch bedeutend mehr Menschen. Ihre Zahl schwankt zwischen vier und 16 Millionen, was einem Bevölkerungsanteil von fünf bis 20 Prozent entspricht.

Nicht jeder, der sich mit dem Grippevirus infiziert, erkrankt auch, heißt es vom Robert-Koch-Institut. Etwa ein Drittel entwickele die typischen Grippe-Symptome wie plötzliche Kopf- und Gliederschmerzen, Fieber und trockener Husten. Nur Erkältungserscheinungen zeige ein weiteres Drittel der Infizierten. Während die Übrigen gar nicht bemerken, dass sie das Grippe-Virus in sich tragen.

Auch die Zahl der Grippetoten pro Jahr unterliegt starken Schwankungen. In besonders schlimmen Grippewintern können mehr als 20.000 Menschen an dem Virus versterben. Dies war zum Beispiel in der Saison 2012/2013 der Fall. Insbesondere ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen sind gefährdet, dass die Grippe zu schweren Komplikationen oder sogar zum Tod führt. Aus diesem Grund empfiehlt die Ständige Impfkommission älteren Menschen ab 60 Jahre eine Grippe-Impfung. Üblicherweise sollte sie im Oktober oder November stattfinden. "Je nachdem, wie die Grippewelle verläuft, ist auch eine späte Impfung immer noch der wirksamste Schutz", sagt Heiner Beckmann, Landesgeschäftsführer der Barmer GEK in NRW. Es dauert etwa 14 Tage bis ein Impfschutz voll wirksam ist.

Auch in den NRW-Betrieben ist die Grippewelle angekommen. Oft besteht Unsicherheit, wie sich Beschäftigte verhalten müssen. Laut Entgeltfortzahlungsgesetz ist der Arbeitnehmer verpflichtet, dem Arbeitgeber die Arbeitsunfähigkeit "unverzüglich" mitzuteilen, also am selben Tag per Anruf oder Mail. Zur Erkrankung muss er keine Angaben machen. Ein ärztliches Attest (Arbeitsunfähigkeits-Bescheinigung) ist laut Gesetz erst notwendig, wenn die Krankheit länger als drei Tage dauert. Es sei denn, der Tarifvertrag oder die Arbeitsverträge regeln ausdrücklich eine kürzere Frist.

(qua)
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