Neue Umfrage Jeder Vierte wartet mehr als drei Wochen auf Facharzttermin

Berlin · Patienten sollen nur noch maximal vier Wochen auf einen Termin beim Arzt warten müssen – so will es die Bundesregierung. Doch die Ärzteschaft sieht eine solche Garantie kritisch. Eine neue Umfrage zeigt nun, dass auch die Patienten skeptisch sind, ob damit das Problem gelöst werden kann. Die Befragung enthüllt zudem, dass rund jeder Vierte mehr als drei Wochen auf einen Termin beim Facharzt warten muss.

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Foto: AOK Mediaservice

Patienten sollen nur noch maximal vier Wochen auf einen Termin beim Arzt warten müssen — so will es die Bundesregierung. Doch die Ärzteschaft sieht eine solche Garantie kritisch. Eine neue Umfrage zeigt nun, dass auch die Patienten skeptisch sind, ob damit das Problem gelöst werden kann. Die Befragung enthüllt zudem, dass rund jeder Vierte mehr als drei Wochen auf einen Termin beim Facharzt warten muss.

Geht es nach Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU), dann soll die Termingarantie beim Arzt schon 2015 in Kraft treten, wie er vor wenigen Tagen im Interview mit unserer Redaktion sagte. Demnach soll der Entwurf für das Gesetz, das auch die Garantie beinhaltet, noch in diesem Jahr vorgelegt werden. Laut Koalitionsvertrag wollen Union und SPD die Kassenärztlichen Vereinigungen dazu verpflichten, zentrale Termin-Servicestellen einzurichten, die innerhalb einer Woche einen Termin vermitteln.

Doch das Vorhaben stieß von Anfang an auf Skepsis bei der Ärzteschaft. Entsprechend ging die Koalition zuletzt ein Stück auf diese zu und sprach sich für ein regional unterschiedliches Arzttermin-Verfahren aus. "Es ist klug, wenn die konkrete Lösung von den Kassenärztlichen Vereinigungen in den jeweiligen Regionen gefunden wird, denn die wird in Berlin sicher anders aussehen als in Niedersachsen", sagte Unions-Gesundheitsexperte Jens Spahn. Doch die Skepsis aufseiten der Ärzte bleibt — auch wenn eine neue Umfrage zeigt, dass die Patienten wieder länger auf einen Termin warten müssen.

Längere Wartezeiten als in den Vorjahren

Die Forschungsgruppe Wahlen hat im Auftrag der Kassenärztlichen Bundesvereinigung die inzwischen siebte Versicherten-Befragung durchgeführt. Ein Thema war dabei auch die Wartezeit beim Arzt. "Wie in den Jahren zuvor zeigt sich auch hier, dass die derzeit herrschenden Wartezeiten objektiv nur von wenigen als zu lang empfunden werden", sagte Regina Feldmann, Vorstand des Verbandes, bei der Vorstellung der Ergebnisse der Befragung. Demnach hat es nur einem von zehn Befragten zu lange gedauert, bis ein Termin zustande kam. Allerdings wird auch festgestellt, dass es inzwischen etwas länger als in den Jahren zuvor dauert, bis man einen Termin bekommt.

Die Studie besagt zudem, dass 62 Prozent der Befragten einen Arzttermin innerhalb von drei Tagen erhalten hätten. "Wartezeiten von mehr als drei Tagen gab es daher in der Regel eher bei Fach- als bei Hausärzten", heißt es vonseiten des Verbandes. Demnach gaben 30 Prozent der gesetzlich Versicherten an, dass sie keine Wartezeit hatten bei der Terminvergabe, und 13 Prozent sagen, dass ein Termin gar nicht nötig war. Lediglich 13 Prozent der Befragten mussten länger als drei Wochen auf einen Termin warten.

Schaut man allerdings auf die Fachärzte, sieht das ganz anders aus. In diesem Bereich sagen nur 19 Prozent, dass sie keine Wartezeit hatten und sechs Prozent, dass ein Termin gar nicht nötig war. Dagegen mussten 21 Prozent der Befragten bis zu drei Wochen auf einen Termin warten, länger als drei Wochen warteten sogar 26 Prozent, also jeder Vierte. Dennoch spricht sich die Ärzteschaft gegen eine zentrale Terminvergabe-Stelle aus.

Die Frage der Arztfreiheit

"Wir lehnen eine zentrale Lösung ab, da diese nicht nur die Arztfreiheit aufhebt, sondern auch dem Wunsch vieler Patienten entgegenläuft", erklärte der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, bei der Vorstellung der Umfrage. Aber er betonte auch, dass man über neue Steuerungsmöglichkeiten nachdenken müsse. Es zeige sich, dass der ungesteuerte Zugang dazu führe, dass es in Praxen von besonders stark gefragten Ärzten zu langen Wartezeiten komme", erklärte der Verband.

Bei den Patienten selbst kommt die Idee einer zentralen Vergabestelle dagegen im Allgemeinen gut an. Zwei Drittel der Befragten stehen dem positiv gegenüber, auch wenn nur 36 Prozent angaben, überhaupt von den Plänen der Bundesregierung gehört zu haben. Und die Skepsis, ob das Problem der Wartezeiten wirklich gelöst werden kann, teilen auch die Patienten. Denn nur 30 Prozent glauben, dass sich so Wartezeiten verkürzen ließen.

"Immerhin 72 Prozent der Befragten sagen, dass sie nicht zu irgendeinem, sondern zu ihrem Wunscharzt möchten", betont daher die Kassenärztliche Bundesvereinigung auch noch einmal. Eine zentrale Terminservicestelle aber könne solche Wünsche nicht berücksichtigen.

(das)
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