Zwei Drittel der Deutschen sind ahnungslos Krankheiten in der Verwandtschaft - diese sollte man kennen

Düsseldorf · Zwei Drittel der Deutschen kennen gesundheitliche Vorbelastungen in ihrer Familie nicht. Das kann für sie selbst gefährlich werden. Lesen Sie hier, warum es für Sie wichtig ist, über die Krankheiten von Bruder und Großmutter informiert zu sein.

 Zwei Drittel der Deutschen wissen nicht, unter welchen Krankheiten Geschwister und Eltern leiden.

Zwei Drittel der Deutschen wissen nicht, unter welchen Krankheiten Geschwister und Eltern leiden.

Foto: Shutterstock/Creativa Images

Wenn Familienangehörige schwere Krankheiten haben, dann ist das nicht nur tragisch für die Familiengeschichte. Es kann wichtig für die eigene Gesundheit sein, weil viele Krankheiten familiär gehäuft vorkommen.

68 Prozent der Deutschen können jedoch nicht auf die Fragen des Arztes danach antworten. Besonders ahnungslos sind vor allem die Männer zwischen 30 und 39 Jahren. Jeder Zweite weiß nicht über schwere Erkrankungen von Schwester oder Vater Bescheid.

Diese Unkenntnis bezahlt mancher mit dem Leben. Denn ist der Mediziner darüber nicht informiert, kann das schwere Auswirkungen auf Vorsorge und Diagnose haben. Er schätzt Risiken möglicherweise falsch ein, erkennt eine Erkrankung erst wenn sei fortgeschritten sind oder gibt Vorsorgeempfehlungen zu spät.

Das kann sich gravierend auswirken. Denn die meisten Krankheiten lassen sich in frühen Stadien gut heilen. Es wird schwerer, je weiter sie fortgeschritten sind.

Neben den klassischen Erbkrankheiten wie die Bluterkrankheit, Neuralrohrdefekte oder das Down-Syndrom wird bei anderen lediglich die erbliche Veranlagung weitergegeben. Sie treten dann nicht zwangsläufig auf, doch ist es wahrscheinlicher wenn auch schon Geschwister oder Großeltern darunter litten.

Diabetes, vielen Krebserkrankungen, Stoffwechselstörungen, Schilddrüsenkrankheiten, Nervenerkrankungen, Allergien oder Herz-Kreislauferkrankungen zählen dazu.

Es liegt immer dann vor, wenn bereits Geschwister, Eltern oder Großeltern eine vererbbare Krankheit haben. Bei Darmkrebs ist das beispielsweise so. Den Arzt interessieren in diesem Fall jedoch nicht nur Darmerkrankungen in der Familie, sondern auch das Vorkommen von Darmpolypen oder verwandten Krebserkrankungen wie denen des Magens. Denn auch dadurch erhöht sich das persönliche Risiko.

Darum kann es nach Informationen der im Bereich der Darmkrebs-Prävention aktiven Felix-Burda-Stiftung vor allem für junge Menschen wichtig sein, Familienforschung in Sachen Gesundheit zu betreiben.

Jeder sechste Deutsche ist vollkommen ahnungslos, wenn es um die Beschaffung dieser wichtigen Gesundheitsinformationen geht. 41 Prozent würden die eigene Mutter danach fragen. Das allerdings wird vor allem in der Altersgruppe der über 50-Jährigen oft schwierig. Nur sieben Prozent glauben, dass auch ihr Vater oder Geschwister dazu Auskunft geben könnten.

Tatsächlich lohnt es sich in jedem Fall bei all diesen Personen nachzufragen. Zumindest über eigene Erkrankungen können sie in der Regel Auskunft geben. Darüber hinaus weiß der Hausarzt dieser Personen dazu mehr. Wer daher allerdings Informationen beziehen will, benötigt eine Vollmacht seines Angehörigen dazu. Zudem muss der Arzt zuvor von der Schweigepflicht entbunden werden.

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Bei vielen Erkrankungen kann man gezielt Verwandte auf Erbveränderungen untersuchen. Je näher das Verwandtschaftsverhältnis ist, umso größer ist das Risiko.

Bei Fragen rund um Krebserkrankungen helfen beispielsweise spezialisierte Krebszentren weiter.

Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Das eigene Erkrankungsrisiko schwankt von Krankheit zu Krankheit. Recht gut erforscht sind die Zusammenhänge bei Krebserkrankungen. Etwa jeder zwanzigste Krebsfall geht auf erbliche Veränderungen der Gene zurück.

Hollywood-Star Angelina Jolie ließ sich zum Beispiel aufgrund einer risikobehafteten Erbgutvariante aus Angst vor Krebs zunächst beide Brüste und später auch noch die Eierstöcke und Eileiter entfernen.

Verwandte ersten Grades, also Eltern, Geschwister oder Kinder von Darmkrebspatienten haben nach Informationen des Krebsinformationsdienstes beispielsweise ein zwei- bis dreimal höheres Risiko auch diesen Krebs zu bekommen.

Manchmal finden sich zudem Hinweise auf weitere Risikogene. In solchen Fällen kann die Wahrscheinlichkeit selbst zum Betroffenen zu werden noch weiter ansteigen. Zehn bis 15 Prozent aller Darmkrebserkrankungen gehen auf Veränderungen des Erbguts zurück, so die Deutsche Krebsgesellschaft. Selbst bei entfernteren Verwandten lässt sich rein rechnerisch noch eine leichte Steigerung der Krebsrate ausmachen. Aus diesem Grund ist es sinnvoll entsprechende Vorsorge zu treffen.

Krankheiten, die besonders häufig innerhalb einer Familie auftreten, sollten frühzeitig ins Visier genommen werden. Beim Beispiel Darmkrebs heißt das, mit 40 Jahren mit der Darmkrebsvorsoge zu beginnen. In der Regel übernehmen die Krankenkassen die Kosten hierfür.

Ohne Vorbelastung beginnt diese Vorsorge erst mit dem 50. Lebensjahr. Darmspiegelungen werden sonst sogar erst ab dem 55. Lebensjahr übernommen. Der Hausarzt kann die Risiken für verschiedene Erkrankungsrisiken gut einschätzen.

Auch im Gespräch mit dem jeweiligen Facharzt lässt sich ein individueller Vorsorgeplan erstellen. Dieser kann neben einer regelmäßigen und engmaschigen körperlichen Untersuchung auch Ultraschalluntersuchungen beinhalten, Urinkontrollen, Spiegelungen bestimmter Organe oder andere Untersuchungen.

(wat)
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