Sprechstunde Herzrasen nach Glühwein?

Düsseldorf · Vorhofflimmern am Weihnachtsmarkt kann auf das sogenannte "Holiday-Heart-Syndrom" hinweisen. Ein EKG kann die Diagnose sichern.

 Lecker aber nicht gesund: Glühwein.

Lecker aber nicht gesund: Glühwein.

Foto: dpa, bwu vfd tmk

Unsere Leserin Michaela K. aus Viersen fragt: "Mein 56-jähriger Mann bekommt auf Weihnachtsmärkten immer Herzklabaster am Glühweinstand. Ist das gefährlich?"

Klaus Dominick Ihr Mann steht in feuchtfröhlicher Runde und muckelig warm am Glühweinstand und verspürt plötzlich ein Herzrasen, das aber nicht zu weiteren Symptomen wie Schwindel, Übelkeit oder Schwitzen führt? Hier liegt in der Regel eine Rhythmusstörung aus der Vorkammer des Herzens vor, das Vorhofflimmern.

Nicht selten wird diese Herzrhythmusstörung durch Alkohol ausgelöst. Man nennt das in der Kardiologie das "Holiday-Heart-Syndrom". Die Hauptgefahr bei dieser Störung ist gar nicht mal der unregelmäßige Rhythmus selbst, sondern die Möglichkeit, dass sich Blutgerinnsel bilden. Wenn diese nämlich auf Wanderschaft gehen und durch die Adern des Körpers strömen, kann sich eine Lungenembolie oder ein Schlaganfall entwickeln. Der Arzt versucht zunächst die Diagnose auf einem EKG zu dokumentieren. Dem Patienten kann auch ein kleines Hand-EKG mitgegeben werden, so dass er exakt im entsprechenden Moment selbssttändig ein EKG aufzeichnen kann. Dies wird dann via Telefon in die Arztpraxis geschickt; dies ist das sogenannte Vitaphone-EKG. Sofern sich die Diagnose des Vorhofflimmerns bestätigt, werden zuerst Rhythmus-Medikamente bei Bedarf, dann als Dauermedikation gegeben. Zusätzlich kann auch über eine Sonde, die in das Herz eingeführt wird, die die Herzrhythmusstörung verursachende, kranke Herzzelle verödet werden, eine sogenannte Pulmonalvenen-Ablation. Neben zahlreichen Erkrankungen wie Herzkranzgefäßverkalkung und Schilddrüsenüberfunktion kann auch Alkohol, selbst in Maßen genossen, dieses Stolpern auslösen. Wichtig ist neben der Herzrhythmusmedikation immer die Frage nach einer notwendigen Blutverdünnung zu klären. Es gibt ein Punktesystem, das Kardiologen hilft, das individuelle Embolierisiko unseres Patienten zu errechnen. Sobald das Embolie-Risiko höher als das Blutungsrisiko liegt, rät man zu einer Blutverdünnung.

Sofern Ihr Mann ein hohes Embolie-Risiko hat, sollte er also Blutverdünner nehmen. Bekommt er nur nach einem Besuch des Weihnachtsmarktes und Glühwein in Maßen ein- oder zweimal eine Vorhofflimmer-Episode, so kann sie mit einer Bedarfsmedikation eines sogenannten Antiarrhythmikums behandelt werden. Sollte der Herzklabaster aber häufiger auftreten, dann muss ein individuelles Therapiekonzept mit dem Ziel festgelegt werden, möglichst lange den regelmäßigen Sinusrhythmus zu erhalten.

(RP)
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