"Healthyday" Diese App sagt, ob Ihr Nachbar Grippe hat

Fort Washington · Wenn wie im Winter 2014/2015 die Grippe grassiert, ist die Angst groß, sich bei anderen anzustecken. Sollte man von Freunden, Nachbarn und Arbeitskollegen besser Abstand halten, der eigenen Gesundheit zuliebe? Eine neue App schafft Klarheit: Treten in der Nachbarschaft Symptome von Grippe auf, schlägt sie Alarm.

 Die App "Healthyday" zeigt auf interaktiven Karten, wie hoch die Ansteckungsgefahr mit Grippe-Viren in einem bestimmten Gebiet gerade ist.

Die App "Healthyday" zeigt auf interaktiven Karten, wie hoch die Ansteckungsgefahr mit Grippe-Viren in einem bestimmten Gebiet gerade ist.

Foto: Screenshot ITunes

"Healthyday" heißt die vermeintliche Wunderwaffe im Kampf gegen die Ansteckungsgefahr. Mit ihr kommt der Nutzer "gesund durch den Tag", verspricht der Entwickler McNeil Consumer Healthcare. Er gehört zu dem multinationalen Pharmazie-Riesen Johnson & Johnson. Die App greift zurück auf Daten von lokalen Ärzten, Suchverläufen bei Google, Erwähnungen in sozialen Netzwerken wie Facebook oder Twitter und Daten, die die Nutzer selbst in die App eingeben.

Mithilfe dieser Daten rechnet die App hoch, wie viele Grippekranke es aktuell am Standort des Nutzers und in seiner näheren Umgebung gibt. Die App spricht zwei Warnungen zur Ansteckungsgefahr in der Nachbarschaft aus: Zum einen werden gefährliche Bereich in interaktiven Grafiken markiert. Zum anderen sind konkrete Warnhinweise zu lesen wie "Das Level der Grippe-Symptome ist aktuell in Ihrem Gebiet erhöht. Seien Sie vorsichtig". Dabei unterscheidet die App zwischen Erkältung und Grippe.

Bei den Angaben handelt es sich allerdings nur um Wahrscheinlichkeiten beziehungsweise Hochrechnungen, die verzerrt werden können. Die App schließt zum Beispiel allein aus einer erhöhten Anzahl der Anfragen nach dem Begriff "Grippe" bei Google darauf, dass in der Gegend, aus der die Anfragen kommen, aktuell viele Grippe-Kranke vor den Computern sitzen. Doch die App kann keinen Unterschied machen zwischen Personen, die krank sind und deshalb nach "Grippe" googeln und Personen, die den Begriff aus anderen Gründen suchen.

Anders sieht es bei den Hinweisen für Allergiker aus, die die App ebenfalls gibt. Dabei bezieht sie sich auf offizielle Daten der amerikanischen Wetterbehörde zum Pollenflug.

Am genauesten funktioniert die App mit den Daten, die die Nutzer selbst angeben. Wer krank ist, kann das eintragen und die App speichert die Daten für den Ort, an dem er die Meldung gemacht hat. Die Angaben werden von der App in den interaktiven Grafiken und Warnhinweisen verarbeitet. Außerdem gibt die App Nutzern, die angegeben haben, krank zu sein, kostenlose Gesundheitstipps.

Den größten Nutzen dürfte "Healthyday" Pollenallergiker bringen, weil die Informationen, die die App liefert, verlässlich sind. Allerdings gibt es auf dem Markt schon einige andere Apps, die diese Informationen liefern. Bei gesunden Menschen könnte unterdessen ein mulmiges Gefühl entstehen, wenn die App für ihren Standort eine erhöhte Grippe-Gefahr angibt - vor allem, wenn wie im Winter 2014/2015 eine Grippewelle herrscht.

Wie bei allen Gesundheits-Apps, die sensible Daten fordern, dürfte auch "Healthyday" bei Datenschützern Kritik hervorrufen. Denn wer in der App angibt, dass er gerade an Grippe erkrankt ist, liefert nicht nur allen Nutzern, sondern auch dem Pharmakonzern Johnson & Johnson wertvolle persönliche Daten. Die Daten könnte der Konzern zum Beispiel nutzen, um gezielt Werbung für Medikamente zu machen.

Bislang ist "Healthyday" nur in den USA erhältlich. Die Macher wollen die App noch erweitern, wenn sich mehr Nutzer registriert haben und die Datenbasis größer geworden ist. Womöglich könnte die App in Zukunft auch vor gefährlicheren Krankheiten als der Grippe warnen.

(lsa)
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