Studie zur Gesundheit von Eltern und Kindern Deutsche Familien fühlen sich zeitlich gestresst

Berlin · Wie belastet sind deutsche Eltern und welche Auswirkungen hat dies auf die Gesundheit der Kinder? Dieser Frage ist die Krankenkasse AOK in ihrem neuen Familienreport nachgegangen. Das erfreuliche Ergebnis: Zwei Drittel aller Mütter und Väter fühlen sich gesundheitlich gut oder sehr gut. Ein Problem gibt es aber dennoch: Eltern fühlen sich vermehrt zeitlichem Stress ausgesetzt. Insbesondere Alleinerziehende haben damit zu kämpfen.

 Eltern sollten bewusst mit ihren Kindern etwas unternehmen, empfehlen die Studienautoren.

Eltern sollten bewusst mit ihren Kindern etwas unternehmen, empfehlen die Studienautoren.

Foto: AP, AP

Zum dritten Mal nach 2007 und 2010 hat die AOK eine Familienstudie in Auftrag gegeben. Dafür wurden 1.503 Personen befragt, die im Haushalt die Haupterziehungsfunktion haben (1.138 Mütter und 365 Väter). Die Hauptergebnisse spiegeln ein positives Familienbild in Deutschland wieder: Neben dem gesundheitlichen Wohlbefinden geben 93 Prozent der Eltern an, mit ihrem Familienleben zufrieden zu sein.

Auch der Trend ist erfreulich. So geht es Eltern in vielen Bereichen deutlich besser als noch im Jahr 2010. Belastungen in den Bereichen Partnerschaft, Finanzen und psychische Belastungen sind seither allesamt zurückgegangen. Das, so die Studienmacher, könne vermutlich auch im Zusammenhang mit der seit 2010 positiven wirtschaftlichen Entwicklung gesehen werden.

Jedes fünfte Kind mit gesundheitlichen Beschwerden

Zugenommen hat allerdings - als einziger Faktor - der Zeitstress. Er wird 2014 unter allen Belastungsfaktoren am häufigsten genannt (46 Prozent). "Gestresste Eltern haben häufiger Kinder mit gesundheitlichen Beschwerden", sagte Jürgen Graalmann, Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes bei der Vorstellung der Studienergebnisse am Donnerstag in Berlin. Und die Studie stellt auch fest: Alleinerziehende bewerten ihren Gesundheitszustand deutlich schlechter als Elternpaare.

Die Studienmacher beziehen sich dabei aber nicht auf festgestellte Krankheiten, sondern befragten die Eltern auf Basis einer international standarisierten Beschwerdeskala der Weltgesundheitsorganisation. Das heißt, sie fragten, wie oft Kinder unter Beschwerden wie Gereiztheit, Bauchschmerzen, Kopfschmerzen oder ach Schwindel leiden.

Bei jedem fünften Kind, so das Ergebnis seien subjektiv solche gesundheitlichen Beschwerden vorhanden. Und das, da sind sich die Wissenschaftler sicher, wirke sich auch auf alle anderen Lebensbereiche der Kinder aus, etwa auf die Psyche.

Auf Basis der Ergebnisse haben AOK und Wissenschaftler Empfehlungen für eine verbesserte Kindergesundheit erarbeitet. So sollten Väter und Mütter sich mehr Zeit für sich und ihre Partnerschaft nehmen. "Unsere Studie zeigt, wie wichtig die Gesundheit der Eltern und ein entspannter Familienalltag für ein gesundes Aufwachsen der Kinder sind. Kindergesundheit hängt direkt vom Elternwohl ab", sagt AOK-Chef Jürgen Graalmann.

Verlässliche Kinderbetreuung verbessert die Gesundheit

"Flexible Arbeitszeiten können sich positiv auswirken. Eltern, die zeitlich und örtlich flexibel arbeiten können, fühlen sich oft gesünder. Wichtig ist auch die Verfügbarkeit eines sozialen Netzwerks und verlässlicher Kinderbetreuung, insbesondere durch Familienmitglieder", empfiehlt Professor Ulrike Ravens-Sieberer vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) zudem. Denn, so die Studie, eine verlässliche Kinderbetreuung durch den Partner oder eine Institution kann positiv auf die Gesundheit der Eltern wirken.

Die AOK-Familienstudie hat auch den Medienkonsum in deutschen Familien untersucht. Der Großteil der Eltern gibt an, über die Mediennutzung der Kinder gut Bescheid zu wissen. Die meisten informieren sich über die Medieninhalte, sprechen regelmäßig mit dem Kind darüber und verabreden feste Regeln. Dementsprechend begrenzen die meisten Eltern die Zeit, die ihr Kind mit Medien verbringt. 42 Prozent greifen (gelegentlich) auch zum Erziehungsmittel des Medienverbots. Nur 18 Prozent setzen Medienangebote aber als Belohnung ein.

(ham)
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