Wissenschaft Forscher verbuchen neue Erfolge im Kampf gegen Krebs

Berlin · Im Kampf gegen den Krebs setzen Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums auf eine Erbgut-Analyse der Patienten. Am Mittwoch hört sich die Kanzlerin die Ideen an.

Kriterien für eine vererbte Krebserkrankung
Infos

Kriterien für eine vererbte Krebserkrankung

Infos
Foto: ADVANCED CELL TECHNOLOGY, ASSOCIATED PRESS

"Ziel ist es, die für den einzelnen Patienten individuellen Abweichungen in seinen Krebszellen zu entdecken und darauf die zielgerichtete personalisierte Therapie auszurichten", sagte Otmar D. Wiestler, Chef des Forschungszentrums mit Sitz in Heidelberg, das heute sein 50-jähriges Bestehen feiert. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wird persönlich zum Gratulieren kommen und sich über die Arbeit der Forscher informieren.

In Nordrhein-Westfalen gehören die Universitätskliniken Düsseldorf, Essen und Köln/Bonn wie auch Heidelberg zum Netzwerk der onkologischen Spitzenzentren, das von der Deutschen Krebshilfe organisiert wird. Einige Kliniken besitzen in gewissen Bereichen internationale Reputation; so ist das Universitätsklinikum Düsseldorf führend in der Behandlung bösartiger Erkrankungen des Blutes, des Knochenmarks und der Lymphknoten.

Diese Lebensmittel schützen vor Krebs
Infos

Diese Lebensmittel schützen vor Krebs

Infos
Foto: Shutterstock/ lsantilli

Die nordrhein-westfälische Krebsgesellschaft erarbeitet gerade einen Leitfaden mit allen Krebsärzten und ihren jeweiligen Spezialisierungen.

Krebs ist die zweithäufigste Todesursache in Deutschland nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Pro Jahr erkranken knapp 500.000 Menschen neu daran. Die Zahl der Neuerkrankungen steigt aufgrund der Zunahme des Anteils älterer Menschen in der Gesellschaft. So hat die Zahl der Neuerkrankungen zwischen 2000 und 2010 bei Männern um 21 und bei Frauen um 14 Prozent zugenommen, wie aus Daten des Robert-Koch-Instituts hervorgeht.

So sehen die wichtigsten Hautveränderungen aus
11 Bilder

So sehen die wichtigsten Hautveränderungen aus

11 Bilder
Foto: Shutterstock/Stephen VanHorn

Die mit Abstand häufigsten Krebsarten sind bei Frauen Erkrankungen der Brust und bei Männern der Prostata. Danach folgen bei beiden Geschlechtern Darm und Lunge. Die Sterberate wegen Krebs konnte im vergangenen Jahrzehnt gesenkt werden. Bei Männern ging sie um 17 Prozent, bei Frauen um elf Prozent zurück. Damit liegt Deutschland etwas besser als der Durchschnitt in der Europäischen Union.

Blutwerte - was sie bedeuten
Infos

Blutwerte - was sie bedeuten

Infos
Foto: Shutterstock/ JPC-PROD

Trotz aller Fortschritte bleibe die Krebsbekämpfung "eine gesundheitspolitische Herausforderung ersten Ranges", sagte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) unserer Zeitung. Die Bundesregierung sei deshalb fest entschlossen, in den nächsten Jahren die Ziele des Nationalen Krebsplanes weiter umzusetzen. "Denn es geht darum, die Behandlung der an Krebs erkrankten Menschen zu verbessern", betonte Gröhe. So solle die Früherkennung von Krebs in Zukunft in einer höheren Wirksamkeit, Qualität und Sicherheit durchgeführt werden.

Der Minister verwies auch auf den Ausbau des klinischen Krebsregisters, der vor einem Jahr in Gang gesetzt wurde. Durch die systematische Sammlung von Daten über den Verlauf von Krebserkrankungen und ihrer Behandlungen sollen weitere Erkenntnisse gewonnen werden.

Gröhe kündigte zudem mehr Hilfe an: "Die Diagnose Krebs ist für die Betroffenen und ihre Angehörigen ein großer Schock", sagte er. In dieser Phase benötigten die Menschen viel Unterstützung. "Deswegen wollen wir die Informations- und Beratungsangebote für Krebskranke und ihre Angehörigen ausbauen und die psycho-onkologische und die psycho-soziale Versorgung weiterentwickeln."

Für die Erforschung der tückischen Krankheit wird viel Aufwand getrieben. Allein für das Krebsforschungsprogramm der Helmholtz-Gemeinschaft gibt die Regierung in diesem Jahr 200 Millionen Euro aus. "In der Krebsforschungsförderung haben wir den Anspruch, Patientenversorgung und Forschung unter einem Dach zu vereinigen", sagte Forschungsministerin Johanna Wanka (CDU). "Denn das Ziel ist, die beste Therapie für jeden einzelnen Patienten individuell zu entwickeln. Krebsforschung und Patientenversorgung gehen Hand in Hand."

Eines der bekanntesten Beispiele dafür, wie aus Krebsforschung praktischer Nutzen für die Menschen entsteht, kommt aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum. Der frühere Zentrumschef Harald zur Hausen bekam 2008 den Medizin-Nobelpreis für die Entdeckung, dass Gebärmutterhalskrebs durch Papillomviren verursacht wird. Mittlerweile ist es Standard, dass junge Frauen gegen diese Viren geimpft werden. Auch das Wissen, welche Substanzen in Nahrung und Umwelt wegen ihrer krebserzeugenden Wirkung vermieden werden müssen, ist der Forschung zu verdanken.

Trotz der bereits vorhandenen Erkenntnisse über die Auslöser von Krebserkrankungen geht die Weltgesundheitsorganisation davon aus, dass sich rund 30 Prozent aller Krebsfälle durch Vorbeugung verhindern ließen. Als größtes vermeidbares Risiko gilt immer noch das Rauchen.

(qua)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort