Gesundheitsgefahr Tuberkulosefälle in Deutschland auf Rekordhoch

Düsseldorf · Die Zahl der Tuberkulose-Fälle ist in Deutschland auf ein Rekordhoch geklettert. Grund dafür sehen die Experten darin, dass Patienten genauer geprüft werden - dazu gehören auch Flüchtlinge. Was Sie über die Krankheit wissen müssen.

Die wichtigsten Fakten über Tuberkulose
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Foto: Puwadol Jaturawutthichai/ SHutterstock.com

5.865 Fälle von Tuberkulose wurden 2015 in Deutschland verzeichnet. Laut Robert Koch-Institut(RKI) ist das die höchste Fallzahl seit 2005. Damals wurden sogar 6.030 Fälle der schweren Krankheit gemeldet.

Vor allem bei Aufnahmeuntersuchungen für Asylbewerber verdreifachte sich im Vorjahr die Zahl der Erkrankungen auf rund 1250 (Stichtag: 1. März 2016). 2014 waren es gut 400 gewesen. "Bei uns ist die Tuberkulose eine sehr seltene Krankheit. Sie wird in absehbarer Zeit auch durch den Zuzug von Migranten nicht zu einer häufigen Infektionskrankheit in Deutschland werden", sagte der Tuberkulose-Forscher Prof. Christoph Lange vom Forschungszentrum Borstel in Schleswig-Holstein. Bereits 2013 und 2014 waren die Gesamtwerte leicht gestiegen.

"Erstmals seit Mitte des 20. Jahrhunderts erleben wir in Deutschland eine Umkehr des bislang rückläufigen Tuberkulosetrends", erläuterte RKI-Expertin Lena Fiebig. "Die Strategien, die wir zur Eindämmung der Tuberkulose bisher hatten, scheinen nicht mehr zu funktionieren", sagte der Vizepräsident des Deutschen Zentralkomitees zur Bekämpfung der Tuberkulose (DZK) in Berlin, Martin Priwitzer, der Deutschen Presse-Agentur. "Sie und ich erkranken zwar heute kaum mehr daran. Aber es sind Risikogruppen übrig geblieben, darunter alte Menschen, Obdachlose, HIV-Infizierte, Suchtkranke und eben auch Zuwanderer aus Ländern mit viel mehr TBC."

Für Asylsuchende, die in Gemeinschaftsunterkünfte kommen, schreibt das Infektionsschutzgesetz deshalb den Nachweis einer aktuellen Röntgenuntersuchung der Lunge vor. Das gilt für alle, die älter als 15 Jahre sind - mit Ausnahme schwangerer Frauen. Der Test erfolgt in der Regel durch die rund 400 Gesundheitsämter.

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Tuberkulose ist eine Infektionskrankheit, die durch Bakterien ausgelöst wird und meist die Lunge befällt. Die Therapie besteht in der Gabe verschiedener Antibiotika. Heutzutage verläuft die Krankheit - die früher Schwindsucht genannt wurde - nur noch selten mit dem Tod.

"Das größte Problem ist eigentlich, dass die Krankheit mit großem Aufwand für alle Beteiligten verbunden ist", sagt Susanne Glasmacher, Pressesprecherin des RKI. "Das Gesundheitsamt muss die Umgebung jedes Erkrankten auf Ansteckung prüfen, die Ärzte müssen einen Patienten lange therapieren und der Patient muss sich oft wochenlang im Krankenhaus aufhalten."

Eine Erhöhung der Infektionsgefahr für die deutsche Bevölkerung sieht Glasmacher trotzdem nicht. "Es handelt sich zwar um ein Rekordhoch der Fallzahlen, aber letztlich sind es eben doch nur rund 1000 Fälle mehr." Ausbreitungsgefahr ist deshalb nicht gegeben.

(ham / dpa)
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