Fußgesundheit Die wichtigsten Antworten zum Fersensporn

Bad Neustadt · Er kann höllisch wehtun. Manchmal bemerkt man ihn aber auch gar nicht. Dabei kommt er ziemlich oft vor: Der Fersensporn ist eine Volkskrankheit. Frauen haben ihn öfter als Männer, Ältere häufiger als Jüngere. Risikofaktoren sind Stilettos und Übergewicht.

Fersensporn: Wer hat ein besonderes Risiko für die Erkrankung?
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Von außen ist nichts zu sehen, höllisch wehtun kann es trotzdem: Wenn der Fuß beim Auftreten unerwartet schmerzt, liegt es womöglich am Fersensporn. Man muss ihn sich wie einen zusätzlichen kleinen Knochen vorstellen, der sich am Fuß erst nachträglich gebildet hat. Die Verknöcherung selbst kommt häufig vor und macht keine Probleme. Nur im Fall einer Plantarfasziitis, einer Entzündung der Plantarsehne an der Fußsohle, kann es ziemlich übel werden. Schlimmstenfalls schmerzt es bei jedem Schritt - vor allem bei den ersten am Morgen nach dem Aufstehen. Warum das so ist erklärt Renée Fuhrmann, promovierte Orthopädin und Chefärztin der Klinik für Fuß- und Sprunggelenkchirurgie an einem Krankenhaus in Bad Neustadt.

"Es gibt ihn sehr häufig", sagt Renée Fuhrmann. Rund jeder Dritte Mensch hat ihn, bei Älteren über 50 Jahren nimmt die Häufigkeit noch zu. Mediziner unterscheiden zwei Varianten, den oberen Fersensporn an der Hacke und den unteren unter der Fußsohle - letztere kommt deutlich öfter vor.

Es kann sein, dass man überhaupt nichts von ihm merkt. "Auch wenn er im Röntgenbild zu sehen ist, heißt das nicht, dass man Schmerzen haben muss", sagt Renée Fuhrmann. "Wenn er beim Röntgen zu erkennen ist, besteht die Erkrankung außerdem schon lange. Sie ist ein Zeichen dafür, dass es dort mal eine entzündliche Veränderung am Muskel-Sehnen-Ansatz gegeben hat."

Bei Frauen kommt der Fersensporn häufiger vor als bei Männern.
Patienten mit Rheuma bekommen ihn überdurchschnittlich oft, genau wie Menschen mit Senk- oder Plattfuß. Übergewicht ist ein Risikofaktor - und bestimmte Vorlieben bei der Schuhmode. Riskant in dieser Hinsicht sind vor allem hohe Absätze: "Sie befördern die Verkürzung der Wadenmuskulatur", warnt Renée Fuhrmann. Und dadurch steigt die Gefahr einer Plantarfasziitis.

"Das Beste ist eine Dehnungsbehandlung der Wadenmuskulatur", sagt Fuhrmann. Das ist zum Beispiel durch die entsprechenden Übungen bei einem Physiotherapeuten möglich. Dabei werden die Wadenmuskeln trainiert. Die Dehnübungen bringen in der Regel schon kurzfristig eine Bsserung. Bis die Patienten beschwerdefrei sind, müssen sie aber über mehrere Monate gemacht werden. Viele Orthopäden stellen dafür allerdings kein Rezept aus. Eine Alternative kann sein, sich auf eigene Kosten vom Physiotherapeuten zeigen zu lassen, welche Übungen sinnvoll sind.

"Eine operative Behandlung ist sehr selten. Dabei löst man die Sehnen vom Knochen ab", erklärt Renée Fuhrmann. Aber das ist nur ein Szenario für den Extremfall. Häufiger sind Injektionen, dabei wird Kortison gespritzt, das gegen die Entzündung hilft. "Eine andere Möglichkeit ist eine Elektrotherapie", sagt Fuhrmann.

Häufig verordnen Orthopäden Einlagen für die Schuhe. "Mit sogenannten Softspots. Das empfindet der Patient als sehr angenehm, es ist wie Wellness für den Fuß", sagt Renée Fuhrmann. Für die Heilung bringe das aber nichts. "So eine Einlage ändert nichts am Krankheitsbild."

"Das geht nicht nach vier Wochen weg. Man muss schon in Monaten kalkulieren", sagt Fuhrmann. Realistisch ist ein halbes bis ein Dreiviertel Jahr. Es gibt bei Plantarfasziitis aber eine Selbstheilungstendenz - üblicherweise klingen die Symptome wieder ab.
"Es ist sehr unwahrscheinlich, dass der Schmerz chronisch bleibt", sagt Fuhrmann.

Sie können alles machen wie sonst auch. Und besonders alles, was gut für die Wadenmuskulatur ist. Einschränkungen beim Sport sind üblicherweise nicht nötig, auch Joggen zum Beispiel ist möglich.

Wenn die Beschwerden nach Monaten noch nicht abklingen, kann ein Nervenkompressionssyndrom die Ursache sein. "Das ist etwas relativ Spezielles und würde auch nicht jeder Orthopäde gleich erkennen", sagt Fuhrmann. "In dem Fall wäre eine Operation notwendig."

Eigentlich klingt es unlogisch, weil der Fuß nachts ja gerade nicht belastet wurde. Aber es ist ganz typisch für den Fersensporn, dass gerade die ersten Schritte nach dem Aufstehen besonders schmerzen, sagt Fuhrmann. Nachts waren die Füße in einer Beugestellung, morgens dehnt sich die Wadenmuskulatur dann - und im Fall einer Entzündung der Plantarsehne tut das weh.

(dpa)
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