Die dreisteste Werbelüge 2013 Capri-Sonne erhält den "Goldenen Windbeutel"

Berlin · Wegen seiner aggressiven Marketingmethoden hat das Süßgetränk Capri-Sonne in diesem Jahr den Schmähpreis "Goldener Windbeutel" für die dreisteste Werbemasche bei einem Kinderprodukt bekommen.

 Der "Goldene Windbeutel 2013" der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch geht an Capri-Sonne.

Der "Goldene Windbeutel 2013" der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch geht an Capri-Sonne.

Foto: foodwatch

In Sachen Werbung geben die Hersteller von Capri-Sonne Vollgas: Nicht genug mit Fernsehwerbung und Internetauftritt, auch als Veranstalter und Sponsor von Abenteuercamps und Sportevents treten sie auf. Sie vergeben ein eigenes Schwimmabzeichen und stellen eigenes Schulmaterial her. Wegen Werbemaßnahmen wie diesen wählten mehr als 51000 Verbraucher das Fruchtsaftgetränk Capri-Sonne nun zum Gewinner des "Goldenen Windbeutels". Das sind 42,6 Prozent der fast 120000 Teilnehmer an der Wahl der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch.

Die Organisation nennt das Getränk "Wasser-Zucker-Aroma-Mixtur mit ein bisschen Fruchtsaft" und kritisiert seine aggressive Vermarktung bei Kindern, obwohl das Getränk durch seinen hohen Zuckeranteil einer ausgewogenen Ernährung entgegenstehe.

Mehr Zucker als in Fanta & Co.

Capri-Sonne in der Geschmacksrichtung Orange enthält laut Foodwatch pro Trinkbeutel sechseinhalb Stück Würfelzucker - das ist mehr als in Fanta Orange. Soft-Drinks dieser Art seien "Dickmacher ersten Ranges", erklärte Oliver Huizinga von Foodwatch. "Dennoch fixt der Hersteller Wild/SiSi-Werke Kinder auf allen Kanälen an, immer noch mehr Zuckergetränke zu konsumieren." Vor allem suche der Hersteller die Nähe zum Sport und spreche Kinder neben gezielter Fernseh- und Internetwerbung auch bei gesponserten Sport-Veranstaltungen oder in Freizeit-Camps an, kritisierte Foodwatch.

Nach der Nominierung für den "Goldenen Windbeutel" im April hatte das Unternehmen auf die Foodwatch-Kritik reagiert und erklärt, die Produkte unter der Marke Capri Sonne seien "klassische Fruchtsaftgetränke". Der Zuckergehalt entspreche dem dafür üblichen Wert von zehn Prozent und sei korrekt deklariert.

"Kinderfänger" Dr. Oetker

Neben Capri Sonne hatte die Verbraucherorganisation noch vier weitere Produkte wegen ihres aggressiven Kinder-Marketings für den diesjährigen Schmähpreis aufgestellt. Auf Platz zwei folgte demnach mit 21,9 Prozent der abgegebenen Stimmen der Pudding "Paula" von Dr. Oetker, der wegen seines "digitalen Kinderfangs" kritisiert wurde.

Die Frühstücksflocken "Kosmo-Stars" von Nestlé landeten mit 20,6 Prozent auf Rang drei. Ihnen warf Foodwatch vor, die Portionsgrößen kleinzurechnen, um einen kleineren Zuckergehalt pro Portion auszuweisen. Auf Platz vier folgte mit 9,7 Prozent der Joghurt "Monsterbacke Knister" von Ehrmann, der stark gezuckert sei und wie Spielzeug vermarktet werde. Auf Platz fünf fanden sich mit 5,2 Prozent die angeblich "kindgerechten" Kartoffelchips "Pom-Bär" von Funny-Frisch/Intersnack.

Zum fünften Mal hatte Foodwatch in diesem Jahr zur Stimmabgabe für den Negativpreis "Goldener Windbeutel" aufgerufen. Nachdem die Organisation in den vorangegangenen Jahren damit vor allem Produkte unter dem Vorwurf von Etikettenschwindel angeprangert hatte, standen in diesem Jahr erstmals "dreiste Werbemaschen" bei Kinderprodukten im Fokus.

(AFP/csi)
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