Der Blick nach innen Magenspiegelung — davor haben die meisten Angst

Erlangen · Immer wiederkehrendes Sodbrennen deutet darauf hin, dass nicht allein das fette Essen Schuld sein kann. Sind alle diagnostischen Möglichkeiten ausgeschöpft um der Ursache von außen auf die Schliche zu kommen, hilft nur noch die Sicht nach innen. Wir erklären, was mit der Magenspiegelung auf Sie zukommt.

Wann eine Magenspiegelung Sinn macht
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Foto: Shutterstock/Ana Blazic

Sodbrennen, chronische Magenschmerzen, Schluckbeschwerden oder Probleme im Oberbauch — die Gründe, die eine Magenspiegelung zur medizinischen Notwendigkeit machen, sind vielfältig. Schon im 19. Jahrhundert wünschten sich Mediziner einfach von außen in den Patienten hineinschauen zu können. Beflügelt durch die Vorstellung eines Schwertschluckers kam Adolf Kußmaul und Julius Müller die zündende Idee.

Vom Schwertschlucker zum Magenendoskop

1968 gelang ihnen das Pionierstück deutscher Medizingeschichte und sie führten erstmals die Spiegelung der Speiseröhre und des Magens durch und überwanden die "im menschlichen Inneren vorherrschende Dunkelheit", erklärt Dr. Harro Jenss von der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie (DGVS). Anfänglich noch mithilfe des gespiegelten Kerzenscheins verwendeten österreichische Chirurgen 13 Jahre später zum ersten Mal eine direkte Lichtquelle. Heute ist die Gastroskopie längst zum Standardverfahren geworden, auch wenn bis heute die Vorstellung einen fingerdicken Schlauch zu schlucken für viele gewöhnungsbedürftig ist. Viele fürchten sich vor Schmerzen, Würgereiz und Komplikationen.

Diese minimiert man heute durch ausgeklügekte Betäubungsverfahren, für die sich der Betroffene frei entscheiden kann. Durch die Betäubung des Rachens kann dem Patienten das Schlucken des Glasfaserschlauchs vereinfacht werden. Ohne sie kommt es in den meisten Fällen zum gefürchteten Würgereiz. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, sich für die kurze Zeit der Behandlung in einen Dämmerschlaf versetzen zu lassen. Mit diesen Hilfsmitteln ist die gewöhnungsbedürftige Untersuchung kein Hexenwerk mehr, zumal sie auch ambulant durchgeführt werden kann. Länger als maximal zehn Minuten dauert sie in der Regel nicht. Nach Informationen der DGVS lassen sich 40 bis 60 Prozent der Patienten in einen kurzen Dämmerschlaf versetzen.

Magenspiegelung – So läuft sie ab
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Foto: shutterstock/ Nerthuz

Vorteile der Betäubung

Das bringt nicht nur für den Betroffenen die Sicherheit mit, die gewöhnungsbedürftige Untersuchung in angenehmem Zustand schmerzfrei zu verbringen, sondern für die Mediziner auch die, dass sich der Patient während der Behandlung nicht unbeabsichtigt bewegt. Dadurch sinkt das Komplikationsrisiko. Eine Studie zeigte zudem, dass Magenspiegelungen unter Sedierung weniger häufig Wiederholungsuntersuchungen nach sich zogen, so die DGVS.

Meist kommt — ähnlich wie auch bei Darmspiegelungen das Medikament Propofol zum Einsatz, denn es wirkt innerhalb von 30 bis 45 Sekunden und wird innerhalb von vier bis acht Minuten sehr schnell über die Leber wieder abgebaut. Nicht verwendet werden darf es allerdings bei bekannten Allergien gegen Hühnereiweiß, Sojaeiweiß oder Sulfit. Aus diesem Grund werden Patienten bei der Voruntersuchung nach Allergien befragt und sollten diese unbedingt auch angeben. Zusätzlich wird in manchen Fällen Buscopan verabreicht, das die Magenbewegungen für kurze Zeit unterbindet.

Vorbereitung auf die Spiegelung

Die Vorbereitung auf die Gastroskopie sind überschaubar und leicht erträglich: Der Betroffene sollte sechs bis acht Stunden vor der Untersuchung nichts mehr essen und bis zu zwei Stunden vorher nur noch kleine Mengen Wasser trinken. Auch das Rauchen ist vor der Untersuchung tabu, denn es regt die Produktion von Magensaft an. Aus Gründen der Verletzungs- und Beschädigungsgefahr müssen vor der Endoskopie lose Prothesenteileherausgenommen werden. Der auf der linken Seite liegende Patient bekommt dann einen Beißring zwischen die Zähne, durch dessen Mitte der flexible, rund ein Meter lange Schlauch eingeführt wird.

Durch verschiedene Kanäle im Inneren des Endoskops können Untersuchungsinstrumente eingeführt werden, um zum Beispiel direkt Proben zu entnehmen, Flüssigkeiten können abgesaugt werden oder Luft eingeblasen werden. Dadurch dehnt sich der Verdauungstrakt etwas auf und Veränderungen werden so besser sichtbar. Den unangenehmen Nebeneffekt dieser Methode spüren die Patienten meist erst nach der Untersuchung. Es kann zu Blähungen kommen.

Diese Nebenwirkungen können auftreten

Sie zählen zu den harmlosen Nebenwirkungen der laut Studien sehr sicheren Untersuchungsmethode. Als Reaktion auf die Betäubung kann es zu Kreislaufstörungen oder allergischen Reaktionen kommen. Als ernstere Komplikationen sind Herzrhythmusstörungen bekannt, kleinere innere Verletzungen und Blutungen — ausgelöst durch die Endoskopie — oder im schlimmsten Fall das Durchstoßen der Magenwand. In Ausnahmefällen können dadurch lebensbedrohliche Komplikationen eintreten. Durch die genaue Überwachung der zu Behandelnden sind solche Zwischenfälle allerdings äußerst selten. In einem von 10.000 Fällen, so belegen es Studien, kann es zu Problemen kommen, die einen Krankenhausaufenthalt nötig machen.

(wat)
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