Krebsvorbeugung Was der Arzt bei einer Darmspiegelung mit Ihnen macht

Heidelberg/Berlin · Sowohl bei Männern als auch Frauen ist Darmkrebs die zweithäufigste Krebserkrankung. Gleichzeitig ist es auch der einzige Krebs, den man durch eine rechtzeitige Vorsorge so früh erkennen kann, dass man ihn verhindern könnte. Doch vielen Menschen ist diese Untersuchung nicht geheuer. Wir erklären Ihnen, wie sie abläuft.

Wie hoch ist Ihr Darmkrebsrisiko?
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Foto: Shutterstock/ Sebastian Kaulitzki

69.000 Deutsche erkranken jedes Jahr an Darmkrebs. Das müsste nicht so sein. Per Darmspiegelung, auch Koloskopie genannt, könnte man bösartige Tumore nicht nur frühzeitig erkennen, sondern sogar verhindern, sagt Prof. Christian Trautwein, Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie (DGVS). Die Zahl der Fälle, die die Vorstufe eines Tumors in sich tragen, ohne es zu wissen, ist hoch: Bei fast sieben Prozent der Versicherten, die sich zu einer vorsorglichen Koloskopie aufraffen können, finden die Fachärzte nach Informationen der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften ein Adenom im Darm. In ihnen schlummert einer dieser gefährlichen Polypen, aus denen ein bösartiger Tumor wachsen würde.

Die Angst vor der Darmspiegelung

Obwohl eine Darmspiegelung lebensrettend sein kann und auch Krankheiten wie Morbus Crohn oder die chronisch-entzündliche Darmerkrankung Colitis ulcerosa auf diese Weise frühzeitig erkannt werden können, machen allerdings immer weniger Menschen von der Maßnahme Gebrauch. Die Angst vor einer schlimmen Diagnose ist zu groß, ebenso wie Angst vor der unangenehmen Untersuchung, über die keiner gerne spricht. Da hilft auch das Werben vieler Prominenter wie Harald Schmidt oder Sandra Maischberger wenig oder die selbstentblößende Live-Dokumentation der Darmspiegelung von Susan Stahnke, die am eigenen Leib demonstrieren ließ, was eine Koloskopie bedeutet.

Sie macht nur Sinn einem vollkommen gereinigten Darm. Nichts zu essen reich dazu allerdings nicht aus. Aus diesem Grund sollte man bereits zwei Tage vor der Untersuchung keine stark ballaststoffreiche Kost mehr zu sich nehmen, Körner, Salat und faseriges Gemüse sind tabu. Einen Tag vor der Spiegelung verschreiben Gastroenterologen oder Internisten ein Abführmittel und empfehlen, viel zu trinken. Mehrere Liter sollten es sein. Für manchen erscheint diese Menge qualvoll groß. Dennoch empfiehlt es sich, die Anweisungen möglichst genau zu beachten. Patienten, die es mit der Prozedur nicht so genau nehmen, gehen das Risiko ein, dass bei ihnen Vorstufen des langsam wachsenden Darmkrebses nicht zweifelsfrei aufgespürt werden können und so eine weitere Spiegelung zu einem späteren Zeitpunkt notwendig ist.

Das Vorspiel

Die abführende Wirkung setzt bei jedem Menschen unterschiedlich schnell ein. Aus diesem Grund sollte man sich am Nachmittag vor dem Untersuchungstermin lieber nicht mehr viel vornehmen und sich statt dessen in der Nähe einer Toilette aufhalten. Für manchen wird das ohnehin nötig, denn unangenehmer Nebeneffekt des Abführmittels können Krämpfe im Darmtrakt sein.

Das Bedürfnis auch kurz vor dem Start zur Koloskopie noch zur Toilette zu müssen, kann zwar sehr verunsichernd für den Patienten sein. Für den untersuchenden Arzt allerdings stellt das kein Problem dar. Durch den fingerdicken Schlauch, mit dem die Minikamera in den After eingeführt wird, werden auch Restflüssigkeiten abgesaugt. Zuvor jedoch wird der Patient mit einer leichten Betäubung versehen. Verwendet wird dazu häufig das schmerzlindernde Narkosemittel Propofol. Das wirkt innerhalb von 10 bis 40 Sekunden und lässt den Betroffenen in einen Dämmerschlaf sinken.

Risiken durch Betäubungsmittel

Wird es zu stark dosiert, kann es als Mögliche Nebenwirkung wie ein tiefes Schlafmittel wirken. Im ungünstigsten Fall setzt das die Atmung des Betroffenen herab und kann zu einem Atemstillstand führen, so die DGVS. Daneben werden andere sogenannte Benzodiazepinderivate eingesetzt, die mit einem Opiat kombiniert werden können. Allerdings sind diese länger im Körper wirksam, was auch die Aufwachzeit heraufsetzt. Aus diesem Grund sollten sie sich nach einer Ruhepause von einem Angehörigen abholen lassen oder mit dem Taxi nach Hause fahren.

Andere Beruhigungsmittel führen den Patienten hingegen lediglich in einen entspannten Zustand, in dem er der Untersuchung jedoch noch selbst folgen kann. Das ist unter Umständen auch für den Arzt hilfreich, der immerhin rund 1,5 bis zwei Meter Schlauch durch den Mastdarm bis hin zum letzten Teil des Dünndarms schieben muss. In Manchen Praxen kann der Patient die Reise durch sein Inneres auf einem Bildschirm selbst verfolgen. Der Mediziner selbst schaut bei der Kamerauntersuchung auf Polypen, die aus der Darmwand wachsen oder andere Schädigungen. Werden Vorstufen von Tumoren sichtbar, kann er diese sofort über eine elektrische Schlinge entfernen. Eine spätere Untersuchung im Labor bringt Sicherheit darüber, ob es sich tatsächlich um eine Krebsvorstufe handelte oder um unauffälliges Gewebe.

Sorge vor Darmdurchbrüchen und Co.

In einigen Fällen kann es bei der Innenschau zu Komplikationen kommen. Untersucht hat die Präventionsexperte Professor Hermann Brenner vom Deutschen Krebsforschungszentrum. In der Anfang 2013 veröffentlichten Studie kam es nach fünf von 10.000 Untersuchungen zu einer Darmblutung, die eine Krankenhauseinweisung nötig machte. Das Risiko in den nächsten 25 Jahren an Dramkrebs zu sterben, ist dagegen mit 1 zu 33 deutlich höher. "Verletzungen der Darmwand waren ebenfalls sehr selten und traten mit einer Häufigkeit von weniger als einmal pro tausend Untersuchungen auf. Todesfälle und nicht-lokale Komplikationen wie Schlaganfälle oder Herzinfarkte kamen in der Koloskopiegruppe nicht häufiger vor als bei der Kontrollgruppe", so das Deutsche Krebsforschungszentrum.

Selbst, wenn es zu kleineren Blutungen kommen sollte — so wie nach der Entfernung eines Polypen —, hören diese meist von selbst wieder auf. Sehr gefürchtet, doch überaus selten sind Komplikationen wie das Durchstechen der Darmwand. Studien zeigen laut Informationen der Deutschen Krebsgesellschaft, dass es zu solchen Zwischenfällen jedoch nur bei sechs von 10.000 Patienten kommt. Das Risiko steigt hingegen bei Menschen, die bereits Vorerkrankungen haben und zum Beispiel schon einmal im Bauchraum operiert worden sind. Sie sollten sich im Vorfeld des Check ups genau mit ihrem Arzt besprechen. Denn ihr Darm kann dadurch weniger beweglich und stärker mit dem umliegenden Gewebe verwachsen sein.

Neben der Darmspiegelung , die ab dem 55. Lebensjahr zweimal im Abstand von zehn Jahren von der Krankenkasse übernommen wird, kann auch mit einem Stuhltest feststellen lassen, ob sich unsichtbares Blut in den Exkrementen finden lässt. Denn auch das kann ein mögliches Indiz für Darmkrebs sein . Die Kosten für diese Untersuchung zahlt die Krankenkassen ab dem 50. Lebensjahr in einem Abstand von zwei Jahren. Diese Präventivmaßnahme ist jedoch deutlich unsicherer als eine Koloskopie. Die Ergebnisse des Stuhltests können nämlich täuschen. Denn auch wenn kein Blut gefunden wird, schließt das den langsam wachsenden Krebs nicht aus.

(wat)
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