Lähmung des Gesichts Was bei einer Faszialparese passiert

Wiesbaden · Die Lähmung des Gesichtsnervs, die Fazialisparese, ist eine der häufigsten Nervenverletzungen. Sie kann jeden Menschen treffen und ganz plötzlich auftreten. Da einige Symptome einem Schlaganfall ähneln, sollten Betroffene rasch in der Klinik untersucht werden.

Die wichtigsten Fakten zur Gesichtslähmung
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Foto: TK

Eben noch saß Horst Thiede aus Wiesbaden vergnügt im Sessel, da sieht seine Frau ihn an und bekommt einen Riesenschreck: "Die ganze rechte Seite hing und war schief", erzählt Karin Thiede. Ihr erster Gedanke: Schlaganfall. Mit Blaulicht ging es in die Klinik. Die Diagnose lautete Fazialisparese, eine Lähmung des Gesichtsnervs.

Das Problem: Der Gesichtsnerv (Nervus facialis) ist der siebte von zwölf Hirnnerven und für die mimische Muskulatur zuständig. Er versorgt einen Teil der Speicheldrüsen sowie die Tränendrüsen und sorgt dafür, dass man vor allem im vorderen Bereich der Zunge schmecken kann. All das funktioniert nicht mehr oder fällt zum Teil aus, wenn der Nerv geschädigt wird.

Die Ursache: Unterschieden wird zwischen einer zentralen, einer peripheren und einer idiopathischen Fazialisparese. Die zentrale Parese entsteht durch eine Verletzung im Gehirn. "Grund kann ein Schlaganfall sein, aber auch eine Schädelverletzung, ebenso Tumore oder Entzündungen im Gehirn", nennt Günther Thayssen, Neurologe am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, einige Beispiele. Bei der peripheren Parese ist ein Teil des Nervs betroffen. Bei etwa zwei Drittel der Fälle lässt sich keine Ursache finden - Mediziner sprechen dann von einer idiopathischen Parese. Sie kommt meist aus heiterem Himmel und kann jeden Menschen treffen.

Die Symptome: Dass viele Betroffene sofort an einen Schlaganfall denken, ist kein Wunder. Meist tritt die Lähmung auf einer Seite auf. Stirnrunzeln oder Naserümpfen ist kaum möglich, das Augenlid kann nicht geschlossen werden, und der Mundwinkel hängt herab. "Manch einer hat Missempfindungen an der Wange oder ein Druckgefühl am Ohr", berichtet Prof. Josef G. Heckmann von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) in Berlin. Wer diese Symptome feststellt, sollte umgehend den Notarzt rufen.

Die Diagnose: Ärzte untersuchen zuerst, ob der Patient einen Schlaganfall hatte. Wenn nicht, suchen sie weiter. Um etwaige Verletzungen, Tumore oder Blutungen im Hirn zu finden, bekommt der Patient eine Magnetresonanztomographie (MRT) oder eine Computertomographie (CT). Weiter werden unter anderem Muskeln getestet, ein Blutbild gemacht, Nerven auf ihre Erregbarkeit getestet und nach Störungen im Ohr geforscht.

"Ebenso wird Gehirn-Rückenmarksflüssigkeit bei einer Lumbalpunktion entnommen und untersucht", erklärt Heckmann. So könne man Bakterien, Tumorzellen oder Entzündungen auf die Spur kommen. Die Lähmung kann Folge einer Borreliose oder einer Infektion mit dem Herpes-zoster-Virus wie bei einer Gürtelrose sein.

Wird nichts gefunden, heißt das noch lange nicht, dass die Parese keinen Grund hat. "Es wird unter Experten diskutiert, ob ein reaktiviertes Herpes-simplex-Virus die Lähmung auslösen kann", sagt Heckmann. Wahrscheinliche Ursache sei eine Entzündung in einem Teil des Nervs, die zu einem Ödem im Nervenkanal führt.

Die Therapie: Die Fazialisparese muss behandelt werden. Kann das Lid nämlich nicht geschlossen werden, trocknet die Hornhaut des Auges aus und kann sich entzünden. Über Nacht werde das Auge durch einen Uhrglasverband geschützt, sagt Heckmann. Überdies müssen etwa zehn Tage lang Kortisontabletten eingenommen werden, wobei die Dosis mit zweimal 25 Milligramm am Tag laut Heckmann recht gering ist. "80 Prozent der idiopathischen Fazialisparese bilden sich binnen einiger Wochen vollständig zurück", sagt Thayssen.

(dpa)
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