Angelina Jolie, Wolfgang Joop und Co Promis — So beeinflussen uns ihre Krankheiten
Düsseldorf · Personal-Trainer und Privatärzte können es nicht verhindern: Prominente plagen sich ebenso wie wir mit lebensbedrohlichen Krankheiten, Allergien und gesundheitlichen Einschränkungen - und verleiten uns zu Arztterminen und Vorsorgetests. Doch taugen sie als Vorbilder für unsere gesundheitlichen Probleme?
Als die 38-jährige Oscar-Preisträgerin Angelina Jolie im Mai 2013 bekannt gibt, dass sie sich beide Brüste amputieren ließ, macht sich auch hierzulande nach dem Entsetzen bei vielen Frauen die Sorge um die eigene Gesundheit breit. Mitte März kündigte sie an, sich im Kampf gegen eine genetisch bedingte Krebsform auch die Eierstöcke entfernen zu lassen. Seit sie das Thema erblicher Brustkrebs und ihre vorsorgliche Brustentfernung publik gemacht hat, steigen die Anfragen besorgter junger Frauen in deutschen Beratungszentren und Kliniken an. Viele sind sensibilisiert für das Thema. Unikliniken in Köln, Düsseldorf und Münster bemerken das und haben alle Hände voll damit zu tun, vor allem Beruhigungsarbeit zu leisten.
Manchen Medizinern macht die wachsende Nachfrage an Gentests zu Brustkrebs Sorgen. Denn sie ist Zeichen der eigenen Angst, die durch das Öffentlichmachen des prominenten Schicksals ansteigen kann. Ähnliches passierte im April 2005, als die Popsängerin Kylie Minogue eine Brustkrebserkrankung bekannt gab. In einer Welle der Angst ließen sich Millionen Frauen auf der ganzen Welt darauf untersuchen. Aus Australien, Kylie Minogues Heimatland, wurde bekannt, dass es bis zum Oktober des Jahres rund 30 Prozent mehr waren als in Vergleichsjahren.
Diese Promis haben den Krebs besiegt
Was als Aufklärung dienen soll, macht vielen Angst
Kritiker bemängeln, die mediale Selbstinszenierung mit besten Absichten lasse mitunter den Druck auf Krebspatienten wachsen. Vor allem dann, wenn sie sich selbst für einen anderen Weg entscheiden. Auch Krebs-Heilungen wie die von Anastacia, die sich bei der jüngsten Ausgabe von "Wetten, dass..?" als vom Krebs befreit präsentierte und Tipps zum Umgang mit der Erkrankung gab, mag dem Empfinden vieler Betroffener nicht entsprechen. Es könnte der Eindruck entstehen, dass der unberechenbaren Krankheit mit purer Willenskraft beizukommen wäre.
Im anderen Fall verbitten sich Prominente oder deren Angehörige jede Berichterstattung über ihren Gesundheitszustand. Wie im Fall des Formel-1-Idols Michael Schumacher, über dessen Genesungsfortschritte nach dem dramatischen Skiunfall im Dezember 2013 nicht viel an die Öffentlichkeit gedrungen ist oder im Fall von Komikerin Gaby Köster, die nach einem Schlaganfall medial abtauchte.
Landeschefin übt sich in vornehmer Zurückhaltung
Zurückhaltend zeigen sich auch Prominente mit anderen Erkrankungen. An die große Glocke hängt NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft ihre Gluten-Unverträglichkeit Zöliakie nicht. Ein Geheimnis macht sie daraus allerdings auch nicht. Kann sie auch nicht, denn bei Staatsessen und offiziellen Empfängen ist es ihr dadurch nicht möglich, beherzt bei den Canapés zuzugreifen. Ein bisschen des Klebereiweißes Gluten wie es in Weizen, Dinkel oder Roggen vorkommt, ist schon zu viel für sie. Bier oder Pizza scheiden per se aus. Sie teilt dieses Schicksal mit vielen Deutschen. Rund jeder 250. Verträgt das Klebereiweiß nicht.
Diagnostiziert hat die Erkrankung zunächst allerdings kein Arzt. Schon lange litt sie nach dem Verzehr bestimmter Lebensmittel an Unwohlsein, Schmerzen, einer Entzündung der Speiseröhre und Durchfällen. Zwar fiel den Ärzten ein Eisenmangel auf, gegen den sie über zehn Jahre hinweg Tabletten einnahm, die Ursache aber fand sie selbst heraus, als sie nach einem Beinah-Zusammenbruch nach einem Essen auf die Internet-Seite der Deutschen Gesellschaft für Zöliakie stieß.
Die dort beschriebenen Symptome, die die Entzündung der Darmschleimhaut hervorruft, kommen ihr bekannt vor. Neben Durchfällen und dem Mineralstoffmangel können auch Schlaflosigkeit, Müdigkeit oder Unzufriedenheit und Wesensveränderungen dazugehören.
Das wiederum könnte so manch Betroffenem helfen. Denn im Gegensatz zur Laktoseallergie, ist die Zöliakie bislang noch nicht so bekannt - und schwieriger zu erkennen, da die Symptome nicht direkt beim Essen von Nudeln oder Brot auftreten, eine relativ unmittelbare Reaktion auf Milch jedoch durchaus möglich ist. Neben Glutenunverträglichkeit gehören Allergien zu den typischen Volkskrankheiten.
Prominente Allergiker
Allergene wie sie als Bestandteile in Nahrungsmitteln vorkommen, Pollen, Hausstaubmilben oder Tierhaare können auch zu Neurodermitis oder Asthma führen. Fast jedes zehnte Kind in Deutschland leidet an Asthma bronchiale. Damit belegt es Platz eins der häufigsten chronischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen. Auch Promi-Designer Wolfgang Joop, weiß wie es sich anfühlt, wenn die Atemnot kommt. Als Kind litt er an schwerem Asthma und eine Katzenhaarallergie machte ihm das Atmen zur Qual. Ebenso wie Deutschlands schillerndstem TV-Moderator Thomas Gottschalk, dem die Tierhaare zu schaffen machen. Ein Stubentiger als Hausgeselle ist und bleibt für ihn undenkbar.
Allergiker nehmen es zur Kenntnis und leiden still mit. Anders als bei Michael Douglas, der für viele Menschen Auslöser war, sich erstmals Gedanken darüber zu machen, ob sie Oralsex besser meiden sollten. Denn in seinem ersten Statement zu seiner Kehlkopfkrebs-Erkrankung machte er seine Vorliebe für Cunnilingus, also Oralsex, für seinen Gesundheitszustand verantwortlich. Zwar revidierte er diese Äußerung kurz darauf und stellte den Krebs als mögliche Folge von Alkohol- und Zigarettenkonsum hin. Doch die unangenehme Aussage hinterlässt, vermutlich nicht nur ein peinliches, sondern eben auch ein ungutes Gefühl bei so manchem. Leider, denn ein echter Grund zur Panik ist es nicht. Zwar kann sich Kehlkopfkrebs durch spezielle Viren, die beim Oralsex übertragen werden bilden, doch passiert das extrem selten, nur 13 von 100.000 Einwohnern erkranken laut Robert-Koch-Institut hierzulande daran - das allerdings, hat Michael Douglas nicht dazu gesagt.
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