Sprechstunde Was tun, wenn das Kurzzeitgedächtnis gestört ist?

Düsseldorf · Bei manchen Menschen ist blitzartig für mehrere Stunden das Kurzzeitgedächtnis gestört. Ärzte nennen das eine transiente globale Amnesie.

Der Alzheimer-Selbsttest
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Unser Leser Jochen G. aus Geldern fragt: "Bei meiner 67-jährigen Frau trat plötzlich eine mehrstündige Wesensveränderung auf. Sie wirkte unruhig, unsicher, ratlos. Sie stellte oft die gleiche Frage und konnte sich nicht mehr an den Tagesablauf erinnern. Wir haben aus Sorge vor einem Schlaganfall das Krankenhaus aufgesucht. Die CT-Aufnahme des Gehirns und die Hirnstrommessung waren unauffällig. Die Ärzte diagnostizierten eine TGA. Was ist das?"

Alzheimer frühzeitig erkennen
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Winfried Neukäter TGA bedeutet transiente globale Amnesie. Dies ist eine zeitlich begrenzte Gedächtnisstörung, die bis zu 24 Stunden anhalten kann. Drei bis fünf von 100 000 Einwohnern pro Jahr sind betroffen, die meisten sind zwischen 50 und 70 Jahre alt. Für die meisten Patienten bleibt die TGA ein einmaliges Ereignis.

Charakteristisch ist die plötzliche und schwere Störung des Kurzzeitgedächtnisses. Neue Gedächtnisinhalte können die Patienten in der akuten Phase nicht länger als drei Minuten behalten. Das Langzeitgedächtnis bleibt dagegen weitgehend intakt. Betroffene wissen daher noch, wer sie sind, aber häufig nicht, wo sie sich derzeit befinden und wie sie dort hingekommen sind. Charakteristisch sind daher wiederkehrende Fragen zur Umgebung oder Situation. Das prozedurale Gedächtnis, also das Abrufen erlernter Fähigkeiten wie Autofahren oder Telefonieren, ist nicht beeinträchtigt. Auch die Aufmerksamkeit ist nicht gestört, die Betroffenen sind wach und kontaktfähig. Die Untersuchung zeigt einen unauffälligen körperlichen Befund. Bei 70 Prozent der Fälle können im Vorfeld psychische Belastungen (Wut, Freude oder Trauer) oder eine ausgeprägte körperliche Anstrengung (auch Geschlechtsverkehr) erfragt werden.

Die Erkrankung ist gutartig und kehrt nur selten wieder

Im MRT des Gehirns können sich 24 bis 48 Stunden nach Einsetzen der ersten Symptome punktförmige Signalaufhellungen im Hippocampus zeigen. Dies ist eine Hirnstruktur im Schläfenlappen. Ihr wird eine entscheidende Rolle für das Speichern und das Abrufen von Informationen zugeschrieben. Eine mögliche Erklärung für diese Befunde ist, dass seelischer und körperlicher Stress eine Kaskade in Gang setzt, die gewisse Botenstoffe freisetzt, was zu einer Hemmung der Energieversorgung des Hippocampus führt. Eine früher als Ursache vermutete Durchblutungsstörung wie bei einem Schlaganfall kann heute weitestgehend ausgeschlossen werden. TGA-Patienten haben kein erhöhtes Risiko für Schlaganfälle.

Weil die Krankheit gutartig ist und nur sehr selten wiederkehrt, besteht keine medikamentöse Behandlungsnotwendigkeit.

(RP)
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