Statistik des Jahres 2014 Kassen-Gutachter registrieren 3796 Behandlungsfehler

Berlin/Essen · Jahr für Jahr fühlen sich Kranke und Pflegebedürftige von Ärzten falsch behandelt. Nun haben die Medizinischen Dienste der Krankenkassen ihre neue Statistik dazu vorgestellt. Sie zeigt: Noch immer ist die Zahl der Behandlungsfehler hoch.

 14.663 Fehlervorwürfe registrierten die MDK im Jahr 2014.

14.663 Fehlervorwürfe registrierten die MDK im Jahr 2014.

Foto: dapd, Mario Vedder

Bei Verdacht auf einen Behandlungsfehler haben Patienten verschiedene Möglichkeiten, dem nachzugehen. Neben dem anwaltlichen Weg und den Schlichtungsstellen der Ärztekommissionen zählen dazu auch die Medizinischen Dienste der Krankenkassen (MDK). Letztere haben am Mittwoch ihre Statistik zur Behandlungsfehler-Begutachtung im Jahr 2014 vorgestellt.

Demnach gab es 14.663 Fehlervorwürfe, das sind 80 mehr als 2013. Auch bei der Zahl der tatsächlich bestätigten Fehler gab es einen leichten Anstieg auf 3796 Fälle (2013: 3687). In 155 Fällen starben die Patienten laut den Gutachtern im Kassen-Auftrag an den Folgen eines Fehlers oder damit zusammenhängenden Komplikationen. 1294 Patienten erlitten einen Dauerschaden.

"Die Zahl der begutachteten Behandlungsfehlervorwürfe ist anhaltend hoch — insoweit können wir als Medizinischer Dienst keine Entwarnung geben", sagte Dr. Stefan Groneymeyer, stellvertretender Geschäftsführer des Medizinischen Dienstes, bei der Vorstellung der Statistik.

Höchste Fehlerquote in Pflege registriert

Die meisten Vorwürfe in Bezug auf mögliche Fehler gab es erneut in Bezug auf Behandlungen in Krankenhäusern (knapp zwei Drittel). Auch sind es die chirurgischen Eingriffe, die an erster Stelle standen in Bezug auf solche Vorwürfe (7845 Fälle). Auch dafür haben die MDK eine Erklärung: Wenn ein postoperativer Behandlungsverlauf nicht den Erwartungen entspreche, dann liege schneller der Verdacht auf einen Fehler nahe. Mögliche Fehler bei der Medikation dagegen würden von Patienten oft nicht wahrgenommen.

Tatsächlich registrierten die MDK Fehler aber auf einem ganz anderen Gebiet: der Pflege, Während bei den operativen Eingriffen der Fehlervorwurf in 24,3 Prozent der Fälle bestätigt wurde, lag die Quote in der Pflege bei 57,8 Prozent von 590 Fällen. Es folgt die Zahnmedizin mit 39,2 Prozent (1419 Fälle), die Allgemeinchirurgie mit 27,5 Prozent (1642 Fälle) sowie die Frauenheilkunde und Geburtshilfe mit 27,0 Prozent (1144 Fälle).

Die Medizinischen Dienste verwiesen aber auch darauf, dass die Zahlen nicht die Behandlungsqualität widerspiegelten, weil sie nicht die Behandlungen und Behandlungsfehler insgesamt repräsentierten. Auch sei von einer hohen Dunkelziffer auszugehen.

"Uns geht es um einen offenen Umgang mit Fehlern"

Neben den MDK geben auch die Ärztekommissionen Jahr für Jahr eine Statistik zu den in ihren Schlichtungsstellen eingegangenen Fällen vor. Im vergangenen Jahr lag die Zahl der Beschwerden wegen Behandlungsfehlern unter der der MDK (12.232), auch waren weniger Fehler als bei den MDK festgestellt worden.

Während die Medizinischen Dienste auf vielfältige Möglichkeiten zur Fehlervermeidung hinweisen — wie etwa eine standarisierte OP-Checkliste — verwiesen die Ärztekammern im vergangenen Jahr auch auf überlange Arbeitszeiten und wachsenden Behandlungsdruck als Ursache für Behandlungsfehler.

Dass Fehler auch bei größter Sorgfalt passieren, heben denn auch die Medzinischen Dienste hervor. "Uns geht es um einen offenen Umgang mit Fehlern, damit die Patienten entschädigt werden", so Gronemeyer.

(das)
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