Barmer GEK Report Krankenhauskosten in NRW am höchsten

Düsseldorf · In keinem anderen Bundesland sind die Ausgaben für eine vollstationäre Behandlung so hoch und dauert der Krankenhaus-Aufenthalt so lang. Stark zugenommen haben psychische Erkrankungen und chronische Rückenleiden.

Barmer GEK Report: Krankenhauskosten in NRW am höchsten
Foto: RP/Radowski

Die Prognosen sind eindeutig angesichts einer immer älter werdenden Gesellschaft: Die Krankenhaukosten werden weiter wachsen. Schon jetzt sind sie mit Abstand der größte Kostenblock im gesamten Gesundheitswesen. Rund 68 Milliarden Euro haben die gesetzlichen Krankenversicherungen 2014 für die Behandlungen ihrer Mitglieder in Krankenhäusern ausgegeben. Tendenz steigend.

Besonders teuer und lang ist der Aufenthalt im Krankenhaus in Nordrhein-Westfalen. Das ist ein Ergebnis des Reports Krankenhaus 2015, den die Barmer GEK gestern in Berlin vorgelegt hat. Bereits zum elften Mal hat die zweitgrößte gesetzliche Krankenversicherung in Deutschland die Daten ihrer mehr als 8,6 Millionen Mitglieder ausgewertet und so standardisiert, dass die Aussagen für alle Einwohner Deutschlands gelten.

Dem Barmer-Report zufolge lag 2014 in NRW die Zahl der Krankenhaustage je 1000 Versicherte bei über 1860. Sie war damit so hoch wie in keinem anderen Bundesland. Rund 190 Tage weniger waren es im Bundesdurchschnitt (1673), sogar knapp 400 weniger in Baden-Württemberg. Dort liegt die Zahl der Krankenhaustage je 1000 Versicherte bei gerade einmal 1462.

Die lange Verweildauer in NRW hat natürlich Auswirkungen auf die Kosten. Auch bei den Ausgaben für vollstationäre Krankenhausbehandlungen je Versichertem war Nordrhein-Westfalen Spitzenreiter. 910 Euro gaben vergangenes Jahr gesetzliche Krankenkassen pro stationär behandeltem Versicherten aus. In Baden-Württemberg waren es nur 761 Euro. Und: In NRW sind auch die Fallzahlen besonders hoch. Während im gesamten Bundesgebiet im vergangenen Jahr 219 Behandlungsfälle auf 1000 Versicherte kamen, waren es in NRW 239 - zusammen mit Thüringen der höchste Wert. Somit suchte durchschnittlich knapp jeder vierte Versicherte 2014 in NRW ein Krankenhaus auf. Am häufigsten wurden dort Krankheiten des Kreislaufsystems diagnostiziert (35,7 Fälle je 1000 Versicherte, Bund: 33), die durchschnittlichen Behandlungskosten lagen bei 168 Euro pro Einwohner (Bund: 162 Euro). Weit verbreitet auch Krebserkrankungen mit 24,3 Fällen pro 1000 Versicherte (Bund: 22,2) mit durchschnittlichen Kosten von 118 (Bund: 112). Deutlich zugenommen hat die Behandlung von psychischen und Verhaltensstörungen mit 16,8 Fällen pro 1000 Versicherte (Bund: 15,3), was durchschnittlich mit 95 Euro (Bund: 89) zu Buche schlug.

Die Statistiker der Krankenkasse haben zudem festgestellt, dass die Anzahl der Erkrankungen zwar zunimmt, die Verweildauer im Krankenhaus aber sinkt und so die Zahl der Krankenhaustage auch leicht rückläufig ist. Ausnahmen dabei: Die Behandlungsdauer bei psychischen Störungen und vor allem bei Rückenschmerzen nimmt deutlich zu. Die Zahl der Krankenhausfälle wegen Rückenproblemen ist zwischen 2006 und 2014 von 282 000 auf 415 000 deutlich gestiegen. Dabei beklagt die Kasse eine "deutliche Fehlversorgung". So fänden bei gut einem Drittel der Patienten im Krankenhaus weder eine Operation noch eine Schmerztherapie, sondern überwiegend bildgebende Diagnostik statt.

Blick in den angstfreien Operationssaal
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Laut Report leiden 85 Prozent der deutschen Bevölkerung irgendwann im Leben an Rückenschmerzen, die aufgrund der hohen indirekten Kosten von rund sieben Milliarden Euro als eine der teuersten Erkrankungen gelten. Rund 15 Prozent aller Arbeitsunfähigkeitstage und 18 Prozent der Frühverrentungen gehen auf Rückenprobleme zurück. Um dem vorzubeugen, fordert Barmer-Vorstand Christoph Straub eine viel frühere Behandlung: "Es braucht eine professionelle und fachübergreifende Versorgung durch niedergelassene Ärzte."

(RP)
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