In NRW nutzt eine Zeckenimpfung nichts Krankheitsgefahr — die Zecken krabbeln wieder

Berlin · Mit den warmen Sonnenstrahlen werden auch die Zecken wieder aktiv. Sie brauchen Blut und sind auf der Suche nach Wirten. Durch den Stich des kleinen Blutsaugers können Viren, Bakterien und sogar Einzeller in den menschlichen Körper gelangen.

Eine Impfung kann gegen die Krankheit, die am häufigsten durch Zecken übertragen wird, nichts ausrichten. Denn impfen kann man gegen FSME, eine Viruserkrankung, die überwiegend in Süddeutschland vorkommt, nicht aber gegen Borelliose, das auch hierzulande von Zecken übertragen wird.

Rund 40 Prozent der heimischen Zecken sind mit Borrelien-Bakterien — den Bakterien, die Borreliose auslösen können — befallen. Dieses Erregerbakterium gehört zur gleichen Bakterienfamilie wie der Erreger der Syphilis. Borrelien sind allerdings sexuell nicht übertragbar. Im von der Zecke gestochenen menschlichen Organismus sondert der Erreger Toxine ab, die zum Krankheitsbild führen.

Häufig sind schon Kinder und Jugendliche mit ihnen infiziert, so offenbart eine Studie des Robert-Koch-Instituts: Sieben Prozent der 14- bis 17-Jährigen sind bereits wenigstens einmal von einer infizierten Zecke gebissen worden. Glück im Unglück haben jedoch viele dieser Kinder, denn statistisch gesehen kommt es nur in einem von hundert Fällen zu einem Ausbruch der bakteriell bedingten Krankheit. Schon bei acht Grad Celsius werden die Zecken langsam aktiv.

Zecken springen einen nicht an

Auf der Suche nach dem rechten Wirt krabbeln sie an Gräsern hoch und positionieren sich in Büschen und wechseln mitunter innerhalb weniger Sekundenbruchteile zum Wirt hinüber. Durch bestimmte Signale wie der Buttersäure im Schweiß erkennen sie, dass ein Wirtstier oder ein Mensch in der Nähe ist und werden aktiv. Entgegen der landläufigen Meinung, dass sich Zecken von Bäumen auf ihre Opfer fallen lassen, kommt die Gefahr eher von untern. Sie krabbeln vom Boden aus oder aus maximal anderthalb Meter Höhe durch Hosenbeine am Menschen hinauf und saugen sich irgendwo fest.

Für Zecken ist es da am schönsten, wo sie warme, feuchte, gut durchblutete Hautpartien vorfinden. Das ist der Grund dafür, warum sie sich häufig auf der Kopfhaut, am Hals, in Arm- oder Kniebeugen Händen und Füßen festsetzen. Dabei gehen die kleinen Spinnentiere sehr wählerisch vor und lassen sich mitunter mehrere Stunden Zeit, bevor sie sich mit ihrem Mundorgan und feinsten Stacheln in der Haut verankern. Der Mensch bemerkt diesen Einstich nicht.

Zecken zeitnah entfernen

Wer die Tierchen auf ihrer Suche nach einem geeigneten Platz entdeckt und gleich entfernt, der schützt sich vor einer Krankheit, die ansonsten chronisch werden kann: Borreliose. Auch, wenn die Zecke ihren Platz auf der Haut gefunden hat, sollte sie möglichst zeitnah entfernt werden. Denn der Borreliose-Erreger befindet sich im Mitteldarm der Zecke und gelangt erst ungefähr nach 24 Stunden mit den Ausscheidungen der Zecke in den menschlichen Organismus. Wer die Zecke also rechtzeitig findet, kann der Infektion entgehen. Gelangt das Bakterium in den menschlichen Organismus kann es dennoch sein, dass der Infizierte nicht krank wird.

Rund 100.000 Ansteckungen werden im Schnitt jährlich in Deutschland registriert. Im Vergleich dazu erkranken jedes Jahr zwischen 250 und 500 Menschen an FSME, so das Robert-Koch-Institut. Etwa zehn Prozent der Borreliose-Fälle nehmen einen chronischen Verlauf, so hält der Borreliose und FSME-Bund Deutschland fest. Das schwierige an der Krankheit ist, dass sie vor allem im Anfangsstadium schwer zu diagnostizieren ist. Ausgerechnet dann aber ist sie am besten antibiotisch behandelbar.

Das sind die Symptome einer Borreliose

Die Symptome einer Borreliose werden oft mit anderen Krankheiten verwechselt, für die sie auch typisch sein können: "Ihre Symptome ähneln einer Erkältung mit Fieber-, Kopf- und Gliederschmerzen", erklärt Prof. Dr. Peter Sefrin, Bundesarzt beim Deutschen Roten Kreuz. Ein weiterer Hinweis kann eine kreisrunde, sich ausbreitende Rötung sein, die drei bis 30 Tage später auftreten kann. Der Fleck kann wandern (Wanderröte) und begleitet sein von Bindehautentzündung, geschwollenen Lymphknoten oder Muskel- und Gelenkschmerzen. In der zweiten Phase der Erkrankung können Herzbeutel-, Hirn- oder Nervenentzündungen sowie Lähmungen auftreten. Stellt man Symptome fest, sollte man unbedingt zum Arzt gehen. Der wird Antibiotika verordnen, um die Borrelien, die den Köper befallen haben, abzutöten. Das gelingt besser, je früher der Patient sich dem Arzt anvertraut.

Unentdeckt saugt sich die Zecke zwei bis zwölf Tage voll Blut. Dabei wächst sie auf das zweihundertfache ihres eigenen Urspungsgewichts an. Aus dem nur vier Millimeter großen Tierchen wird ein ballonartiges, erbsengroßes Wesen. So vollgesaugt kann das Spinnentier nun mehrere Jahre ohne weitere Blutaufnahme überleben.

Wer sich vor den Zeckenangriffen schützen möchte, der sollte auch bei warmen Temperaturen immer langärmelige Oberteile und lange Hosen tragen, wenn er in Wald und Wiese unterwegs ist. Nach einem Spaziergang oder der Gartenarbeit ist es sinnvoll, sich auf Zecken zu untersuchen. Wie sie eine gefundene Zecke richtig entfernen, lesen Sie hier.

(wat)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort