20-fache Zunahme Affenpocken breiten sich aus

Kinshasa (RP). Die sogenannten Affenpocken breiten sich in Zentralafrika aus. Ein US-Forscherteam hat eine etwa 20-fache Zunahme der Infektionen im Kongo festgestellt: Erkrankten 1980 statistisch nur etwa 0,72 Personen von 10.000, sind es nun 14,42 pro 10.000.

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Foto: dapd, dapd

Das schreiben die Wissenschaftler im Fachmagazin "Proceedings of the National Academy of Sciences". Die meisten Erkrankungen traten dabei in abgelegenen Regenwald-Regionen auf. Und da vor allem bei männlichen Jugendlichen, die jünger als 15 Jahre alt waren. Eine wirksame Behandlung gibt es nicht.

Dafür verläuft eine Infektion in der Regel harmloser als bei den "echten" Pocken. Dennoch bilden sich Pusteln, dann kommt es zu Fieber und Kopfschmerzen. Zudem schwellen die Lymphknoten an. In Einzelfällen kam es aber auch zu Erblindungen, oder die Infizierten starben sogar.

Der Erreger der Affenpocken, das Virus "Orthopox simiae", ist dabei mit dem "echten" Pockenvirus verwandt. Darum verlieh die bis 1980 durchgeführte Pockenschutz-Impfung auch eine gewisse Kreuzimmunität — und so waren Infektionen lange Zeit entsprechend selten. Vor allem auch, weil Menschen nicht die Überträger sind. Vermutlich springt das Virus von kleinen Nagern auf Affen über. Wenn Menschen dann deren Fleisch essen, infizieren sie sich mit ihm.

Allerdings ist für die Wissenschaftler nicht ganz klar, ob die deutliche Zunahme der Erkrankungen tatsächlich mit dem Aussetzen der Pockenschutzimpfungen zusammenhängt. Eine andere Möglichkeit wäre, dass der Erreger mutiert ist und nun auch direkt von Menschen übertragen wird. Auch das könnte die deutliche Zunahme erklären — und wäre der weitaus schlimmere Fall. Denn dann könnte er sich sehr schnell ausbreiten.

Die US-Forscher befürchten zudem nach der deutlichen Zunahme der Infektionen im Kongo, dass die Viren nun auch im Tierreich weiter um sich greifen. Dadurch steige die Gefahr, dass sie über importierte Tiere in die Industrieländer eingeschleppt werden. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts ist das bereits einmal passiert: 2003 erkrankten im Mittleren Westen der USA 93 Menschen an Affenpocken. Alle hatten sich bei Präriehunden angesteckt, die sie von einer einzigen Zoohandlung bezogen hatten.

Für das Robert-Koch-Institut kommt die Entwicklung nicht ganz überraschend. Bereits vor Jahren hätte man darauf hingewiesen, dass mit dem Ende der Pockenschutz-Impfungen 1980 andere Viren sich wieder ausbreiten könnten. Nämlich solche, gegen die eine Pocken-Impfung ebenfalls einen Schutz geboten hätte — wie eben bei den Affenpocken. Man müsse die Situation jetzt weiterhin sehr genau beobachten.

(RP)
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