Bewegungsstudie 2016 In NRW leben die fittesten Deutschen

Düsseldorf · Jeder dritte Deutsche bewegt sich im Alltag nicht mal eine halbe Stunde, das ergab eine neue Studie. Einzige Ausnahme: NRW. Hier leben die aktivsten Menschen des Landes. Ein Überblick über den deutschen Fitnesszustand.

"Beweg dich, Deutschland" heißt eine aktuelle Studie der Techniker Krankenkasse, für die das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Januar einen bevölkerungsrepräsentativen Querschnitt zu Gesundheit und Bewegung befragte.

Mit erschütterndem Ergebnis: Mehr als jeder Dritte bewegt sich im Alltag weniger als eine halbe Stunde. Ein weiteres Drittel bleibt unter einer Stunde. Die meisten Bewegungsfreudigen findet man laut bundesweitem Vergleich in NRW. Hier leben demnach die aktivsten Menschen Deutschlands.

Konkret bedeutet dies, dass sich in NRW vier von zehn Menschen mehr als eine Stunde pro Tag bewegen. Ähnlich aktiv sind nur die Bayern, von denen noch ein Drittel mehr als eine Stunde unterwegs ist. Die meisten Bewegungsmuffel leben dagegen in Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Hier schaffen es vier von zehn Menschen nicht, sich mehr als 30 Minuten zu bewegen.

Fast jeder zehnte NRW-Bürger trainiere sogar regelmäßig mehr als fünf Stunden pro Woche und nehme an Wettkämpfen teil. Auch das ist laut der Studie der Spitzenwert im Ländervergleich. Mit neun Prozent aktiver Fußballer liegt NRW außerdem beim Fußballspielen an der Spitze.

Gleichzeitig bezeichneten sich mit 47 Prozent fast die Hälfte der Einwohner in Nordrhein-Westfalen als Sportmuffel oder gar als Antisportler. 42 Prozent der Befragten stimmten der Aussage zu: "Mein Tag ist so anstrengend, dass ich abends am liebsten auf dem Sofa entspanne."

Richtet man den Blick auf ganz Deutschland, sieht das Ergebnis nicht viel anders aus: 30 Prozent der Bundesbürger treiben wenig Sport, sind also Sportmuffel. 18 Prozent sind sogar Antisportler. Als Hauptausrede dient den meisten "Ich kann mich nicht aufraffen". Dieser Meinung sind 50 Prozent der deutschen Bundesbürger.

25 Prozent der Menschen in NRW schließen sich dieser Meinung besonders dann an, wenn es darum geht, öfter zu Fuß zu gehen oder mit dem Rad zu fahren statt Auto, Bus oder Bahn zu nehmen. Allerdings müssen im bundesweiten Durchschnitt 47 Prozent täglich weite Strecken zurücklegen, sodass eine Fortbewegung mit dem Fahrrad nicht zu schaffen wäre.

Rückenprobleme sind das Gesundheitsproblem Nummer eins

Natürlich bleibt der extreme Bewegungsmangel nicht ohne Auswirkungen. 45 Prozent der Deutschen klagen über regelmäßige Rückenprobleme. Drei von zehn Befragten gaben außerdem an, unter Stress, Müdigkeit und Schlafstörungen zu leiden.

Ein Fünftel der Befragten bezeichnet sich selbst als übergewichtig. Ebenso viele sprachen von regelmäßigen Kopfschmerzen beziehungsweise Migräne. Als zwei der wichtigsten Faktoren für diese Entwicklung nennt die Studie Dauersitzen (vier von zehn Befragten arbeiten fast ausschließlich im Sitzen) und die fortschreitende Digitalisierung, die viele Wege unnötig macht.

Eine Fehlzeiten-Analyse, die die TK ebenfalls vorstellte, zeigte, dass sich der Trend zur Trägheit auch auf das Berufsleben auswirkt. Die versicherten Erwerbspersonen der TK waren 2015 durchschnittlich 15,4 Tage krankgeschrieben. Das entspricht einem Krankenstand von 4,23 Prozent, dem höchsten seit Beginn der TK-Gesundheitsberichterstattung. Mit drei Tagen pro Kopf entfällt der größte Anteil auf Krankheiten des Bewegungsapparats, vor allem des Rückens.

Einen Grund dafür sieht die TK in der schlechten Ausstattung der meisten Unternehmen. Zwar würden sich laut Befragung 47 Prozent der Deutschen einen ergonomischen Arbeitsplatz etwa mit Stehtischen wünschen. In der Realität bieten jedoch nur 25 Prozent der Betriebe solche Gesundheitsmaßnahmen an.

Auch wenig Sport bringt große Erleichterung

Was viele nicht wissen, ist dass kein Marathon nötig ist, um von Bewegung zu profitieren. Wer nur eine Stunde Sport in der Woche macht, klagt laut dem Bericht deutlich seltener über Rückenbeschwerden, nämlich nur 15 Prozent dieser Gelegenheitssportler. Unter den Antisportlern spricht dagegen jeder Vierte über ständige Rückenbeschwerden. Noch mehr sind nur berufliche Dauersitzer betroffen. Unter denen, die sieben Stunden oder mehr pro Tag vor dem PC hocken, klagt jeder Dritte über Probleme mit dem Bewegungsapparat.

Gleichzeitig gaben 72 Prozent an, dass sie Bewegung als hilfreichste Maßnahme gegen Rückenbeschwerden empfinden - noch vor Wärmetherapie (56 Prozent) und Massagen (45 Prozent).

Die wichtigsten Zahlen des Berichts im Überblick:

  • 42 Prozent der Menschen in NRW empfinden ihren Alltag als so anstrengend, dass sie den Abend am liebsten auf dem Sofa verbringen. In Berlin sind es sogar 51 Prozent der Einwohner.
  • Nur 37 Prozent der Deutschen sind bereit, die Treppe zu nehmen, wenn es stattdessen auch eine Rolltreppe oder einen Fahrstuhl gibt.
  • Nur 29 Prozent der Deutschen bewegen sich im Alltag eine Stunde oder länger
  • Das sind die häufigsten Ausreden der Sportmuffel und Antisportler: 1. "Ich kann mich nicht aufraffen" (50 Prozent), 2. "Körperliche Einschränkungen wie Übergewicht oder Krankheit." (37 Prozent) 3. "Beruflich zu stark eingebunden" (35 Prozent) 4. "Schlechtes Wetter" (34 Prozent).
  • 70 Prozent der Intensivsportler halten ihren Gesundheitszustand für sehr gut, aber nur 41 Prozent der Antisportler.
  • 46 Prozent der Deutschen sitzen fünf bis acht Stunden an einem normalen Wochentag.
  • 3,1 Stunden verbringen die Deutschen in ihrer Freizeit vor TV oder PC.
  • Das Training im Fitness-Studio ist deutschlandweit die beliebteste Trainingsform.
(ham)
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