Medizin der Zukunft Digitale Pille überwacht Patienten

Redwood City · Das US-Unternehmen Proteus Digital Health hat eine digitale Pille entwickelt, die einen Sensor enthält. Der Arzt kann genau dokumentieren wie schnell und in welcher Weise der Patient auf Medikamente reagiert. Kritiker fürchten eine Entmündigung.

 Digitale Pille: Über ein Pflaster auf der Haut des Patienten schickt die digitale Pille Patientendaten auf das Mobiltelefon des Arztes.

Digitale Pille: Über ein Pflaster auf der Haut des Patienten schickt die digitale Pille Patientendaten auf das Mobiltelefon des Arztes.

Foto: Proteus Digital Health

Im ersten Moment klingt es etwas gruselig, eine Pille zu schlucken, die einen kleinen Sensor enthält und dadurch Daten übermittelt. Doch diese Neuentwicklung von dem US-Unternehmen Proteus Digital Health soll viele Vorteile mit sich bringen: Der Arzt kann genau dokumentieren wie schnell und in welcher Weise der Patient auf das Medikament reagiert und dadurch besser einschätzen, ob die Dosis richtig ist.

Gleichzeitig haben Kritiker aber bereits Einwende gegen diese digitalen Arzneimitteln. Da der Arzt genau kontrollieren kann, ob der Patient sein Medikament überhaupt nimmt, fürchten Kritiker eine Entmündigung. Auf der anderen Seite soll die digitale Pille einem großen Problem entgegenwirken: Wie Ärzte schätzen, nimmt nur etwa die Hälfte aller Patienten seine Medikamente regelmäßig — wenn überhaupt. Dank Sensor gäbe es ein neues Kontrollinstrument, das die "Übeltäter" entlarvt.

Grünes Licht in den USA

Allerdings ist ein solches Produkt in Deutschland noch nicht zugelassen. Anders in den USA, wo die digitale Pille auch entwickelt wurde. Die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA (Food and Drug Administration) hat bereits grünes Licht gegeben, bisher ist sie allerdings nur in Placebos im Einsatz. Bald soll aber die Zulassung für unterschiedliche Medikamente folgen.

Die digitale Arznei funktioniert folgendermaßen: Ein sandkorngroßer Chip ist auf einer Seite mit Magnesium und auf der anderen Seite mit Kupfer beschichtet. Wenn dieser Chip auf Magensäure trifft, erzeugt er dank kleiner Spannung ein elektrisches Signal. Über ein spezielles Pflaster, das der Patient tragen muss, wird dieses Signal empfangen und an das Mobiltelefon weitergegeben. Von dort aus erreicht es wiederum den betreuenden Arzt oder Pfleger.

Feedback-System zur Gesundheit

Dank diesem Medikament, so wirbt die Firma Proteus Digital Health, kann für den entsprechenden Patienten ein Gesundheits-Feedback-System entwickelt werden, in das mit einfließt, wie der Körper auf ein Medikament reagiert und welche Verhaltensweisen damit zusammenhängen. Falsche Diagnosen und unpassende Medikationen sollen dadurch schnell erkannt werden und somit eine bessere medizinische Versorgung gewährleisten.

Das US-Unternehmen nennt bereits konkrete Bereiche, in denen die digitalen Arzneimittel Sinn machen. Bei Erkrankungen des Zentralen Nervensystems sind strenge Therapien besonders wichtig. Die Medikation kann dank der digitalen Pille leichter angepasst werden. Durch die Digitalisierung der Medikamente von Transplantationspatienten, kann besser kontrolliert werden, wie der Körper reagiert und ob eine Abstoßung droht.

(anch/csr)
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