Sind wir nicht alle ein bisschen hormongesteuert? Warum jetzt die Frühlingsgefühle kommen

Düsseldorf · Wenn uns die Sonnenstrahlen ins Freie locken und der Frühling seinen betörenden Duft verströmt, dann packen uns die Frühlingsgefühle. Was verschafft uns dieses Wohlgefühl? Oder ist es nur Einbildung?

So machen Sie der Frühjahrsmüdigkeit Beine
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Foto: Shutterstock/lenetstan

Wenn uns die Sonnenstrahlen ins Freie locken und der Frühling seinen betörenden Duft verströmt, dann packen uns die Frühlingsgefühle. Was verschafft uns dieses Wohlgefühl? Oder ist es nur Einbildung?

Um gleich zu Beginn mit einem Klischee aufzuräumen: Eines ist ganz sicher — es sind nicht die Sexualhormone, die uns im Frühling in Wallung bringen. Gleichwohl tun andere Hormone das ihrige und tragen dazu bei, dass uns die Schmetterlinge im Bauch tanzen. Denn wenn die Sonne uns warm bescheint, dann nehmen Hirn und Zirbeldrüse die Arbeit auf. Sie produzieren mehr Hormone. Viel Sonnenlicht, helle Farben und Blumen regen nach Information der Krankenkasse DAK die Serotonin-Produktion an.

Hormone noch und nöcher

Es ist also das Glückshormon Serotonin, das uns fröhlich und häufig sogar euphorisch stimmt. Sein Gegenspieler, das Schlafhormon Melatonin, wird weniger gebildet. In der dunklen Jahreszeit wird es hingegen vermehrt gebildet. Viele Menschen fühlen sich dadurch müder und antriebsloser. Nimmt der Melatoninspiegel im Lenz hingegen ab, macht uns das zusätzlich munter. Wir kommen im Sommer dadurch auch mit etwas weniger Schlaf aus. Medizinisch wird der positive Einfluss von Licht bei Patienten mit saisonaler Depression genutzt, sagt Dr. Ursula Marschall, leitende Medizinerin bei der Barmer GEK.

Auch die Schilddrüsenhormone spielen nach Auffassung der Endokrinologen in Sachen Frühlingsgefühle eine Rolle. Während dieses hormonbildende Organ im Winter weniger aktiv ist, schraubt es die Produktion von Thyroxin in den hellen, warmen Monaten hoch. Auch das macht die Menschen aktiver und hat ganz nebenbei den positiven Nebeneffekt, dass wir nicht mehr so leicht frieren. Pech haben die Frauen, die die Pille einnehmen. Sie übernimmt die hormonelle Regelung im Körper und schaltet den normalen Biorhythmus aus.

Reize sehen und riechen

Ihr Glück wiederum: Es gibt zwei weitere Größen, die nach Auffassung der Experten eine größere Rolle spielen als das Hormonfeuerwerk: optische Reize und Duftreize. Auch die Frauen kommen also zu ihren Frühlingsgefühlen. Romantisch wäre die Vorstellung, es seien die Blüten, die unser Herz springen ließen. So aber ist es nicht. Ganz im Gegenteil beschert uns der Geruch von modrigem Laub, das in der Sonne verfault, angenehme Gefühle. Es spricht unser limbisches System an, weil es an unsere Erinnerung appelliert und uns daran zurückdenken lässt, wie nun die Natur mit der Rundumerneuerung beginnt. Verknüpfungen von Gerüchen und Ereignissen bescheren uns also einen Teil der positiven Stimmung.

Bewiesen ist zudem, dass die Optik eine entscheidende Rolle spielt: Im Frühling beginnen die Hüllen zu Fallen. Warme Wintermäntel und hoch geschlossene Jacken wandern ins Winterquartier. Wärmende Hosen liegen nicht mehr im Kurs, stattdessen wird mehr Bein gezeigt. Das lockt das andere Geschlecht. Gepaart mit Düften, Erinnerungen an schöne Sommer, einem bunten Bildermix in uns und den Hormonen geraten wir vollends in Verzückung.

Was den ein oder anderen aber staunen lassen mag. Die meisten Kinder werden im Frühling nicht gezeugt. Dafür ist der September der beliebteste Monat.

(wat)
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