Ebola Flugzeug "Robert Koch" kann Seuchenpatienten transportieren

In Deutschland befindet sich nun das weltweit einzige Flugzeug mit einer Sonderisolierstation an Bord. So will die Bundesregierung für den Ernstfall gerüstet sein, und etwa Helfer aus dem Ausland einfliegen können.

 Die Sonderisolierstation im Spezial-Flugzeug "Robert Koch" der Bundesregierung.

Die Sonderisolierstation im Spezial-Flugzeug "Robert Koch" der Bundesregierung.

Foto: ap

Von außen sieht das weiße Flugzeug aus, als würde es gleich zum nächsten Feriendomizil starten, doch der Lufthansa-Airbus ist für ganz andere Zwecke startklar: Infiziert sich ein Helfer in Westafrika mit dem gefährlichen Ebola-Virus, kann er in dem Flieger versorgt und transportiert werden. Die ehemalige Passagiermaschine ist zu einem - nach Angaben der Bundesregierung - "weltweit einmaligen" Spezialflugzeug umgebaut worden.

Wer vorne einsteigt, erkennt davon zunächst nichts: Mehrere Sitzreihen, Business Seat an Business Seat, erinnern an das normale Innenleben eines Fliegers. Die komfortablen Sessel des A 340-300 sind jedoch nicht für Passagiere gedacht: Medizinische Teams, die den Ebola-Patienten im Extremfall beim Transport im hinteren Teil betreuen, sollen hier Platz nehmen können.

Im ehemaligen Economy-Bereich erinnert dagegen nichts mehr an ein Flugzeug. Dort wurde der "weiße Kranich" komplett ausgehöhlt - und neu befüllt. Wo ehemals Tomatensaft an Fluggäste verteilt wurde, sind jetzt drei zeltartige Kabinen aufgebaut: eine sogenannte Isolationszelle sowie eine innere und eine äußere Schleuse, mit denen Ebola-Patienten trotz der hochinfektiösen Ansteckung sicher geflogen werden können. Der Patientenbereich ist bestückt wie ein Operationssaal: Beatmungsgerät, Überwachungsmonitor, Infusionspumpen. Das medizinische Evakuierungsflugzeug mit dem Namen "Robert Koch" - zur Erinnerung an den deutschen Arzt und Mikrobiologen (1843-1910) - ist eine fliegende Intensivstation samt Isoliereinheit.

"Das Flugzeug ermöglicht es in weltweit einmaliger Weise Infizierte und schwer Erkrankte schon auf dem Flug auch intensivmedizinisch zu versorgen", sagte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) am Donnerstag bei einer Besichtigung am Flughafen Berlin-Tegel. Auch andere Staaten sollen den High-Tech-Flieger ausleihen können. Wie im Ernstfall die Prioritäten gelegt werden, bleibt bei dem gemeinsamen Besichtigungstermin mit Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) allerdings offen. Auch über die Kosten des Umbaus in Hamburg, der nur wenige Wochen dauerte, schweigen sich die an der Entwicklung Beteiligten aus: Weder das Robert Koch-Institut noch das Auswärtige Amt oder die Lufthansa will dazu Angaben machen.

Doch selbst, wenn jetzt viel Geld in die Hand genommen wurde: "Wir müssen zugeben, dass wir als internationale Staatengemeinschaft ein wenig zu spät gekommen sind. Umso mehr sind wir gefordert, jetzt das uns mögliche zu tun", betont Steinmeier. Das verlange allein der Respekt vor den Freiwilligen, die in die betroffenen Ebola-Regionen gingen, um zu helfen. Obwohl von nun an ein spezielles Flugzeug zur Verfügung steht: Zum Einsatz soll die Maschine möglichst nie kommen müssen. "Natürlich wünschen wir uns, dass es zu keinerlei Infektion kommt", sagte Gröhe. Es sei aber entscheidend, dass die Helfer bei ihrem "eindrucksvollen" Einsatz wüssten: "Selbst im Falle einer Infektion wird alles Menschenmögliche getan, um sie zügig in bestmögliche medizinische Behandlung zu bringen."

Wo diese Behandlung im Notfall dann stattfinden und der Patient mit dem Airbus geflogen werden soll, erfährt die Öffentlichkeit nicht. "Dazu können wir keine Angaben machen", sagt eine Sprecherin des Auswärtigen Amts. Die Bundesregierung hat das Evakuierungsflugzeug bei der Lufthansa zunächst für sechs Monate geleast - mit der Option auf drei Monate Verlängerung. Auf ihren ersten Einsatz, den es möglichst nie geben soll, wartet die Maschine in Hamburg.

(dpa)
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