Daran erkennen Sie falsche Diätpillen, Antibiotika und Co. Hälfte der Internetarzneien ist gefälscht

Wiesbaden/Berlin · Diätpillen, Haarwuchsmittel, Potenzpillen, aber auch Anabolika, Antibiotika oder Krebsmittel kann man nicht nur in der Apotheke kaufen, sondern auch im Internet. Etwa die Hälfte der dort gehandelten Medikamente allerdings ist laut der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin gefälscht.

So schützen Sie sich vor gefälschten Arzneimitteln
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So schützen Sie sich vor gefälschten Arzneimitteln

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Foto: dpa, Franziska Koark

Mit Drogen wie Heroin oder Kokain lässt sich viel Geld machen, mit gefälschten Arzneimitteln noch mehr. Manche Wirkstoffe erzielen als Fälschungsprodukt den 200-fachen Wert des echten Arzneimittels. Jede fünfte Fälschung enthält Stoffe, die zu körperlichen Schäden führen können, so betonen Experten auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) in Wiesbaden. Die Macher der gefälschten Pillen nehmen den Schaden am Patienten skrupellos in Kauf. Am rentabelsten verläuft ihr Geschäft, wenn sie teure Arzneimittel nachmachen. Produziert werden gefälschte Arzneimittel überwiegend dort, wo man sich auf Nachmachen versteht: in China oder auch in Indien. Diese Länder sind auch offiziell groß am Arzneimittelgeschäft beteiligt. Die meisten der zugelassenen Arzneimittel und Wirkstoffe werden dort hergestellt.

Das heißt "gefälscht"

Das, was aber aus schmutzigen Fabriken auf den Weltmarkt gerät und vor allem übers Internet vertrieben wird, ist im Unterschied zu seriös und geprüft produzierten Arzneimitteln mitunter lebensgefährlich. Gefälschte Arzneimittel enthalten entweder andere, zu wenig oder gar keinen der Wirkstoffe, den sie eigentlich beinhalten sollten. Rund 60 Prozent der Produktfälschungen enthalten keinen der auf der Packung angegebenen Wirkstoffe.

Ermittler stellten auf der Suche nach Fälschungen und deren Herstellungsorten fest: "Anstelle von Maisstärke enthielten einige Tabletten das Mineral Calcit. In einigen gefälschten Tabletten wurden Pollen vorgefunden, die Pekannuss- und Walnussbäumen aus dem Süden Chinas, nahe der Grenze zu Laos, Vietnam und Burma zugeordnet werden konnten." Dem Bericht des Bundesgesundheitsministerium lässt sich zudem entnehmen, dass in anderen Arzneimitteln Insekten gefunden wurden, wie sie sonst nur in Hausstaub vorkommen sowie Rußpartikel aus Abgasen oder Bränden. Solche Analysen geben Hinweise auf die Umstände, unter denen solche Arzneistoffe hergestellt werden.

Das wird im Internethandel zu Hauf angeboten

Leicht zu bekommen seien laut der DGIM vor allem so genannte Lifestyle-Produkte, zu denen Potenzmittel oder Anabolika zählen, aber daneben auch Antibiotika, Schmerzmittel oder Plagiate von AIDS- oder Krebsmedikamenten. Nehmen sie kranke Menschen im Vertrauen auf ihre Wirkstoffe ein, riskieren sie bei gefährlichen Infektionen oder schweren Krankheiten ihr Leben. Verbraucher tun sich noch schwerer als Pharmazeuten, zu erkennen, ob es sich um ein Original oder ein Plagiat handelt. Täuschend echt ahmen Händler Verpackung und Aussehen der Tabletten nach.

Um Arzneimittel noch sicherer zu machen, laufen Maßnahmen auf vielen Ebenen. Apotheker, Großhändler, Pharmamittelhersteller und Medizinverbände sind an diesem Prozess beteiligt. Die EU plant bis zum Jahr 2017 zusätzliche Sicherungen einzuführen. Der Idee nach sollen dann alle Medikamentenpackungen eine codierte Seriennummer in quadratischen 2D-Matrix-Code enthalten. Dieses Verfahren wird bereits getestet. In Schweden wurden bereits vor drei Jahren in einem Pilotprojekt Arzneimittel mit Seriennummern, Verfallsdatum und Chargennummern in einer verschlüsselten 2D-Matrix versehen. Die Apotheken konnten über eine Datenbank dann die Echtheit der Medikamente überprüfen.

Verpackungsänderung für mehr Sicherheit

Bei der Abgabe in der Apotheke, erklärt der Verband Forschender Arzneimittelhersteller (vfa) sollen diese Codes künftig kenntlich machen, ob es sich um ein Original handelt. Auch Hologramme, Wasserzeichen, Mirkoschriftcodes oder irisierende Oberflächen und verdeckte Marker auf den Verpackungen sollen Arzneimittel sicherer machen. Allerdings sind zum Erkennen vieler dieser Marker technische Hilfsmittel erforderlich. Prüfen können die Medikamente also lediglich Pharmagroßhändler oder Apotheken. Der Endnutzer ist auf ihre Kontrolle angewiesen.

Zudem gelingt es den Fälschern meist innerhalb kurzer Zeit die Sicherheitsmarker zu fälschen. Der vfa berichtet von Fällen, in denen Medikamentenfälschungen einen Marker aufwiesen, das Original hingegen nicht. In Deutschland gehen Verbraucher auf Nummer sicher, wenn sie Medikamente entweder in der Apotheke vor Ort kaufen, oder bei Bestellungen bei Internet-Apotheken darauf achten, bei einer vom Deutschen Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) registrierten Versandapotheke zu bestellen. Solche im Versandapothekenregister erfassten Apotheken dürfen auf ihren Webseiten ein spezielles Sicherheitslogo abbilden. Der Klick auf das Logo führt zu den Angaben der Apotheke im Register. Weitere Tipps, die Ihnen helfen selbst herauszufinden, ob ein Arzneimittel echt ist oder nicht, finden Sie hier.

(wat)
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