Neue Untersuchung bei Sodbrennen Schwamm schlucken statt Magenspiegelung?

Camebridge · Wenn Sodbrennen zur Dauerlast wird, dann droht meist die Magenspiegelung. Allein die Vorstellung, einen Schlauch zu schlucken, löst jedoch bei vielen Grauen aus. Wissenschaftler haben darum nun eine Alternative vorgestellt: ein Mini-Schwamm an einem Rückholband soll tiefe Einblicke in den Magen liefern.

 Recht unkonventionell sieht der Prototyp des Cytosponge aus, den Patienten künftig vielleicht anstelle eines Endoskops schlucken können.

Recht unkonventionell sieht der Prototyp des Cytosponge aus, den Patienten künftig vielleicht anstelle eines Endoskops schlucken können.

Foto: BMJ

Endoskopische Untersuchungen bringen der Medizin einen gehörigen Vorschub, denn vormals ließ sich lediglich in Schattenbildern bildgebender Verfahren wie dem Röntgen oder Ultraschall erahnen, was sich im Inneren des Menschen abspielt. Nicht immer sind solche Untersuchungsmethoden jedoch geeignet, um Erkrankungen auf die Schliche zu kommen. Die Sicht ins Innere des Menschen mit Hilfe einer winzigen Kamera ist da ein Segen. Denn so lässt sich ausschließen, dass der dauernde Rückfluss der Magensäure nicht schlimmen Schaden in der Speiseröhre angerichtet hat: das Barrett-Syndrom als Vorstufe von Speiseröhrenkrebs.

Was bei der Magenspiegelung unangenehm ist

Doch der Patient sieht das nicht immer so. Zumindest nicht in dem Moment, in dem sich die Kamera durch Körperöffnungen den Weg ins Innere bahnt. Bei der Koloskopie, also der Darmspiegelung geschieht das durch den After. Das berührt die meisten peinlich, weshalb der Arzt sie vorab in den Dämmerschalf schickt. Bei der Magenspiegelung, auch Gastroskopie genannt, die den Blick in die Speiseröhre eröffnet, geschieht das durch den Mund. Unangenehm ist auch das, denn bevor die Kamera im Schlauch ein klares Bild zeigen kann, muss sie geschluckt werden. Das ist an sich zwar schmerzfrei, kann jedoch für einen kurzen Moment einen Würgereiz auslösen. Meist wird zur Erleichterung zusätzlich unmittelbar vor der Behandlung der Rachen mit einem Spray betäubt.

Dann beginnt die Reise ins Innere, die bis zum Zwölffingerdarm gehen kann. Zur besseren Sicht wird der Magen mit Luft vollgepumpt, die beim Rückzug des Endoskops größtenteils wieder abgesaugt wird. Dennoch schrecken viele vor dieser Untersuchung zurück. Neben einer Vorbereitungszeit von sechs bis acht Stunden, in denen man nüchtern bleiben sollte, ist sie deutlich aufwändiger als eine Aufnahme des Körpers von außen und für den Patienten belastender.

Darum basteln Forscher an anderen Möglichkeiten, die eine endoskopische Untersuchung überflüssig machen. Auf dem besten Wege ein alternatives Verfahren zu finden , um die Krebsvorstufe — das Barrett-Ösophagus — oder Hinweise auf Reizmagen oder die Reflux-Krankheit zu diagnostizieren, sind britische Forscher.

Wie der Schwamm in den Magen kommt

Ihrer Erfindung liegt eine simple Überlegung zugrunde: Wenn die Kamera nicht zur Begutachtung des Gewebes hinein kommt, muss also das Gewebe herauskommen. Das nun wollen sie kostsparend mithilfe eines kleinen Schammes erreichen, den die Betroffenen verschlucken. Er ist eingesperrt in eine nur zwei Zentimeter kleine Kapsel, die sich wie Medikamentenkapseln auch nach einigen Minuten im Magen auflöst und einen rund drei Zentimeter großen, an einem Faden befestigten Schwamm freigibt.

Dieser auch als Cytosponge bezeichnete Minischwamm wird dann langsam am Faden wieder in Richtung Mund gezogen. Auf seiner Rücktour durch den Körper sammelt er Zellen auf seiner Oberfläche, die später im Labor untersucht werden und Rückschlüsse auf das Vorliegen des gefährlichen Barrett-Ösophagus oder anderer Magenerkrankungen zulassen.

Hunderte versuchten den Schwamm

Auch, wenn die Faden-Schwamm-Untersuchung etwas laienhaft daherkommt, wurde sie in Studien von den untersuchten Patienten als deutlich angenehmer beschrieben als die nachfolgende endoskopische Untersuchung. Über einen Zeitraum von zweieinhalb Jahren schluckten insgesamt 1110 Patienten in elf britischen Krankenhäusern die Kapsel statt den Schlauch, um Reflux- und Reizmagen-Symptomen auf die Spur zu kommen. Rund 94 Prozent empfanden das Schlucken der Schwamm-Kapsel als angenehm und würden auch nach dem Zurückholen des Cytosponges dieses Verfahren einer Endoskopie vorziehen.

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Foto: Shutterstock/Refat

Damit kam diese Untersuchung zu ähnlichen Ergebnissen wie eine ähnliche, die bereits 2010 in hausärztlichen Praxen durchgeführt wurde. Damals schluckten rund 500 Patienten den Mini-Schwamm. Sie berichteten davon, schon im Vorfeld der Untersuchung weniger an Angst gelitten zu haben.

Mit rund 80-prozentiger Treffsicherheit ließ sich bei neuerlichen Test eine zuverlässige Diagnose stellen. Sie stieg auf beinahe 90 Prozent, wenn Patienten die Schwammpille innerhalb des Beobachtungszeitraums ein zweites Mal schluckten. Damit halten die britischen Forscher ihn für ähnlich sicher und genau wie andere Screening-Tests und hoffen so auf Dauer ängstlichen Menschen eine herkömmliche Gastroskopie so ersparen zu können.

(wat)
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