Was man auf keinen Fall tun sollte Wenn Erwachsene schlafwandeln

Wesel · Schlafwandler führen ein gefährliches Leben. Meist bewegen sie sich nämlich geradeaus, auch wenn ihr Weg zu Ende ist. Neurologe Winfried Neukäter vom evangelischen Krankenhaus Wesel erklärt, was Erwachsene schlafwandeln lässt.

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Foto: RP/dpa

Schlafwandeln (Somnambulismus) gehört zu den sogenannten Aufwachstörungen. In jedem Lebensalter kann es erstmals auftreten, typischerweise jedoch im Kindesalter, meistens verschwindet es in der Pubertät. Ausgelöst wird Schlafwandeln vermutlich durch eine partielle Unreife des zentralen Nervensystem. Es entsteht durch ein gestörtes Erwachen aus dem Tiefschlaf und tritt in der Regel in der ersten Nachthälfte auf. Die im Schlaf herabgesetzte Muskelaktivität wird angehoben, während das Bewusstsein sozusagen weiterschläft.

Besser nicht aufwecken

Es kommt zu einer motorischen Aktivierung mit Umherschauen, Aufsetzen, Aufstehen und Umherlaufen, teilweise mit aggressivem Verhalten und potenziellem Verletzungsrisiko. Phasenweise führen Schlafwandler auch sehr komplexe Handlungen durch, wie das Verrücken von Möbeln. Es ist schwierig, die betroffene Person aufzuwecken, direkt nach dem Wecken ist sie verwirrt und erinnert sich nicht an das Ereignis (retrograde Amnesie). Manchmal werden Träume berichtet, lebhafte Träume sind aber eher selten.

Zahlreiche Faktoren wie etwa Alkoholkonsum, Stress, verausgegegangene verminderte Schlafdauer, Schichtarbeit, Depressionen, Medikamente (Neuroleptika) oder auch fieberhafte Infekte können Schlafwandeln provozieren. Auch genetische Einflüsse spielen eine Rolle. Dass Schlafwandeln durch den Vollmond ausgelöst wird oder zu bestimmten Mondphasen gehäuft auftritt, stimmt hingegen nicht. Schlafwandler richten sich aber nach Lichtquellen.

Schlafwandeln muss vor allem von nächtlichen epileptischen Anfällen unterschieden werden. Hier sind vor allem nächtliche Anfälle zu bedenken, die durch eine strukturelle Veränderung der Stirnhirn (Frontallappen) bedingt sein können. Hierbei treten sehr komplexe, in der Regel stereotyp gleichartig ablaufende Verhaltensweisen bei ebenfalls getrübten Bewusstsein auf. Der Betroffene ist nicht erweckbar, er hat ebenfalls, wie der Schlafwandler, keine Erinnerung an das nächtliche Ereignis. Abgegrenzt werden muss Schlafwandeln auch von den nächtlichen REM-Parasomnien, die in der Regel bei älteren Menschen beginnen und bei denen Fremdaggressivität eine wesentlich größere Rolle spielt.

Wann besser zum Neurologen?

Wer erst im Erwachsenenalter mit dem Schlafwandeln beginnt, sollte sich zur Abgrenzung dieser Erkrankungen bei einem Neurologen und Schlafmediziner vorstellen. Da beim Schlafwandler die sprichwörtliche schlafwandlerische Sicherheit fehlt und es durchaus zu schweren Verletzungen etwa durch Fensterstürze kommen kann, sollte therapeutisch ein verletzungsarmes Schlafumfeld, so auch abschließbare Fenstergriffe, geschaffen sowie Stress und Alkoholkonsum vermieden werden.

Fenster sollten abgedunkelt werden. Bettpartner sollten nicht versuchen, die Schlafwandler zu wecken, sondern, falls angezeigt, sie nur sanft ins Bett zurückbegleiten. In besonders schweren Fällen können Medikamente, die den Tiefschlaf unterdrücken oder auch muskelentspannende Medikamente wie Benzodiazepine eingesetzt werden. Dies ist aber nur im Einzelfall notwendig.

(wat)
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