Tattoo-Entfernung per Laser Goodbye Arschgeweih

Düsseldorf · Tattoos sind für viele der Ausdruck von Meinung, Beziehung und Spontanität. So kann es sein, dass auch Jahre nach dem Stechen noch immer der Name der Ex auf dem Oberarm prankt oder täglich das Geweih auf dem Hintern versteckt werden muss. Wie Sie Jugendsünden und Schnapsideen wieder los werden, erklären wir hier.

Heinz Brandt mag Tattoos. Um genau zu sein, ist er schon fast süchtig danach. Wie viele der bunten Bilder er genau am Körper trägt, kann er längst nicht mehr zählen. "Mein ganzer Körper ist voll" - das ist die Maßeinheit, in der er denkt. Trotzdem befindet sich der 35-Jährige heute in der dermatologischen Privatpraxis Dr. Hilton in Düsseldorf. Brandt will zumindest eines seiner Tattoos doch wieder los werden.

Es handelt sich dabei um ein großes Wappen, dass sich von seinem Handrücken bis zum Unterarm zieht. Darüber ist der Schriftzug "La Familia" zu lesen. Hier im Video zu sehen. Welche Bedeutung das Tattoo hat, will Brandt nicht verraten. Was er aber zugibt ist: "Das Motiv gefällt mir nicht mehr. Ich habe es mir vor fünf Jahren stechen lassen, aber jetzt muss es weg."

Mit diesem Gefühl ist Brandt ganz und gar nicht alleine. Tattoos gehören in Deutschland, neben Piercings, längst nicht mehr nur zum beliebtesten Körperschmuck, sondern auch zum am meisten gehassten: Rund acht Millionen Deutsche laufen mit unkaputtbaren Ankern, Rosen, Schriftzeichen und Tribals herum. Die meisten von ihnen sind laut Studien zwischen 18 und 35 Jahre alt.

Gleichzeitig zählt allein die Düsseldorfer Hautarztpraxis pro Tag zwischen zehn und 15 Tattoo-Patienten so wie 60 bis 100 Laserbehandlungen. "Grund für die Abweichung ist, dass pro Tattoo mehrere Sitzungen zur Entfernung anfallen und der Laser auch gegen Narben, Akne und Altersflecken zum Einsatz kommt", sagt Heike Heise, Dermatologin und Praxisinhaberin. "Aber wir merken seit Jahren, dass immer und immer mehr Patienten kommen, um sich Tattoos entfernen zu lassen."

Besonders unbeliebt ist laut der Erfahrungen der Ärztin das gute, alte Arschgeweih, "das ist so ein Trend in den 90ern gewesen, der vielen heute einfach unangenehm ist." Dann folgen Motive, die aus beruflichen Gründen nicht mehr vertretbar sind, "weil sie entweder zu stark sichtbar sind, oder in bestimmten Kontexten unangenehm auffallen, wie etwa Totenköpfe." Dann gibt es natürlich noch die Schlangen, Weisheitssprüche, Herzchen und Comicfiguren, die im Suff, durch eine Wette oder schlicht aus überschäumender Liebe auf einem Körperteil gelandet sind - und irgendwann weg müssen.

Ist dieser Entschluss einmal gefasst wenden sich Menschen wie Heinz Brandt an speziell fortgebildete Dermatologen wie Heike Heise. Denn während ein Tattoo bis vor wenigen Jahren auf Lebzeit zum Bleiben verdammt schien, gibt es heute relativ sanfte und vor allem ungefährliche Methoden, den Körperschmuck wieder loszuwerden.

"Tattoos können wir heute sehr gut mit Lasern entfernen", erklärt Heise. "Dabei werden die tätowierten Hautschichten nach und nach kontrolliert verbrannt, und bilden sich im Anschluss wieder neu." Je nach Größe des Tattoos braucht es dafür zwischen vier und 15 Sitzungen. Schwarze Bilder lassen sich zudem besser entfernen als bunte. "Am empfindlichsten sind Knöchel, Nacken und Hände", weiß Heise, "hier geben wir vor der Behandlung oft noch Spritzen, um den Schmerz so gering wie möglich zu halten." An Brandts Hand samt Unterarm sind es etwa 20 kleine Piekse und eine großzügig aufgetragene Betäubungscreme, die das Gefühl auf der Haut abschalten sollen. Dann wird es ernst.

In zwei Runden und mit zwei Maschinen, die auch in einer Weltraumstation der Nasa zum Einsatz gebracht werden könnten, wird das bunte Wappen ausgemerzt. Dafür schießt der fraktionierte Laser zunächst kleine Löcher in die obersten Hautflächen, um die unteren Schichten zugänglicher zu machen. Dann brennt der Picosekundenlaser "Enlighten", also der Tattoolaser, punkteweise die farbigen Strukturen weg. Das es klappt lässt sich an zwei Dingen erkennen: Den weißen verbrannten Pünktchen auf Brandts Haut, und dem Geruch nach verbranntem Haar in der Luft. Wie die Behandlung abläuft sehen Sie hier:

Weh tut es Brandt wohl kaum. Bis auf ein etwas unruhiges Wippen seines Fußes, verzieht er hinter der Schutzbrille, die alle im Raum gegen die Laserstrahlen tragen müssen, keine Miene. Heise lässt sich Zeit, geht Punkt für Punkt das gesamt Tattoo ab - und ist trotzdem schon nach rund sieben Minuten fertig.

"Ja, das geht unheimlich schnell", erklärt die Dermatologin, "früher hätte man dafür etwa 20 Sitzungen gebraucht, die je eine Stunde gedauert hätten. Der Pico-Laser, arbeitet aber viel schneller." Brandts Hand wird noch einmal gesäubert, mit einer Wundheilsalbe versorgt, dann darf er gehen. Fünf Mal, alle zwei Wochen muss er noch in die Praxis kommen. Dann soll das Tattoo und vielleicht auch die Erinnerung, die er damit verknüpft, verschwunden sein.

Aufruf:

Haben Sie auch ein Tattoo, das Sie inzwischen nur noch mit Humor nehmen können? Eine Jugendsünde oder eine Schnapsidee? Dann schicken Sie uns ein Foto davon an ratgeber@rp-online.de! Die besten Einsendungen werden veröffentlicht — selbstverständlich anonym.

(ham)
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