Frühjahrsmüdigkeit Sauerstoff und Licht gegen das große Gähnen

Marburg/Wuppertal (RPO). Die Sonne scheint, es duftet lieblich nach Frühling, die Blumen sprießen und die Jogging-Saison ist eröffnet. Doch ganz so beschwingt will nicht für jeden das Frühjahr starten. Bei vielen beginnt das große Gähnen. Gibt es die Frühjahrsmüdigkeit wirklich, oder ist es nur ein medizinisches Märchen?

So machen Sie der Frühjahrsmüdigkeit Beine
Infos

So machen Sie der Frühjahrsmüdigkeit Beine

Infos
Foto: Shutterstock/lenetstan

Die Natur fährt zu Höchstleistungen auf und viele Menschen machen schlapp. Jeder zweite Deutsche leidet in dieser Jahreszeit unter zunehmender Mattigkeit und ist weniger belastbar, so beziffert es die Deutsche Gesellschaft für Gesundheit und Prävention. Auch Kreislaufschwächen, Stimmungsschwankungen und Gereiztheit, Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen und Leistungsschwäche gehören zu den Symptomen der Frühjahrsmüdigkeit. Im Frühjahr stellt sich der Organismus von Winter auf Sommer um. "Unser Körper erwacht sozusagen aus einem Miniwinterschlaf", erklärt die medizinische Klimatologin, Prof. Dr. Angela Schuh, von der Ludwig-Maximilians-Universität München. Der Organismus muss sich an einen neuen Tag-Nacht-Rhythmus gewöhnen und hat damit oft zu kämpfen.

Die Hormone spielen verrückt

Nicht nur die Verschiebung der Tageszeiten ist einer der Gründe für die umgreifende Müdigkeitswelle, die je nach Wetterlage zwischen den Monaten März und Mai auftritt. Auch Hormone spielen eine Rolle. Sie müssen sich erst wieder neu einpendeln. Wissenschaftler der Georgetown University in Washington zeigten, dass ein zu niedriger Serotonin- und Dopaminspiegel als Botenstoffe für die Stimmungsregulierung eine der Hauptursachen für das große Gähnen ist.

Im Winter sind wir deutlich weniger dem Tageslicht ausgesetzt. "Dadurch produziert der Körper verstärkt das Schlafhormon Melatonin", erklärt Prof. Dr. Jürgen Zulley, Chronobiolige an der Uni Regensburg. Das macht uns müde und antriebslos. Mit der Steigerung des Gute-Laune-Botenstoffes Serotonin drosselt der Körper gleichzeitig die Produktion von Melatonin. Weil das alles nicht geregelt abläuft, gerät das System völlig durcheinander. Die Folge davon ist ein Kampf der Hormone. Mal überwiegt das Schlafhormon, mal das Gute-Laune-Hormon. Das Kunststück des Körpers ist nun zwischen Winter und Frühling, das Hormonchaos wieder in Balance zu bringen. Das strengt den Organismus an — manchen zu sehr. Leichter gelingt das, wenn an sich viel im Freien aufhält und somit viel Sonne abbekommt. Das nämlich gibt dem Gehirn und der Schilddrüse das Signal, mehr Serotonin zu bilden.

Ernährung wirkt sich aus

Einseitige, fettreiche und vitalstoffärmere Ernährung in den Wintermonaten sind als Wechselspiel zusammen mit der hormonellen Umstellung nach Ansicht vieler Mediziner für die Frühjahrsschlappheit verantwortlich. Die Vitamindepots im Körper sind wie leer gefegt, es fehlen vor allem nach Informationen des Deutschen Grünen Kreuzes Vitamin C, Vitamin D, Magnesium und Zink im Blut. Das macht den Menschen anfälliger für Infekte und erschwert auch die saisonale Umstellung. Ein weiterer Grund für die Müdigkeit im Frühjahr: Wenn es draußen länger hell ist, gehen viele Menschen später ins Bett und wachen früher wieder auf. Die letzte Tiefschlafphase verkürzt sich dadurch.

Temperaturwechsel stresst den Körper

Wenn es wärmer wird, weiten sich zudem die Blutgefäße und der Blutdruck fällt. Auch das bewirkt, dass wir uns in Folge dessen fühlen wie ein nicht erwachen wollendes Murmeltier. Neben den Außentemperaturen verändert sich auch die Kerntemperatur des Körpers. Sie ist im Winter um einige Zehntel Grad niedriger als im Frühling. Jetzt steigt sie langsam wieder auf 37 Grad Celsius an, was den Körper fordert, erklärt die Deutsche Gesellschaft für Gesundheit und Prävention.Auch wenn die Frühjahrsmüdigkeit keine Erkrankung ist, kann sie die Betroffenen aber erheblich in ihrem Wohlbefinden beeinträchtige.

Hinter Symptomen, die deutlich über die Zeit der Frühjahrsmüdigkeit hinaus gehen, könnte auch eine andere Erkrankung dahinter stecken. Wer sich also dauernd müde und schlapp fühlt oder zudem antriebslos, der sollte das unbedingt vom Arzt untersuchen lassen. Nur so können Betroffene sicher sein, dass nicht das Chronische Erschöpfungssyndrom (CFS) dahinter steckt, eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypotherose) oder eine Depression.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort