Granatapfel, Sport & Co. Krebsprävention: Das raten Experten

Düsseldorf · An Krebs zu erkranken ist die größte Sorge der Deutschen. Das kommt nicht von ungefähr: Täglich kursieren neue Meldungen über neue krebserregende Stoffe. Mobiltelefone sollen Krebs verursachen können, zu enge BHs und Zahnfüllungen. Unterschätzt wird doch die wirkliche Gefahr: die Lebensführung.

Diese Lebensmittel schützen vor Krebs
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Foto: Shutterstock/ lsantilli

Viele Dinge sind in Verruf geraten, Krebs verursachen zu können und schüren damit die Angst vieler Menschen, diese Krankheit zu bekommen. Tatsächlich gibt es vermeidbare Risikofaktoren. Hinlänglich bekannt ist zum Beispiel die wissenschaftlich bewiesene Tatsache, dass Rauchen einer der größten Krebsauslöser ist. Ein Drittel aller Krebserkrankungen ist nach Informationen der Deutschen Krebshilfe allein auf den Tabakkonsum zurückzuführen. 110.000 Menschen sterben jährlich in Deutschland an den Folgen des Rauchens.

Mythen um Krebsauslöser

"Viele Menschen denken zu Unrecht, dass ein Schlag auf die Brust, Stress, das Tragen enger Unterwäsche, die Verwendung von Mobiltelefonen oder genetische verändertes Essen wesentliche Risikofaktoren für Krebs sind", berichtet Dr. Derek Power von der University Mercy und Cork Hospital in Irland. Auch die Gefahr, die von Pestizidrückständen auf Lebensmitteln ausgeht wird nach Einschätzung von Fachleuten ebenso überschätzt wie das von Zusatzstoffen. Viele gehen davon aus, dass die Einnahme von zusätzlichen Vitaminen und Nahrungsergänzungsmitteln zuträglich sei. Krebsexperten halten das in Sachen Krebsprävention für vollkommen unnötig.

Dennoch gehören Vitamine und Mineralstoffe zu den meist verkauften Gesundheitsprodukten in Deutschland. Nach Auffassung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung setzten Verbraucher statt auf die tägliche Portion Obst und Gemüse lieber auf Pillen. Andere hingegen, die sich eigentlich ausgewogen ernähren, befürchten, sie kämen ohne zusätzliche Mineralstoffe und Vitamine nicht aus und nehmen diese unnötigerweise. Statt ihrer Gesundheit zu nutzen, schaden sie ihr dadurch mitunter sogar. "Vitamine und Mineralstoffe sind keineswegs die harmlosen Nahrungsergänzungsmittel oder gar das gesunde Extra, als das sie oft beworben werden: Aktuelle wissenschaftliche Analysen zeigen, dass durchaus negative Effekte auftreten können", sagt der Krebsinformationsdienst.

Das löst Krebs wirklich aus

Dem eigenen Lebensstil messen die Menschen dementgegen zu wenig Bedeutung bei und unterschätzen das Risiko, das man selbst in der Hand hat. "Untersuchungen bestätigen, dass ein großer Anteil der EU-Bevölkerung der Idee einer Selbstverantwortung in der persönlichen Krebsprävention, also einer entsprechenden Änderung des Verhaltens und des Lebensstils, nicht viel abgewinnen kann", kommentiert der bekannte Tumormediziner aus St. Gallen in der Schweiz. "Sie machen lieber die Gene und die Gesellschaft dafür verantwortlich, wenn sie Krebs bekommen." Es ist der leichtere Weg. Tatsächlich jedoch sind Ernährung und Lebensstil inklusive Rauchen für 90 bis 95 Prozent der Krebserkrankungen verantwortlich, nur fünf bis acht Prozent auf Vererbung zurück zu führen, ist sich der irische Onkologen Dr. Derek Power sicher.

Während Befürchtungen wie die, dass BH-Bügel Krebs verursachen können, ins Reich der Mythen gehören und ebenso auch die Annahme, dass der Konsum zu vieler Milchprodukte die Krankheit auslöse, gibt es Faktoren, die nachgewiesener Maßen mit der Entstehung von Krebs in Zusammenhang stehen.

Alkohol und UV-Strahlung als Risiken unterschätzt

Bier, Wein und Schnaps wirken sich zum Beispiel auf das Krebsrisiko aus. Dabei tun sich die Experten allerdings schwer, eine Alkoholmenge zu bestimmen, ab der es gefährlich wird. Wirklich bedenkenlos kann man aus wissenschaftlicher Sicht Alkohol nie genießen. Auf keinen Fall aber sollten Männer mehr als einen halben Liter Bier oder einen Viertelliter Wein pro Tag trinken. Für Frauen liegt die Grenze bei einem Viertelliter Bier oder einem Achtelliter Wein. Das entspricht 10 bis 15 Gramm Alkohol, sagt der Krebsinformationsdienst dazu.

UV-Strahlen sind ein hoher Indikator für die Entstehung von Hautkrebs. Wer sich nicht vor dieser Strahlung schützt, der riskiert Krebs zu bekommen. Das gilt sowohl für die ultravioletten Anteile der Sonnenstrahlung als auch für das UV-Licht im Solarium. Die gefährliche Wirkung zeigt sich unmittelbar in einem Sonnenbrand und nach Jahrzehnten durch vermehrte Faltenbildung oder Pigmentflecken. Sterben die geschädigten Zellen nicht ab, kann daraus Hautkrebs entstehen.

Das reten die Experten in Sachen Prävention

Im Europäischen Kodex gegen Krebs formulieren hochrangige Experten das, was Menschen tun können, um bewusst krebsauslösende Risikofaktoren in ihrem Leben zu minimieren. So empfiehlt der Kodex nicht zu rauchen, Übergewicht zu vermeiden, sich viel zu bewegen, auf den Sonnenschutz zu achten und nicht täglich Alkohol zu trinken.

Auch raten die Fachleute zu den Früherkennungsuntersuchungen für Gebärmutterhalskrebs, Brustkrebs und Dickdarmkrebs. Diese Leistungen sind ab einem bestimmten Alter im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherungen inbegriffen, werden also von ihnen bezahlt. Zudem sollte man Impfangebote gegen Krebs wahrnehmen. Das ist zum Beispiel bei jungen Mädchen angeraten, um sie vor einer Infektion mit Humanen Papillomviren zu schützen, die Gebärmutterhalskrebs auslösen können.

(wat)
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