Tipps für Pollenallergiker Heuschnupfen - der Frühling kann furchtbar sein

Mönchengladbach/Düsseldorf · Der Frühling erweist sich für etwa 18 Millionen Menschen in Deutschland als Jahreszeit mit einer quälenden Kehrseite: Sie leiden an einer Pollenallergie. Juckende, tränende Augen, laufende Nase und Atemnot sind nur einige der möglichen Symptome. Aber man kann etwas dagegen tun.

 Im Pollenflugkalender haben Allergiker im Blick, wann die Pollen fliegen, auf die sie reagieren.

Im Pollenflugkalender haben Allergiker im Blick, wann die Pollen fliegen, auf die sie reagieren.

Foto: DAK

Bei 95 Prozent der Pollenallergiker liegt die Ursache für ihre Beschwerden in sechs Blütenpollen begründet: Hasel, Erle, Birke, Süßgräser, Roggen, Beifuß und Ambrosia, hat die Stiftung Polleninformationsdienst herausgefunden.

Triefnase, Husten oder Atemnot

Häufiges Niesen, tränenden Augen und verstopfter Nase sind bekannte Symptome. Viele Pollenallergiker leiden aber auch unter Husten, Atembeschwerden, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Haut- oder Magen-Darm-Problemen. Manche vermuten hinter den Symptomen zunächst eine Erkältung und warten erst einmal ab. Doch wer diese Anzeichen nicht ernst nimmt, riskiert langfristig ein allergischen Asthma zu entwickeln. Darauf weist der Deutsche Allergie- und Asthmabund (DAAB) in Mönchengladbach hin. Bei jedem dritten Heuschnupfenpatienten ist das so, belegen Zahlen der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst. Daher gehört der Heuschnupfen in die Hand eines allergologisch geschulten Arztes.

Ausgelöst werden die Atemwegserkrankungen durch Pollen, also den Blütenstaub von Bäumen, Sträuchern, Gräsern, Getreide und Wildkräutern. Die Befruchtungszellen der Pflanzen entleeren bei Berührung mit der menschlichen Schleimhaut ihren Zellinhalt und lösen damit bei manchen allergische Reaktionen aus.

Mit Medikamenten gegen die Allergie

Helfen können sich Allergiker mit anti-allergischen Wirkstoffen, die rezeptfrei in verschiedenen Darreichungsformen in der Apotheke zu bekommen sind. Die bekanntesten sind Loratadin und Cetirizin. Sie fallen unter die Gruppe der so genannten Antihistaminika und vermindern die Wirkung des Histamins, das der Körper als Abwehrreaktion gegen die körperfremden Stoffe freisetzt, die bei Heuschnupfen über die Atemwege in den menschlichen Organismus gelangen. Das Histamin nämlich sorgt letztlich für die allergische Reaktion, da es das Gewebe außerordentlich reizt letztlich für die allergische Reaktion. Einer ihrer großen Nachteile ist, dass sie in der Regel müde machen. Reicht diese medikamentöse Behandlung in Absprache mit dem Arzt nicht aus, kann es notwendig werden, über eine gewisse Zeit lang cortisonhaltige Medikamente zur Inhalation oder als Nasenspray zu nehmen.

Hilfe für die Geplagten

Allergiespezialisten raten dazu, die allergieauslösenden Stoffe zu meiden. Das ist nun bei einem Pollenallergiker sicher schwer. Betroffene können aber, um die Pollenintensität zu minimieren vor dem zu Bett gehen die Haare waschen und sich kurz abduschen. Tun sie das nicht, nehmen sie unweigerlich die Pollen mit ins Bett und inhalieren sie die ganze Nacht. Viele Autos verfügen heute serienmäßig über Pollenfilter. Sollte man diesen nicht im Auto haben, schafft ein nachträglicher Einbau für Abhilfe und hält den Blütenstaub draußen. Pollenschutzgitter schützen zudem den Wohnraum vor den fliegenden Allergenen. Weitere Tipps zum Schutz vor den Pollen finden Sie hier.

Ein Kreuz mit den Kreuzallergien

Das Leid mancher Pollenallergiker kann sich aber durch so genannte Kreuzallergien über das gesamte Jahr ausdehnen. Bei bis zu 60 Prozent der Pollenallergiker entwickelt sich laut DAAB nach Jahren, manchmal sogar Jahrzehnten, eine pollenassoziierte Nahrungsmittel-Allergie, die so genannte Kreuz-Allergie. Die eigentliche Allergie ist dabei auf die entsprechenden Pollen gerichtet. Doch das Immunsystem erkennt plötzlich ähnliche Eiweißstrukturen in Lebensmitteln. Durch die Reaktion auf bestimmte Pollenarten kann es nun dazu kommen, dass Menschen plötzlich auch auf Kern- und Steinobst reagieren, und das nicht nur in den Pollenflugzeiten. Hier können Sie im Überblick sehen, auf welche Allergien man welche Kreuzallergien entwickeln kann.

Wie Hyposensibilisierung funktioniert

Allergiker haben zudem die Möglichkeit durch eine spezifische Immuntherapie gegen ihr Leiden vorzugehen. Diese Therapieform, die auch Hypo- oder Desensibilisierung genannt wird, setzt an der Ursache an und ist für Erwachsenen und Kinder ab dem Schulalter geeignet. Sie ist nach Informationen des DAAB besonders gut wirksam, wenn sie schon frühzeitig nach der Allergieentstehung eingesetzt wird. Allerdings brauchen die Patienten ein eisernes Durchhaltevermögen, denn sie dauert drei Jahre. In dieser Zeit bekommt der Allergiker zunächst wöchentlich, später in immer größeren Abständen das jeweilige Pollenallergen in allmählich steigender Dosierung gespritzt, um ihn so gegen den Pollen unempfindlich zu machen.

Der Körper kann sich auf diese Weise wie bei einer Impfung gegen Krankheitserreger mit dem für ihn unverträglichen Stoff auseinandersetzen und lernt damit umzugehen. "Diese Behandlung hat eine Erfolgsrate von 80 Prozent", sagt DAK-Ärztin Elisabeth Thomas. Bei denjenigen, die den Beginn einer klassischen Immuntherapie verpasst haben, kann die Behandlung mit Hilfe einer Kurzzeitimmuntherapie noch einige Wochen vor der jeweiligen Pollensaison gestartet werden. Allerdings braucht es einige Zeit, bis sich eine Wirkung bemerkbar macht. "Sie muss daher mindestens in drei aufeinanderfolgenden Jahren wiederholt werden und kann alternativ auch während der Pollensaison in verminderter Form weitergeführt werden", erklärt Anja Schwalfenberg, Patientenberaterin beim DAAB. Sinn macht eine Hyposensibilisierung generell allerdings nur, wenn eine spezifische Allergie ausfindig gemacht wurde und zudem der Auslöser für die allergische Reaktion nicht gemieden werden kann - wie es bei Pollen der Fall ist.

Alternativen zur Spritze weniger erforscht

Neben der Spritzenform, der subkutanen Therapie, gibt es die Möglichkeit, sich auch mit Tropfen hyposensibilisieren zu lassen. Dabei wird das Allergenpräparat in den Mund unter die Zunge getropft und kann nach ein bis zwei Minuten heruntergeschluckt werden. Für Gräserpollenallergiker gibt es zudem noch die Möglichkeit, eine Gräserimpftablette einzunehmen. Vorteil dieser Therapieformen ist, dass sie bequem zu Hause erfolgen können. Allerdings gibt es zur Wirksamkeit dieser Therapien keine so weit reichende Studienlage wie zur älteren subkutanen Form. Man sollte sich über die individuell sinnvollste Therapie unbedingt mit seinem Allergologen besprechen.

(wat)
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