Kampf gegen die Seuche Zwei Ebola-Fälle, die Menschen Hoffnung machen

Washington · Ende Juli infizierten sich die Krankenschwester Nancy Writebol und der Arzt Kent in Liberia mit dem Ebola-Virus. Dank des experimentellen Serums ZMapp überlebten sie die Krankheit. In Interviews mit einem US-Sender erzählen die beiden nun, wie sie diese Zeit erlebten.

Ebola: Nancy Writebol und Kent Brantly sind geheilt
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Noch immer kämpfen Ärzte und freiwillige Helfer in Westafrika gegen die Ausbreitung des Ebola-Virus. Und noch immer sterben Tag für Tag Menschen an der tückischen Krankheit. Erst vor wenigen Tagen infizierte sich ein weiterer US-Arzt mit dem Virus — so wie Ende Juli die Amerikaner Nancy Writebol und Kent Brantly.

Sie waren es, die als erstes das experimentelle Serum ZMapp erhielten und damit die Debatte auslösten, ob solche Mittel den schwerkranken Patienten vor Ort gegeben werden sollten. Writebol und Brantly jedenfalls überlebten die Krankheit, gegen die es bislang kein probates Mittel gab. Beide sind inzwischen aus der Klinik entlassen worden und gaben nun NBC News ein Interview, in dem sie von ihrer Erkrankung berichten.

Writebol: "War nicht sicher, ob ich David wiedersehen würde"

Die wichtigsten Fakten zu Ebola
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Foto: AP/Frederick Murphy

Als bei ihr Fieber und andere Symptome anfingen, sagt Writebol dem US-Sender, habe sie gedacht, sie habe Malaria. Denn sie habe sehr oft auch abends gearbeitet, wenn die Moskitos herumflogen. Ihre Aufgabe in der Klinik in Monrovia in Liberia bestand darin, die Ärzte und Helfer einzukleiden, die auf die Isolierstation mussten, und sie anschließend zu desinfizieren. "Mir war klar, in einem weniger gefährlichen Bereich zu arbeiten", so die Krankenschwester, die mit ihrem Mann David vor Ort half.

Es habe einen Strich auf dem Fußboden der Klinik gegeben, der die Bereiche abgrenzen sollte, den habe sie niemals übertreten. Sie habe auch die Ärzte niemals berührt, wenn sie sie desinfizierte. Und so habe sie nie Angst gehabt, sich zu infizieren und nicht gedacht, dass es Ebola sein könnte, als sie Fieber bekam.

Eines Abends aber kam ihr Mann nach Hause und erzählte ihr von einer Frau, die sie kannten, die am Virus erkrankt war. Und so kam auch der Verdacht auf, dass auch sie infiziert sei. Ihr Mann David habe es ihr dann mitgeteilt. Er habe sie umarmt, und sie habe es gewusst. Sie erinnere sich nur noch, dass sie sagte, das werde schon. Sie habe keine Angst gehabt, sondern ihren Frieden mit Gott gemacht, sagt die gläubige Amerikanerin.

Wegen Ebola ist das Dorf Ballajah menschenleer
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Sie wisse noch, dass es ihr sehr schlecht gegangen sei, als man sie in den Vereinigten Staaten ausflog. "Als ich David Auf Wiedersehen sagte, war ich nicht sicher, ob ich ihn wiedersehen würde." An viel mehr aber könne sie sich nicht erinnern, nur an den Tag, als die Ärzte vor ihr standen und ihr sagten, sie sei über den Berg.

Brantly berichtet von "tränenreichen Gebeten"

Im gleichen Team wie Writebol arbeitete auch der Arzt Kent Brantly. Auch er infizierte sich mit dem Virus und bekam das Serum. Die beiden erinnern sich, dass sie am Telefon darüber sprachen, ob sie es nehmen sollten. Eigentlich hatte Brantly der Krankenschwester den Vortritt gelassen, weil sie älter war und es ihr schlechter ging. Writebol habe dann zu Brantly gesagt, so berichtet NBC News, wenn er es nicht nehme, nehme sie es auch nicht. Doch dann ging es dem Arzt immer schlechter und er erhielt die erste Dosis. "Meine Ärzte waren überzeugt davon, dass ich sterbe", sagt er dem Sender.

Als er erfahren habe, dass er sich mit dem Virus infiziert habe, da habe er eine ganze Weile "mit tränenreichen Gebeten" verbracht, erzählt er. Und er sei froh gewesen, dass seine Frau und seine beiden Kinder drei Tage zuvor abgereist waren, um zu einer Hochzeit zu fahren. Seine Frau erinnert sich noch sehr gut, wie er sie anrief und ihr die Diagnose mitteilte. Mit Tränen in den Augen sagt sie NBC News: "Ich wusste, wie das ausgeht."

Brantly selbst berichtet, dass die Ärzte nie davon gesprochen hätten, dass er sterben würde, aber er habe das gefühlt. "Ich sagte zu der Krankenschwester, die mich behandelte: 'Ich bin krank, ich habe keine Reserven und ich weiß nicht, wie lange ich das aushalte." Doch der Arzt überlebte, seine Genesung erfolgte schneller als die von Writebol.

Brantly: "Es brach mir das Herz"

In der Klinik in den USA habe er die Krankenschwester schließlich wiedergesehen — durch eine Glasscheibe. "Es brach mein Herz, als ich versuchte, ihr zu winken, und sie nicht reagieren konnte", erinnert er sich. Auch die Erkrankung des Arztes Rick Sacra vor wenigen Tagen ging ihnen nahe, denn sie kennen ihn, bezeichnen ihn als Freund und Teil der Familie.

Sacra war erneut nach Liberia gegangen, um zu helfen, als er von der Erkrankung Writebols und Brantlys erfahren hatte. Brantly sagt heute, ob er selbst nach Liberia zurückkehre, dass sei eine Entscheidung, die er noch treffen werde. Aber er hofft auch, dass seine Geschichte und Genesung vielen anderen Ebola-Patienten helfen und die internationale Gemeinschaft motivieren wird, den Kampf gegen Ebola engagierter als zuvor zu führen.

(das)
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