Mal ohne Frauen Warum der Männerabend der Gesundheit dient

Göttingen · Männliche Berberaffen sind seltener krank und weniger gestresst, wenn sie enge soziale Kontakte zu ihren Freunden pflegen. Menschen könnten sich ein Beispiel daran nehmen und so ihre Immunabwehr stärken.

Der Männerabend dient der Gesundheit
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Arthur Schopenhauer war ein großer Einsamer der Philosophie, sein einziger Gefährte war ein Pudel. Das Leben unter Menschen war ihm eine Plage, denn "es schwingt, gleich einem Pendel, hin und her zwischen Schmerz und Langeweile". Über Frauen äußerte er sich abschätzig, und auch mit Jungs hatte er nichts am Ausgehhut. Mit Freunden blödeln, klönen, ein Bierchen trinken? Kam für ihn nicht infrage. Sein Verhältnis zur Geselligkeit liest sich in seinen Aphorismen wie ein Bannfluch an die Umgebung: "Geselligkeit gehört zu den gefährlichen, ja verderblichen Neigungen, da sie uns in Kontakt bringt mit Wesen, deren große Mehrzahl moralisch schlecht und intellektuell stumpf oder verderbt ist."

Jetzt bekommt Schopenhauer es schriftlich, dass sogar bisweilen flache Geselligkeit niemanden verdirbt. Zumal ihn selbst und seine Philosophie hätte sie vor ihrem Pessimismus bewahren können; er wäre auch nicht so kränklich gewesen. Die Wissenschaft hat jedenfalls festgestellt, dass Menschen, die soziale Beziehungen oder Freundschaften pflegen und sich weniger einsam fühlen, seltener unter Infektionen, Herzerkrankungen und erhöhten Stresshormonen leiden. Eine Studie von Forschern der Universität Göttingen und des Deutschen Primatenzentrums legt nahe, dass diese Effekte unabhängig von unserer komplexen sozialen Lebenswelt und den vielfältigen Anforderungen des modernen Alltags sind. Sie fanden nämlich eine verblüffende Ähnlichkeit bei männlichen Berberaffen im Atlas-Gebirge in Marokko, die den Menschen evolutionär und verhaltensbiologisch sehr verwandt sind.

Stress, so die Forscher um Christopher Young, entsteht in der Affengesellschaft, wenn ein Tier wiederholt zum Ziel von Aggressionen anderer Gruppenmitglieder wird oder wenn die Außentemperaturen Minusgrade erreichen. Doch je stärker diese Stressfaktoren sind, desto stärker wirken Männerfreundschaften als Puffer und desto schwächer fällt die hormonelle Stressreaktion aus. Die Ergebnisse haben die Göttinger in der Fachzeitschrift "Proceedings of the National Academy of Sciences of the USA" publiziert.

Männer der Spezies homo sapiens - so die mitnichten volkstümliche Folgerung - können ihre Gesundheit also aktiv fördern, indem sie sich mit Kumpels regelmäßig treffen. Wie oft solche Treffen stattfinden sollen, das sagen die Göttinger Wissenschaftler nicht. Einmal pro Woche? Nun, für diese Abende (aus medizinischer Sicht die ideale Prophylaxe gegen Krankheiten) werden die Lebenspartnerinnen von nun an viel Verständnis aufbringen; auch für sie ist die Gesundheit ihrer Männer, wie sie stets betonen, ein Herzensanliegen. Wie kamen die Forscher zu ihren Ergebnissen? Erstens durch genaue Beobachtung der Affen, zweitens durch Bestimmung von Laborparametern, die etwa den Stresshormonspiegel markieren. Dazu sammelten die Wissenschaftler den Kot der männlichen Affen auf und analysierten ihn auf das Hormon Cortisol. Die Ergebnisse waren verblüffend: Einzelgänger schnitten ungünstiger ab, Kumpels besser. Der Zusammenhang zwischen der Anwesenheit eines Sozialpartners und der Reaktion eines Individuums auf stressige Situationen ist bisher meist für Paare und Mutter-Kind-Beziehungen nachgewiesen worden. "Wir waren überrascht, die stresspuffernde Wirkung auch für enge Beziehungen zwischen Männchen zeigen zu können", sagt Julia Ostner, Verhaltensökologin an der Universität Göttingen. Wie die meisten Säugetiere konkurrieren auch bei Berberaffen die Männchen heftig um den Zugang zu empfängnisbereiten Weibchen. Trotzdem fand das Forscherteam, dass Männchen enge, stabile und verlässliche Beziehungen zu einigen wenigen anderen Männchen in der Gruppe pflegten, die unseren menschlichen Freundschaften ähneln.

"Wir haben zuerst untersucht, ob enge Sozialpartner sich regelmäßig beim Kampf gegen Rivalen unterstützen. Wir hatten jedoch nicht erwartet, dass die Beziehung auch physiologische Auswirkungen und damit eventuell Konsequenzen für die Gesundheit der Männchen hat", so Ostners Kollege Schülke. Die allgemeine Kontaktfreudigkeit von Berberaffen-Männchen zeigte keinen physiologischen Effekt. Damit existiert ein Zusammenhang zwischen der Stärke von Beziehungen (und nicht deren Anzahl) mit der Stressreaktion. Dieser Zusammenhang ist somit in beiden Geschlechtern zu finden und hat offenbar evolutionäre Wurzeln.

Schopenhauer, der große Pudelfreund, sagte einmal über die Verbindung von Mensch und Tier, die nicht innig genug sein könne: "Mitleid mit den Tieren hängt mit der Güte des Charakters zusammen . . . wer gegen Tiere grausam ist, kann kein guter Mensch sein." Im Leben ist er ausschließlich blutjungen, zum Teil minderjährigen Mädchen nachgestiegen. Ein unfroher Typ, dieser Gelehrte, der fast folgerichtig an einer Infektionskrankheit starb. Er hätte öfter mal einen heben sollen, etwa mit seinem Rivalen Hegel, statt ihn zu bekämpfen. Das wäre Vorbeugung erster Güte gewesen.

(w.g.)
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