Sprechstunde mit Dr. Ullrich Graeven Zur Chemo ohne Schrecken?

Unsere Leserin Heidi F. (55) aus Neuss fragt: "Ich habe Lungenkrebs und soll jetzt unter anderem eine Chemotherapie bekommen. Man hört, das sei nicht mehr so gruselig wie früher. Stimmt das?"

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Foto: shutterstock/ jovan vitanovski

Ullrich Graeven Die Notwendigkeit einer Chemotherapie löst bei den Betroffenen verständlicherweise viele Ängste und Fragen aus. Was kommt auf mich zu, schaffe ich das, welche Nebenwirkungen muss ich ertragen? Da wir heute über eine Vielzahl von Medikamenten zur Behandlung von Tumorerkrankungen verfügen, ist die gezielte Aufklärung über die zum Einsatz kommenden Medikamente von großer Bedeutung. Diese Aufklärung sollte den Patienten auf die möglichen Nebenwirkungen und deren zeitlichen Verlauf vorbereiten - und darauf, wie sie sich beeinflussen lassen. Das kann helfen, Ängste abzubauen.

So führen längst nicht alle Medikamente zu Haarausfall oder zu starker Übelkeit. Zudem gibt es gute Möglichkeiten der Vorbeugung und Behandlung. Hierzu gehören Medikamente, aber auch Verhaltensmaßnahmen wie das Meiden schwerer Mahlzeiten an Chemo-Tagen.

Gerade bei jüngeren Patienten stellt sich vor einer Chemotherapie oft die Frage, ob nachher ein Kinderwunsch noch möglich ist. Auch hier entscheidet die Art und Zusammensetzung der Therapie, ob es überhaupt zu einer Beeinträchtigung der Zeugungsfähigkeit kommt oder nicht. Wenn möglich, sollte eine gezielte Beratung über die Möglichkeiten der Kinderwunschbehandlung vor Beginn der Therapie erfolgen.

In den letzten Jahren haben eine Reihe neuer zielgerichteter Medikamente Einzug in die Tumortherapie gehalten. Sie haben zum Teil Nebenwirkungen, wie wir es früher von der klassischen Chemotherapie nicht kannten. So können bei einigen Medikamenten vermehrt akneartige Veränderungen der Haut auftreten, die wiederum eine besondere Form der Pflege der Haut erfordern. Andere Medikamente können den Blutdruck erhöhen oder einen bereits bestehenden Bluthochdruck verschlechtern, so dass hier eventuell die Behandlung des Bluthochdruckes angepasst werden muss. Wieder andere Medikamente können zu einer Schädigung des Herzmuskels führen; der Einsatz dieser Medikamente muss mit kardiologischen Untersuchungen begleitet werden.

Die Vielzahl der Nebenwirkungen, die zum Glück nicht alle bei jedem Medikament oder jedem Patienten auftreten, unterstreicht die Wichtigkeit der Aufklärung. Nur der aufgeklärte Patient kann den Arzt früh über Nebenwirkungen informieren und so beitragen, dass frühzeitig geeignete Gegenmaßnahmen eingeleitet werden - die übrigens nicht zu einer Qualitätsminderung der Therapie führen.

(RP)
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