Gesundheit Hämorrhoiden — das sind die Tabus beim Poproblem

Wiesbaden/Freiburg · Wenn es am After juckt oder brennt, dann verkneifen sich die meisten, darüber zu sprechen. Denn Hämorrhoiden sind vielen peinlich. Bei jedem zweiten Erwachsenen vergrößern sie sich und machen Ärger. Lesen Sie hier, warum dann lange Sitzungen auf der Toilette ebenso tabu sind wie einige Sportarten und spezielle Sexpraktiken.

Hämorrhoiden-Behandlung – was tun gegen Hämorrhoiden?
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Foto: Bretz, Andreas/dpa, Patrick Pleul

Hämorrhoiden will keiner haben. Trotzdem hat sie jeder. Wäre das nicht so, würde man hemmungslos Winde ablassen und den Stuhlgang nicht mehr kontrollieren können. Denn die Krampfader-ähnlichen Gefäßpölsterchen dichten den After zwischen Enddarm und Schließmuskel ab und halten innen, was innen bleiben soll. Es ist also ein gutes Gefühl über solch sternförmige Hämorrhoidalknoten zu verfügen. Wären da nicht diese Probleme, mit denen sich jeder zweite Mitteleuropäer herumschlägt.

Schon die Hälfte der über 30-Jährigen spürt die Schwellkörper im Analbereich in anderer als ihrer abdichtenden Funktion. Meist sind es Männer, die das unangenehme Leiden verborgen mit sich herumtragen. "Bei über 70 Prozent der über 30-Jährigen werden bluten

Das Problem lässt sich so lange wegschieben, bis die Beschwerden Überhand nehmen oder Blut an Toilettenpapier und Unterwäsche den Schrecken in die Glieder schicken. Das an sich sollte Grund genug sein, zum Arzt zu gehen, denn es kann auf ein noch harmloses Hämorrhoidenleiden in Phase eins hindeuten, ebenso aber auch auf heimtückische Krankheiten wie Darmkrebs. Nur der Facharzt kann eine Verwechslung von Hämorrhoiden, Analthrombosen, die daraus erwachsen können, Feigwarzen und Analfissuren, die mit Geschwüren einhergehen können sowie juckenden Ekzemen unterscheiden. Zudem ist es möglich, dass durch die Verletzung im Analbereich auf Dauer so viel Blut verloren geht, dass sich eine Blutarmut, auch Anämie genannt, entwickelt.

Unglücklicherweise potenzieren sich mit der Zeit häufig die Beschwerden. Durch heraushängende Haut- oder Gefäßknübbelchen ist die Hygiene eingeschränkt. Reiben nun die Betroffenen dort hin und her, beschädigen sie die ohnehin dünne und gereizte Haut am After und es entstehen kleine, schmerzhafte Fissuren. Solche Einrisse wiederum sind als Eintrittsstelle für Bakterien und Keime prädestiniert. Geraten sie in die bestehende Wunde, kann sich daraus nach Information der Internistenverbandes ein Abszess und daraus wiederum Analfisteln bilden.

Hämorrhoiden-Symptome – wie Sie sie erkennen und was dann zu tun ist
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Foto: shutterstock.com / aradaphotography

Die Dos und Don'ts

Um solchen Auswüchsen vorzubeugen, sollten Betroffene bei den ersten Anzeichen gleich zur Tat schreiten. Denn in den Anfängen der Erkrankung kann man sich häufig selbst noch gut mit speziellen Hämorrhoidalsalben, Analtampons und Sitzbädern helfen, so der Berufsverband der Coloproktologen helfen. Kritisch hat Stiftung Warentest verschiedene Mittel untersucht und ist dabei zu dem Ergebnis gekommen, dass lediglich Präparate mit den örtlich betäubenden Wirkstoffen Quinisokain und Lidocain im Test Wirksamkeit bewiesen haben. Zwar lindern auch frei verkäufliche Cremes und Salben oder Zäpfchen aus der Apotheke die Beschwerden, gegen die Hämorrhoiden aber können sie nichts ausrichten.

Die Experten für den Enddarm empfehlen darum am besten schon präventiv eine ballastreiche Ernährung mit viel Obst und Gemüse, Weizenkleie und Vollkornprodukten sowie eine Flüssigkeitsmenge von mindestens zwei Litern am Tag.

Vollkommen tabu ist bei schon bestehenden Beschwerden die beliebte ausgedehnte Sitzung auf dem stillen Örtchen. Durch das lange breitbeinige Sitzen wird der Druck auf den Beckenboden verstärkt und damit auch der auf die unten liegenden Schwellkörper. Die Toilettengänge derart auszudehnen und zum Checken von Mails und Chatnachrichten zu nutzen, kann sogar das Leiden erst hervorrufen.

Hämorrhoiden – welche Hausmittel helfen wirklich?
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Was im Mund brennt, brennt auch woanders

Ungünstig wirkt sich auch regelmäßiger Alkoholgenuss aus. Denn Alkohol erweitert die Blutgefäße, auch die im Analbereich. Der Wein zum Essen muss zwar nicht auf die Streichliste, wer jedoch täglich einen viertel Liter davon genießt, der tut neben anderen Organen auch dem Enddarm nichts Gutes. Nachteilig beeinflussen auch anderer Genüsse das untenliegende Problemchen.

Was im Mund brennt, tut es auch beim Verlassen des Körpers. Wer dort ohnehin schon eine juckende und brennende Schwachstelle mit sich herumträgt, verzichtet lieber auf stark gewürzte Speisen, Chili und auch stark Mentholhaltiges. Neben solchen Ernährungssünden kann in solch angeschlagenen Enddarmzustand selbst der sonst gesundheitsförderliche Sport dem Grundproblem zusetzen.

 Hämorrhoidenleiden sollte man nicht aussitzen, denn das verschlimmert die Situation und macht später eine Operation notwendig.

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Foto: Shutterstock/absolutimages

Meiden sollte man wegen abrupter Bewegungen und nach untern wirkender Kräfte Sportarten wie langes Joggen, Marathonläufe, aber auch Badminton, Tennis, Squash oder Krafttraining. Fast von selbst versteht sich auch der letzte Ratschlag, besser vom Analsex abzulassen. Denn der kann die Hämorrhoiden wachsen lassen und birgt ein besonderes Infektionsrisiko.

(wat)
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