Hühnerbrühe und Lindenblütentee Welche Hausmittel wirklich gegen Erkältung wirken

Wiesbaden · Überheizte Räume und niesende Mitmenschen - im Herbst und Winter sind die Wartezimmer der Ärzte voll mit erkälteten Patienten. Tatsächlich braucht der Körper jedoch nur selten richtige Medikamente. Meist kann er die Erkältung selbst ausheilen, am schnellsten mit der Hilfe von Hausmitteln.

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Foto: Shutterstock/oksix

Erst kratzt es unangenehm im Hals, dann verstopft die Nase, der Kopf brummt, und der ganze Körper fühlt sich an wie Blei. Die erste Erkältung der Saison ist da. "Erkältung" ist dabei der Oberbegriff für verschiedene Symptome, die Folge einer Infektion der oberen Atemwege sind. "Erkältungsinfekte dauern meist etwa sechs Tage", sagt Peter Walger vom Berufsverband Deutscher Internisten. Harmlos sind sie meist - aber alles andere als angenehm.

Dennoch sollte man die Beschwerden nicht mit Medikamenten "wegbügeln", wie es Hans-Michael Mühlenfeld vom Deutschen Hausärzteverband ausdrückt. Überdies gilt, was schon eine alte Weisheit besagt: Mit Arzt dauert eine Erkältung sieben Tage, ohne Arzt eine Woche. Viele Menschen schwören auf Hausmittel: Zwiebelsäckchen ans Ohr gelegt, Dampfbäder, Gurgeln und Hühnersuppe. Heilen können sie eine Virusinfektion jedoch nicht. "Ich rate meinen Patienten dennoch zu solchen Mitteln, denn so unterstützt man den Körper und lindert Symptome", empfiehlt Mühlenfeld. Und manche Beschwerden ließen sich so besser ertragen.

Einige Studien allerdings wollen nachgewiesen haben, dass Hühnerbrühe sehr wohl wirkt: Sie soll, so erklärt es die Stiftung Warentest auf ihrer Internetseite, im Organismus bestimmte weiße Blutkörperchen blockieren, die für Entzündungsprozesse verantwortlich seien und bei Erkältungen freigesetzt würden. Auch der in der Suppe enthaltene Eiweißstoff Cystein wirke entzündungshemmend und abschwellend auf die Schleimhäute. Andreas Waltering vom Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) ist bei solchen Studien skeptisch. Die Methoden der Untersuchungen seien zweifelhaft. "Ein erkälteter Mensch soll einige Tage Hühnersuppe zu sich nehmen und wird nach drei Tagen gefragt, wie es ihm geht", erklärt Waltering. "Er fühlt sich besser, und das Ergebnis der Studie lautet: Das liegt an der Hühnersuppe. Bei einer Erkältung geht es aber meist nach ein paar Tagen besser."

Gute vergleichbare Studien gebe es nicht. Dennoch rät Waltering nicht von Hühnersuppe ab: "Sie enthält Mineralien, und man ersetzt mit ihr die Flüssigkeit, die man durch Schwitzen, etwa durch erhöhte Temperatur, verliert." Letztlich gelte das aber auch für Rinderbouillon oder Gemüsebrühe.

Eines ist vielen Hausmitteln gemein: Sie ersetzen die ausgeschwitzte Flüssigkeit. Sie befeuchten außerdem die Schleimhäute, so dass sie sich gegen Eindringlinge schützen kann, und kurbeln mit ihrer Wärme die Durchblutung an. Das gilt auch für Tees. Vor allem Lindenblütentee soll das Schwitzen kräftig ankurbeln. Die Wärme erleichtert dem Körper, die Temperatur zu erhöhen, was den Kampf gegen die Viren unterstützt. Ob Erkältungsbad, Tee oder Inhalation - viele Menschen fügen ätherische Öle oder Kräuterauszüge hinzu, um Husten zu lindern oder die verstopfte Nase freizubekommen. "Salbei unterstützt die Schleimhautoberfläche, ihr natürliches Milieu wiederherzustellen und so die Viren loszuwerden", erklärt Mühlenfeld.

Der Hausarzt rät jedoch dazu, nicht irgendeinen Zusatz in das heiße Wasser zu kippen. Was passend ist, richtet sich nach den Symptomen. Thymian als Teeaufguss soll den Hustenreiz bessern. Kamille wirke austrocknend, was bei trockenem Husten kontraproduktiv wäre, erläutert Mühlenfeld. "In dem Fall sollte man Salbei oder Kochsalz hinzugeben", rät er. Bei schleimigem Husten seien Efeu-Extrakte eine gute Wahl.

Sobald das Gebräu nach dem Inhalieren abgekühlt ist, kann es auch zum Gurgeln verwendet werden. So wird der Rachen mit Feuchtigkeit benetzt, und die ätherischen Öle gelangen auch hier direkt an die Schleimhautoberfläche. Mentholzusätze wie Pfefferminzöl sollte der Erkältete auf ein Taschentuch geben, das er sich vor die Nase hält. "Ätherische Öle wie Kampfer und Menthol dürfen nicht im Gesicht von Säuglingen und Kleinkindern angewendet werden", warnt Waltering. "Das kann zu allergischen Reaktionen wie Krämpfen und Atemstillstand führen."

Die stärkere Durchblutung der Schleimhäute durch Wärme sowie die Feuchtigkeit sorgen auch dafür, dass aus Bronchien oder Nase vermehrt Sekret fließt. "Das Sekret schützt", erklärt Walger. "Zudem wird der Organismus mit dem vermehrten Sekret kranke, befallene Zellen los."

Bei starken Hals- oder Kopfschmerzen helfen laut Mühlenfeld Tabletten mit den Wirkstoffen Ibuprofen oder Paracetamol. Für den klassischen grippalen Infekt aber sind Inhalation, Brühe und Tees eine gute Wahl. Oder, wie es Andreas Waltering sagt: "Sie schaden auf jeden Fall nicht und sind gut für das persönliche Wohlbefinden." Ihre Grenze erreichen Hausmittel jedoch, wenn nach einigen Tagen hohes Fieber auftritt oder sich der Betroffene deutlich schlechter fühlt - statt, wie üblich, ab dem vierten Tag besser. Dann ist ein Gang zum Arzt angesagt, rät Walger.

(dpa)
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