Prozess in Köln Was bringt die Behandlung mit Hornhaut-Fischen?

Düsseldorf · In einem Kölner Kosmetikstudio soll es demnächst eine besondere Art der Pediküre geben: Fische knabbern die Hornhaut der Füße ab. Ein Gericht gibt grünes Licht für dieses Fußbad. Doch was hat es mit dieser Behandlung eigentlich auf sich?

Wer in Spanien, Thailand oder der Türkei Urlaub gemacht hat, der kennt den Anblick vermutlich: In manchen Läden steht nichts anderes als große Glasbottiche ohne Deckel, in die meist Touristen mit halb vergnügtem, halb irritiertem Gesicht ihre nackten Füße baumeln lassen. An Zehen, Fußgelenk und -sohle tummeln sich zeitgleich zahlreiche kleine Fische.

Die ein bis 14 Zentimeter großen Fische haben viele Namen, darunter Garra Rufa, Kangal oder rötliche Saugbarbe und gehören zur Familie der Karpfen. Auf der Haut sollen sie alte Hautschuppen abknabbern.

"Weh tut das nicht", sagt Johanna Nowak. Sie hat die Fisch-Pediküre in ihrem Türkei-Urlaub ausprobiert. "Es ist eher wie eine Mischung aus Kitzeln und einem leichten Pricken auf der Haut." Angeboten wurde die Behandlung sogar direkt in ihrem Hotel. Bis zu 20 Minuten Knabbern an Händen und Füßen, kosteten Nowak zehn Euro. "Einen Unterschied haben weder ich noch mein Freund danach gemerkt", erzählt sie weiter. Weder sei ihre Haut weicher gewesen, noch war weniger Hornhaut zu sehen. "Aber ich weiß auch nicht, ob das eine gute Behandlung war oder ob es da Unterschiede gibt", so Nowak.

Während viele Menschen die Hornhaut-Fische eher als einen Urlaubsscherz ausprobieren, gibt es andere, die in der Behandlung mit den Tieren eine Hoffnung auf Heilung sehen. Immer wieder ist zu lesen, dass sie die Haut nicht nur weich machen, sondern auch gegen Krankheiten wie Neurodermitis wirken sollen.

Bekannt und auch benannt wurden die Knabberfische nach einer Region in der Türkei, in der sie in natürlichen Thermalquellen vorkommen, dem Kangal. Der anatolische Ort wurde deshalb schnell zum Kurort und die Fische zur Exportware.

Die Schulmedizin zweifelt allerdings an der Ichthyotherapie, wie die Behandlung mit den Tierchen medizinisch heißt. Grund dafür ist, dass es bislang keine Studien zu dem Zusammenhang von Neurodermitis und der Behandlung mit der Rötlichen Saugbarbe gibt.

Die einzige Untersuchung, die immer wieder Erwähnung findet, ist eine relativ kleine Pilotstudie aus Österreich. Dort wurden 67 Patienten im Rahmen einer dreijährigen Untersuchung mit Garra Rufa behandelt und hinterher mit UVA-Licht bestrahlt. Bei 43,7 Prozent der Patienten gingen die Hauterscheinungen um mindestens 75 Prozent zurück, bei weiteren 44,8 Prozent um mindestens 50 Prozent. Es gab keine ernsthaften Nebenwirkungen.

Die Patienten waren ausdrücklich sehr zufrieden mit dieser Behandlung. Wirklich aussagekräftig ist die Studie aufgrund der geringen Teilnehmerzahl jedoch nicht. Vor allem viele Naturheilpraktiker empfehlen die Therapie dennoch als alternative Behandlungsmethode zur Einnahme von Cortison bei Neurodermitis.

Worauf bei einer "Fisch-Pediküre" zu achten ist

Wer sich dafür entscheidet, Füße oder gar den ganzen Körper mit den Fischen behandeln zu lassen, der sollte zumindest auf einige Dinge achten. Denn auch, wenn die Meinungen über das Ergebnis der Behandlung auseinander gehen, gibt es einige Kriterien, über die sich die Experten einig sind:

  • Hygiene Bakterien und Keime können durch die Fische nicht nur übertragen werden, sondern sie können sich in dem warmen Wasser auch leicht vermehren. Die Wassertemperatur sollte deshalb bei rund 32 bis 34 Grad liegen. Patienten, die mit ernsthaften Hautkrankheiten zu einer Fisch-Behandlung gehen, sollten auf ein eigenes Becken mit "eigenen" Fischen bestehen. Die Tiere werden dann ebenso medizinisch eingesetzt wie etwa eine Spritze oder auch ein Blutegel.
  • Fischmenge Es sieht zwar beeindruckend aus, wenn sich eine schier endlose Zahl Fische auf die Haut stürzt. Experten empfehlen jedoch auf die Anzahl zu achten. Es sollten nicht mehr als rund 150 Tiere sein.
  • Krankheitserreger Immer wieder wird davor gewarnt, dass durch die Behandlung auch Erreger wie HIV und Hepatitis C übertragen werden könnte. Es ist zwar selten — aber möglich! In einem seriösen Institut werden deshalb die Füße von Patienten auf offene Wunden untersucht. Insbesondere dann, wenn nach ihm noch andere ihre nackten Beine in das gleiche Becken halten.
  • Experten Um die Ansteckungsgefahr so gering wie möglich zu halten, sollte die Therapie nur unter der Aufsicht von geprüften Heilpraktikern oder Ärzten etwa in einem speziellen Kurhotel erfolgen.
  • Kosten Wer die Behandlung mit den Fischen ausprobieren will, muss sie aus eigener Tasche bezahlen. Von den Kassen wird sie nicht übernommen.
  • Tierschutz In verschiedenen Bundesländern ist die Nutzung von Rötlichen Saugbarben zu kosmetischen und Wellness-Zwecken aus Tierschutzgründen verboten. Ähnlich wie die medizinischen Blutegel müssen sie bei der Anwendung am Menschen als Arzneimittel betrachtet werden und unterliegen deshalb ausschließlich der Anwendung von Ärzten und Heilpraktikern. Solche Regelungen gibt es etwa in Bayern und Baden-Württemberg.
(ham)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort