Ein Forscher erklärt Diese 7 Gewohnheiten schützen vor Krebs

Düsseldorf · Laut einer aktuellen Studie des Robert-Koch-Instituts (RKI) erkrankt jeder zweite Deutsche in seinem Leben an Krebs. Besonders wahrscheinlich ist die Erkrankung an Brust, Darm, Prostata und Lunge. Doch rund ein Drittel aller Krebsfälle in Deutschland gelten als vermeidbar. Ein Krebsforscher erklärt.

Ein Nachbar, ein guter Freund, ein Familienmitglied - so gut wie jeder kennt Menschen, die an Krebs erkrankt sind. Das macht vielen Menschen Angst.

Ein veröffentlichter Bericht des RKI gibt diesen Sorgen neue Nahrung. Immerhin erkranken 51 Prozent der Deutschen Männer und 43 Prozent der Frauen im Laufe ihres Lebens an Krebs. Die häufigsten Formen sind Tumore an Brust, Darm, Prostata und Lunge. Aber durch einen gesunden Lebensstil lässt sich viel erreichen.

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Foto: NGZ

"Wenigstens ein Drittel aller Krebsfälle in Deutschland, vielleicht sogar mehr, könnte vermieden werden", sagt auch Prof. Rudolf Kaaks, Leiter der Abteilung für Krebsforschung und Epidemiologe am Deutschen Krebsforschungszentrum. "Es ist der Teil, der durch Lebensstilfaktoren entsteht, die wir selber beeinflussen können." Der Experte gibt sieben Ratschläge.

  1. Rauchen: Das Rauchen ungesund ist und Krebs auslösen kann, ist nicht neu. In der Tat werden etwa 80 Prozent aller Fälle von Lungenkrebs durch die Kippe verursacht. Doch das ist längst nicht alles: "Bis zu 20 Prozent aller Krebsfälle in Deutschland wären ohne das Rauchen vermeidbar", sagt Kaaks. Denn die schlechte Angewohnheit ist auch Hauptrisikofaktor für Krebs in der Speiseröhre, in Mund und Rachen, an der Bauchspeicheldrüse und in der Blase.
  2. Adipositas und Übergewicht vermeiden: Der zweitwichtigste Faktor für eine Krebserkrankung im Allgemeinen ist das Gewicht. Übergewicht oder gar Adipositas (Fettleibigkeit) sind Verursacher von bis zu 40 Prozent der Fälle von Nierenzellkrebs und Speiseröhrenkrebs (Adenokarzinom) und sogar von bis zu 50 Prozent der Fälle von Gebärmutterkrebs. "Insgesamt betrachtet ist Übergewicht und vor allem Adipositas für etwa fünf Prozent der Krebserkrankungen in Deutschland verantwortlich - diese könnten dadurch also vermieden werden."
  3. Nicht zu viel Alkohol: Ganz verzichten muss man auf Alkohol nicht, regelmäßiges intensives Trinken jedoch erhöht das Krebsrisiko deutlich. Das gilt vor allem dann, wenn der Betroffene gleichzeitig raucht, sagt der Krebsforscher: "Kommen Rauchen und Trinken zusammen, ist das Risiko an Krebs in Speiseröhre, Rachen und Mundhöhle zu erkranken um das 50- bis sogar 100-fache erhöht."
  4. Regelmäßige Bewegung: Insgesamt ist der Faktor "Bewegung" durch Studien relativ wenig erforscht. "Es gibt klare Belege, dass regelmäßige körperliche Bewegung das Risiko für Brust- und Darmkrebs senkt", sagt Kaaks. "Außerdem ist es zumindest sehr wahrscheinlich, dass es auch bei anderen Krebsarten eine schützende Rolle spielt."
  5. Gesunde Ernährung: Definitiv relevant für die Gesundheit ist allerdings die Ernährung. Das zeigen zahlreiche Studien. "Besonders wichtig ist hier eine faserreiche Ernährung mit Vollkornprodukten, frischem Obst und Gemüse, die den Stuhlgang ankurbelt und somit vor Darmkrebs schützt", sagt Kaaks. Zudem sollte möglichst wenig rotes Fleisch gegessen werden. Sie werden von der WHO inzwischen als krebserregend eingestuft.
  6. Sonnenbrände vermeiden: "Sonnenbrände sind die Hauptursache für Melanome, also Hautkrebs in Deutschland", sagt Kaaks. Aus diesem Grund sollten sie unbedingt vermieden werden - und zwar nicht nur als Erwachsener, sondern schon in jungen Jahren. "Oftmals nimmt der Hautkrebs seinen Anfang durch Sonnenbrände, die im Kindesalter entstehen", so der Krebsforscher.
  7. Screenings, Mammographie, Impfung in Anspruch nehmen: Viele Krebserkrankungen - oder zumindest Todesfälle durch Tumore - könnten zudem vermieden werden, wenn ihre Entwicklung frühzeitig erkannt wird. Screenings beispielsweise helfen die Sterberate durch Gebärmutterhalskrebs zu senken, weil die Erkrankung vorzeitig erkannt und beseitigt werden kann. Ein Hauptrisikofaktor für Gebärmutterhalskrebs sind zu dem HP-Viren, die sexuell übertragen werden und auf die sich Frauen nicht nur testen lassen können, es gibt auch eine Impfung. Die Mammographie gilt nach wie vor als bestes Mittel zur Brustkrebsvorsorge. Vor allem Männer ab einem Alter von 55 sollten zudem regelmäßig zur einer Darmspiegelung gehen. Durch sie lassen sich Polypen - also das Vorstadium von Darmkrebs schnell erkennen - und während des Prozesses zugleich beseitigen.

Wer diese Lebensgewohnheiten umsetzt, hat ein deutlich reduziertes Risiko an Krebs zu erkranken. "Gleichzeitig muss man bedenken, dass diese Punkte das Risiko nicht vollständig eliminieren. Es gibt auch Menschen, die nicht Rauchen und trotzdem an Lungenkrebs erkranken." Außerdem kommen noch zwei andere Faktoren hinzu: Durch die steigende Lebenserwartung, sind die Menschen auch länger im hohen Alter. Mit jedem Lebensjahr steigt rein biologisch die Wahrscheinlichkeit für Mutationen in Zellen, also auch das Risiko für Krebs.

Zudem sind die Berechnungen der Krebsfälle, die vermeidbar wären, auf ein bestimmtes Lebensalter von rund 70-80 Jahren angelegt. Menschen, die älter werden, fallen also aus den belastbaren Studien heraus.

"Das Ziel kann also letztlich leider nicht unbedingt sein, niemals Krebs zu bekommen, sondern so lange wie möglich gesund zu bleiben", sagt Kaaks.

(ham)
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