Deutsche Hilfe 36 Tonnen Hilfsgüter in Ebola-Gebiete geliefert

Berlin · Im Kampf gegen Ebola setzen Mediziner auf den schnellen Einsatz von Impfstoffen. Zwei Substanzen würden bereits an Menschen getestet. Die deutsche Hilfe kommt allmählich in Gang: 36 Tonnen wurden eingeflogen, 450 Helfer gefunden.

Die Ebola-Waisen von Sierra Leone
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Die Pharmabranche beschleunigt die Entwicklung von Impfstoffen und Medikamenten gegen Ebola. Der US-Arzneimittelhersteller Johnson & Johnson (J&J) kündigte am MIttwoch an, im nächsten Jahr eine Million Impfdosen zur Verfügung zu stellen. 250.000 seien bereits bis Mai geplant. Der Impfstoff steckt allerdings noch in den Kinderschuhen: Ab Januar soll er an gesunden Freiwilligen in Europa, den USA und in Afrika getestet werden. Der kanadische Pharmakonzern Tekmira hat bereits mit der limitierten Produktion eines Wirkstoffs begonnen. Anfang Dezember soll er verfügbar sein.

Auch in Deutschland soll erstmals ein Ebola-Impfstoff an Menschen getestet werden. In Hamburg, Genf, Kenia und Gabun würden Probanden geimpft, in Marburg seien die serologischen Untersuchungen geplant, sagten die Marburger Virologen Gordian Schudt und Thomas Strecker. Die Studie soll im November beginnen. Der NDR berichtete, das Hamburger Universitätsklinikum Eppendorf wolle als erstes europäisches Krankenhaus einen Ebola-Impfstoff an Menschen erproben. Eine offizielle Bestätigung der Klinik gab es zunächst nicht.

Bundeswehr bereits zehn Flüge absolviert

Währenddessen läuft die deutsche Hilfe für die Ebola-Gebiete in Westafrika allmählich an. Nach Informationen unserer Redaktion konnte die Bundeswehr mit zwei Maschinen bereits zehn Flüge absolvieren und dabei 36 Tonnen an Nahrungsmitteln und medizinischem Versorgungsmaterial in die Ebola-Krisengebiete bringen.

Rudolf Seiters, der Präsident des Deutschen Roten Kreuzes, beklagte einen noch zu schleppenden Spendeneingang und auch noch fehlende Freiwillige. Bislang hätten sich rund 200 geeignete Ärzte und Pfleger gefunden. Das reiche nicht aus, um die geplanten Ebola-Behandlungszentren über Monate hinweg zu betreiben. Unter 1400 geeigneten Bewerbern hat die Bundeswehr inzwischen jedoch weitere 250 Helfer ausgemacht, mit denen geplant werden kann.

Rund 40 von ihnen befinden sich in der Ausbildung und können mit zu dem Team gehören, das Mitte November voraussichtlich in Monrovia an den Start gehen soll. Nach derzeitigem Planungsstand ist dort ein Behandlungszentrum mit hundert Betten vorgesehen, das alle vier Wochen mit neuem Personal ausgestattet wird. Für den Ansteckungsfall und die Weiterbehandlung in Deutschland stehen 20 Lufttransportmodule bereit, die in einem in Köln stationierten Medevac-Spezialflugzeug Verwendung finden können.

Engpässe bei Kunststoffanzügen

Um ein Bett mit einem Ebola-Patienten in Betrieb nehmen zu können, seien drei medizinische Helfer notwendig, teilte das DRK mit. Nach der bisherigen Planung sollen zehn Prozent des medizinischen Personals aus dem internationalen Bereich — also vor allem aus Deutschland — kommen, 90 Prozent sollen lokale Helfer sein.

Engpässe gibt es bei den Kunststoffanzügen gegen Infektionen mit Ebola oder anderen gefährlichen Viren. Beim Schutzkleidungs-Hersteller Dach sind sie durch die hohe Nachfrage gerade vergriffen. Wegen der aktuellen Epidemie hat das Unternehmen aus Bietigheim bei Karlsruhe bereits jetzt so viele Spezialanzüge verkauft wie sonst in einem ganzen Jahr nicht. "Die waren schnell weg", sagt Geschäftsführerin Ming Gutsche. So habe sich die Bundeswehr auf einen Schlag Tausende Exemplare gesichert. Hintergrund ist, dass das Ebola-Virus über Körpersekrete wie Schweiß und Blut übertragen werden kann.

(RP)
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