Japanerin feierte 117. Geburtstag So könnten auch Sie 100 Jahre alt werden

Düsseldorf/ Tokyo · Die Japanerin Misao Okawa ist gerade 117 Jahre alt geworden und somit laut Guinness-Buch der älteste Mensch der Welt. Gerade in Japan leben erstaunlich viele über Hundertjährige. Wir haben uns das Geheimnis ihrer "ewigen Jugend" angesehen.

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Foto: RP, Britta Krauss

In Japan erfreuen sich ungewöhnlich viele Menschen eines langen Lebens. Man könnte es sogar die Hochburg der Methusalems nennen, sollen doch laut Regierungsangaben mehr als 58.000 Japaner derzeit über 100 Jahre alt sein. Rund 87 Prozent von ihnen sind Frauen. Zum Vergleich: In Deutschland waren es 2012 nur 14.000.

Während sich die Zahl der hundertjährigen in Deutschland den Wissenschaftlern zufolge alle acht Jahre verdoppelt, stellen Forscher in Japan alle drei Jahre ein Verdopplung fest. Allein beim letzten Sprung kamen dort über 10.000 "Centenarians", wie sie auch genannt werden, hinzu. Der derzeit älteste Mensch ist entsprechend ebenfalls eine Japanerin. Misao Okawa feierte erst vor kurzem ihren 117. Geburtstag.

 Misao Okawa gilt mit ihren 117 Jahren offiziell als ältester Mensch der Welt.

Misao Okawa gilt mit ihren 117 Jahren offiziell als ältester Mensch der Welt.

Foto: afp, yt/ACW

Was aber ist das Geheimnis der Methusalems in Japan? Dieses Rätsel versuchen verschiedene Wissenschaftler bereits seit Mitte der 70er Jahre zu entschlüsseln. Dabei richteten sie ihren Blick vor allem auf die Insel Okinawa, auf der sich innerhalb Japans die meisten Centenarians an einem Ort befinden.

Okinawa - Insel der 100-Jährigen
13 Bilder

Okinawa - Insel der 100-Jährigen

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Foto: JNTO

Reportagen von der Insel zeigen, dass es, ganz anders als etwa in Deutschland, dort auch für 80-Jährige ganz normal ist, Gartenarbeiten zu verrichten oder Waren auf dem Markt zu verkaufen. Alltagsaktivitäten und Selbstständigkeit sind dort ein fester Bestandteil bis ins hohe, oder besser gesagt: bis ins sehr hohe Alter.

Einer, der die Alten von Okinawa ganz genau untersucht hat, ist Dr. Makoto Suzuki, Kardiologe an der Tokyo University. Er untersuchte den Stand der Hundertjährigen auf Okinawa vor 40 Jahren, nachdem ihm aufgefallen war, dass auf der Insel dreimal so viele der Methusalems lebten wie im Rest des Landes.

"Entscheidend dafür sind vier Punkte: Esskultur, körperliche Aktivität, Selbstständigkeit und gegenseitige Hilfe", schreibt er in seinem Buch "The Okinawa Program". Dr. Suzuki beobachtete unter anderem, dass auf der Insel auch über 80-Jährige noch auf Bäume klettern und ihr eigenes Gemüse anbauen. Dazu gehört auch die sogenannte Goya-Frucht.

Die Bittergurke ist ein Teil des Lebenselixiers der Methusalems. Sie enthält viele Vitamine und Mineralien und ist fester Bestandteil der japanischen Küche. Das gleiche gilt für Seetang, Tofu, Fisch und Ingwer, alles Zutaten, die der Kardiologe als natürliche Anti-Aging-Mittel beschreibt. Fett und Fleisch werden dagegen insgesamt wenig konsumiert. Und seine Studien zeigen, dass die Arterien der Bewohner von Okinawa erstaunlich jung sind. So weisen sie kaum Ablagerungen auf und Bluttests zeigen einen niedrigen Cholesterinwert.

Der soll, so der Dr. Suzuki, auch durch die spezielle Zubereitung des Fleisches entstehen. Auf Okinawa ist es Tradition, Schweinefleisch lange zu garen und beim Kochen mehrfach das Wasser zu wechseln. So werde es cholesterinfrei, erklärt der Mediziner.

"Hara hachi bu" - Die traditionelle japanische Lebensweise

 Die Bittergurke Goya ist fester Bestandteil der japanischen Küche und gilt als Quelle besonders vieler Mineralien und Vitamine.

Die Bittergurke Goya ist fester Bestandteil der japanischen Küche und gilt als Quelle besonders vieler Mineralien und Vitamine.

Foto: Shutterstock.com/ KIM NGUYEN

Ein anderer wichtiger Aspekt des Essverhalten ist außerdem, dass es in Japan üblich ist nicht aufzuessen. "Hara hachi bu" lautet die Devise. Auf Deutsch "Fülle deinen Magen nur zu 80 Prozent". Dazu gehört auch, sich für das Essen Zeit zu nehmen und es langsam zu verspeisen. Beides sind Eigenschaften, deren gesundheitlicher Vorteil bereits in mehreren Studien belegt wurde. Insgesamt senken die Japaner ihre tägliche Kalorienaufnahme so auf 1800. Fast Food wird gar nicht konsumiert. Alkohol und Zigaretten nur in Maßen.

Gemeinschaftsgefühl bis zum Schluss

Anders ist zudem die Einstellung zur Gemeinschaft. Auf Okinawa ist es auch für alte Menschen üblich, viel miteinander zu unternehmen. Nachbarn helfen sich aus. Man trifft sich in der Dorfkneipe, quatscht auf dem Markt über die Familie und ertüchtigt sich gemeinsam in der Natur bei Tai Chi oder "Gateball", einer Art Golf ohne Löcher. Im Gegensatz zu Deutschland, wo Senioren aufgrund mangelnder Angebote oftmals viel Zeit alleine verbringen, profitieren die Japaner so von einem regen Sozialleben, das ebenfalls als geistiger Jungbrunnen gilt.

Die Sache mit den Genen

Der Blick in den Körper der Inselbewohner zeigte Dr. Suzuki außerdem, dass sie weniger an Brust-, Prostata-, Eierstock-, Darm- und Magenkrebs leiden. Die Demenzrate war bei Frauen und Männern extrem niedrig. Insgesamt 900 Hochbetagte und unzählige Bewohner in den 70ern, 80ern und 90ern nahmen an der "Okinawa Centenarian Study" teil, deren Ergebnisse er in dem Buch veröffentlichte.

Natürlich haben die Gene am Ende doch einen gewissen Anteil. Schätzungen zufolge machen sie etwa ein Drittel der Lebensspanne aus. Auch auf Okinawa kamen die Hundertjährigen vor allem in einigen Familien vor. Einer der gängigsten Ansätze dazu ist die Theorie der Freien Radikale. Diese erbgut- und zellschädigenden Moleküle stammen aus dem Zellstoffwechsel und sorgen mit der Zeit für intensive Alterungsprozesse. Die Alten von Okinawa allerdings wiesen alle einen geringen Freie-Radikale-Spiegel auf.

(ham )
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