Neue Studie Hier haben Krebspatienten die besten Überlebenschancen

Heidelberg/Leipzig · Es hängt vom Land ab, wie hoch nach der Diagnose Krebs die Überlebenschancen ausfallen. Das hat eine große europäische Studie ergeben. Lesen Sie hier, wie Deutschland darin abschneidet und welche Krebsarten am besten zu beherrschen sind.

Wo Krebspatienten am besten versorgt sind
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Foto: dpa, Jan-Peter Kasper

Ob man den Krebs überlebt ist davon abhängig, wo man lebt. Das fanden Wissenschaftler in einem Mammutprojekt heraus, für das sie acht Jahre lang über zehn Millionen Patientendaten aus 29 Ländern auswerteten. "Eurocare-5" nennt sich die große Studie, die erfreulicher Weise auch festhält, dass die Lebenserwartung von Krebspatienten in Europa insgesamt steigt. Dennoch sind die Unterschiede nicht zu übersehen. In Deutschland haben Krebskranke überdurchschnittlich hohe Chancen zu überleben. Besonders schlecht schneiden hingegen die osteuropäischen Länder ab. Im Mittelfeld liegen Großbritannien, Irland und Dänemark.

Der Erfolg der Krebstherapie bemisst sich dabei in Fünfjahres-Überlebensraten, denn das ist ein fester Prognosewert, wenn es um Krankheiten wie Krebs geht. Bei Brustkrebs lebtenin Deutschland nach diesem Zeitraum noch 84 Prozent der betroffenen Frauen. In Osteuropa sind es lediglich 74 Prozent. Bei Darmkrebs liegen die Deutschen sogar an der Spitze: 62 Prozent leben fünf Jahre nach der erschütternden Diagnose, in Lettland hingegen bei nur 43 Prozent.

Früherkennung bringt den Vorteil

Die Forscher führen das auf eine zu späte Diagnose in manchen Ländern zurück. In Deutschland ist die gezielte Früherkennung durch Darmspiegelung und eine Untersuchung des Stuhls auf verstecktes Blut hin eine Routineuntersuchung im Rahmen des Vorsorgechecks ab 50. Das ist unangenehm, aber gut so, denn Tumore, die frühzeitig auffallen, können in einem günstigeren Stadium behandelt werden. Dadurch ist auch die Überlebenswahrscheinlichkeit entsprechend höher.

"Bei Hautkrebs lässt sich das ebenfalls sehr gut erkennen", sagt Prof. Alexander Katalinic, Vorsitzender der Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister, der Mitglied im Steuerungsgremium der Eurocare Gruppe ist. In den osteuropäischen Ländern überleben nach der Diagnose rund 74 Prozent der Menschen, denn dort ist eine Hautkrebsfrüherkennung nicht etabliert. In Zentraleuropa hingegen leben nach fünf Jahren insgesamt 87,6 Prozent der Erkrankten. Betrachtet man Deutschland isoliert, so bekommt man eine Überlebenswahrscheinlichkeit von 89,4 Prozent.

Länder haben unterschiedliche Therapieoptionen

Ein Grund für die unterschiedliche Chance, bei Krebs zu überleben sieht Katalinic in der Therapie. "Nicht überall haben wir die gleiche Verfügbarkeit von Therapien", sagt der Experte. Je nach Krebserkrankung ist eine Kombination unterschiedlicher Methoden erforderlich, so zum Beispiel eine Kombination aus Chemo- und Strahlentherapie und begleitender Operation. In Ländern, die mehr Geld in ihr Gesundheitssystem stecken, profitieren die Patienten mit höheren Überlebenschancen. So ist die onkologische Versorgung in Deutschland für Erwachsene wie auch für Kinder sehr hoch.

Was den Forschern beim Vergleich der Daten zudem auffiel ist, dass Dänemark unter den skandinawischen Ländern eine Sonderrolle spielt. Magenkrebs überleben dort nur 16 Prozent der Erkrankten, während es in Finnland hingegen über 25 Prozent sind. In Deutschland liegt die Zahl zum Vergleich bei 31 Prozent. "Warum das so ist, ist uns auch nicht so recht klar", sagt Prof. Alexander Katalinic. Möglicherweise spielen Risikofaktoren dabei eine Rolle. Beim Lungenkrebs würde die besonders hohe Zahl rauchender Frauen in Dänemark solche Ergebnisse erklären.

Rauchen und Übergewicht wirken tödlich

Allerdings sind die Aussichten mit Lungenkrebs zu überleben insgesamt schlecht. Auch Deutschland hat mit 16 Prozent Überlebenden nach fünf Jahren eine schlechte Bilanz vorzuweisen. Die häufigste Ursache für diese spezielle Krebserkrankung ist nachweislich das Rauchen. Es wirkt sich jedoch auch auf andere Krebsarten ungünstig aus, ebenso wie Übergewicht und Bewegungsmangel.

Auch ein hoher Alkoholkonsum kann in Hinblick auf bestimmte Krebserkrankungen eine Rolle spielen. "Rachenraumkrebs tritt in Zusammenhang mit Alkohol häufiger auf", sagt Katalinic. Das Risiko die gefährliche Krankheit zu überstehen, kann man selbst direkt minimieren, indem man seinen Lebenswandel verändert, sind sich die Forscher einig. Das wirkt sich nach Worten des Vorsitzenden des epidemiologischen Krebsregisters unmittelbar auf das Kurzzeitüberleben aus.

(wat)
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