Elektrobürste, mit Ultraschall oder der Hand Welche Zahnbürste ist die beste?

Göttingen · Plaque auf den Zähnen kann man per Ultraschall wegsprengen oder elektrisch wegvibrieren. Möglichkeiten, die Beißer sauber zu putzen, gibt es viele. Aber welche ist die effektivste? Viele fragen sich, ob sie überhaupt noch zur guten alten Handzahnbürste greifen können, ohne ihre Zahngesundheit zu riskieren.

Was ist besser: Elektrobürste oder Handzahnbürste?
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Foto: Shutterstock/Alliance

Der Blick auf die Uhr verrät, wie knapp man heute dran ist. Zwar wandert nach dem Frühstück die Zahnbürste noch eben in den Mund, aber viel zu kurz, um dort nachhaltig etwas gegen den dichten Bakterienrasen bewirken zu können, der auf den Zähnen wächst. Je mehr zucker- oder auch säurehaltige Nahrung wir den Plaquebakterien bieten, desto schneller wächst die Anzahl der Erreger auf den Zähnen und umso gefährlicher werden sie. Kariesbedingte Löcher im Zahn oder Schäden am Zahnfleisch entstehen zwar nicht über Nacht, doch haben die von Fachleuten als "faule Putzer" bezeichneten Menschen oft immer wieder mit solchen Problemen zu tun.

Den Grund dafür kennt Prof. Annette Wiegand, die Direktorin der Universitätszahnklinik in Göttingen ist. "Viele halten sich nicht an die empfohlenen drei Minuten Zahnputzzeit", so beschreibt sie das banale Problem. Denn grundsätzlich ist nicht die Zahnbürste der Garant für saubere Zähne, sondern die richtige Putztechnik und die Ausdauer beim Säubern Untersuchungen fördern allerdings ein beschämendes Bild zutage: Im Durchschnitt putzen die Deutschen nur 90 Sekunden. In dieser Zeit entfernen nur zwei Prozent der Erwachsenen den Bakterienfilm auf den Zähnen komplett. Beim Rest wuchert es weiter.

40.000 Schwingungen gegen Handbetrieb

Recht blass erscheint da die herkömmliche Zahnbürste, die für kleines Geld in Discountern, Drogeriemärkten und sogar in Tankstellen erworben werden kann, gegen Hightech-Innovationen: Mit über 40.000 Schwingungen pro Minute rütteln elektrische Zahnbürsten den Belag von den Zähnen. Oft tun sie das oszillierend, das heißt in Viertelkreisbewegungen vorwärts und rückwärts. Durch eine pulsierende Seitwärtsbewegung wischen sie den Belag mit beinahe 9000 Bewegungen pro Minute von den Zähnen. Das schafft so kein Mensch im Handbetrieb.

Daneben begeistern nicht nur Technik-Freaks neuere Ultraschall-Bürsten, die mit länglichen Bürstenköpfen per Schall den Plaque von den Zähnen sprengen. "Der Biofilm auf den Zähnen wird durch die Bewegung von Speichel und Zahnpasta im Mundraum aufgerissen und das selbst dann, wenn die Schallbürste die Zähne nicht einmal berührt", sagt Prof. Annette Wiegand, Direktorin der Universitäts-Zahnklinik in Göttingen.

Trotz so viel Innovation gehört die Handzahnbürste dennoch nicht zum alten Eisen. Denn wir bräuchten weder Schall- noch Elektrozahnbürste, sagt Prof. Annette Wiegand, Direktorin der Universitäts-Zahnklinik in Göttingen. "Bei vielen Menschen reicht es vollkommen, mit der Hand zu putzen." Voraussetzung dafür ist allerdings die richtige Putztechnik. Wer die Bürste in einem Putzwinkel von 45 Grad ansetzt und die Beläge von Rot nach Weiß innen wie außen abrubbelt, der kann ein ebenso gutes Putzergebnis erzielen wie jemand, der auf eine elektrische Variante zurückgreift.

Elektrische Zahnbürsten kaum besser

Insgesamt gibt es nur wenige Studien, die den technischen Zahnputzhelfern ein besseres Zeugnis ausstellen, weiß die Zahnexpertin. Wichtig ist es, darauf zu achten, nicht zu viel Druck beim Putzen aufzubauen. Denn der kann den Zähnen nachhaltig schaden. Aufschluss in Sachen Druck gibt ein Experiment an einer einfachen Küchenwaage. Drücken Sie die Zahnbürste auf die Waage. Bei 150 Gramm sollten Sie stoppen, denn mehr verträgt auch der Kauapparat nicht.

Zwar putzten rund 63 Prozent der Deutschen von Hand, doch empfehlen es die Experten all denen nicht, die bereits unter Parodontitis leiden und deren Zahnfleisch und Knochensubstanz zurückgehen. Auch Menschen, die zu Taschenbildung neigen, die bereits älter sind oder körperlich oder geistig eingeschränkt, empfiehlt sie die Verwendung von Elektro- und Schallbürsten. Sinn machen sie zudem bei Jugendlichen, die eine feste Zahnspange tragen. Denn das Putzen um die aufgeklebten Brackets herum ist schwierig und zeitaufwändig.

Allerdings befreit auch der Kauf eines elektrischen Modells nicht davon, regelmäßig zu putzen. Nur dann hält die Bürste, was die Studien versprechen: weniger Plaque und Zahnfleischentzündungen. Wissenschaftler der Cochrane Collaboration unternahmen vor Jahren einen Vorstoß und werteten alle verfügbaren Studien zu Zahnbürsten der verschiedenen Arten aus und zogen einen Vergleich. Das ernüchternde Ergebnis: Die meisten der geprüften Elektromodelle entfernten Zahnbelag nur unwesentlich besser als eine Handzahnbürste.

Bei Elektrobürsten Beipackzettel lesen

"Wenn man eine elektrische Bürste mit der falschen Technik anwendet, kann sie möglicherweise sogar eine schlechtere Putzwirkung erzielen", sagt die Zahnexpertin aus Göttingen und empfiehlt darum in jedem Fall nach dem Kauf auf den Beipackzettel zu schauen. Er gibt Auskunft über die richtige Anwendung. Meist ist es nämlich bei elektrischen Putzhelfern nicht ausreichend, sie einfach in den Mund zu halten. Besser kann es sein, sie leicht zu kippen und dann von Zahn zu Zahn zu führen.

Auch ein neueres Studienergebnis, das festhält, Schallbürsten seien effektiver bei der Zahnfluoridierung, bleibt mit dieser Erkenntnis bislang alleine. Angeblich bringen Bürsten mithilfe der Ultraschall-Technologie das in der Zahnpasta enthaltene Fluorid auch in Bereiche des Mundraums, die von einer normalen Bürste nicht erreicht werden. Allerdings wären Langzeitstudien nötig, um einen belastbaren Effekt zweifelsfrei nachzuweisen.

Für und Wieder der technischen Lösung

Wer jedoch bei einem ehrlichen Blick in den Spiegel und auf die Uhr feststellt, dass er zu den Putzmuffeln zählt, tut gut daran, sich auf die Technik zu verlassen. Einzige Voraussetzung: Sein Portemonnaie gibt das her. Denn die Anschaffungskosten liegen mit 50 bis 160 weit über denen einer herkömmlichen Bürste. "Das Segment ist sehr breit, doch zeigen unsere Erfahrungen, dass meist die etwas teuren Bürsten auch etwas besser sind", sagt Prof. Wiegand. Während der Stromverbrauch mit im Schnitt nicht mehr als vier Euro im Jahr eigentlich kaum zu Buche schlägt, tun es die Bürstenaufsätze schon. Sie sollten alle drei Monate ausgewechselt werden und kosten bis zu sechs Euro.

Belastet das das Budget zu sehr, bleibt nichts besseres, als sich Zeit für die Zahnpflege zu nehmen und zusätzlich durch die richtige Ernährung auf die Selbstreinigung der Zähne durch das Kauen zu setzen. Weiche und klebrige Speisen gehören dann auf die Streichliste. Gut fährt man hingegen mit kauintensiver Rohkost und zuckerfreien Knabbereien.

(wat)
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