Weltgesundheitsorganisation ruft Gesundheitsnotstand aus Ebola-Virus: Welche Gefahr droht jetzt für Deutschland?

Düsseldorf · Über 1000 Todesopfer hat das Ebola-Virus in den westafrikanischen Ländern bereits gefordert. Erst vor kurzem wurde der erste Infizierte nach Spanien eingeflogen. Am Freitag hat die Weltgesundheitsorganisation den internationalen Gesundheitsnotstand ausgerufen. Welche Gefahr Deutschland jetzt wirklich droht, haben wir im Gespräch mit dem Robert-Koch-Institut herausgefunden.

Die wichtigsten Fakten zu Ebola
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Foto: AP/Frederick Murphy

"Dass die Weltgesundheitsorganisation einen Gesundheitsnotstand ausruft ist zwar selten, aber es kommt durchaus vor", sagt Susanne Glasmacher, Pressesprecherin des Robert-Koch-Instituts. "Das letzte Mal ist noch gar nicht lange her, dabei ging es um den Ausbruch von Polio in einigen Ländern." Zwar richtet sich die Warnung an die internationale Gemeinschaft aber, so Glasmacher, "es ist natürlich trotzdem nicht jedes Land gleichermaßen betroffen. Es geht dabei vor allem darum eine bessere Handhabe in den betroffenen und den angrenzenden Ländern zu haben, und natürlich im Rest von Afrika."

Zu diesen Maßnahmen rät die WHO

Für Länder Europas oder auch im speziellen für Deutschland sieht die Expertin, kein größeres Risiko, als in den vergangenen Monaten. "Man muss sich dafür nur die konkrete Stellungnahme der WHO ansehen. Darin warnt sie zwar, dass es einen Ausbruch mit so vielen Fällen noch nicht gegeben habe, aber sämtliche Maßnahmen, die nicht-betroffene Länder international unternehmen sollen, hat Deutschland längst erfüllt."

In der Tat rät die WHO in ihrer Erklärung zum Gesundheitsnotstand davon ab, etwa ein generelles Reiseverbot auszusprechen. Vielmehr empfiehlt sie eine offensive Informationspolitik zum Thema, außerdem müssten Reisende in entsprechende Länder gut vorbereitet werden. An konkreten Sicherheitsmaßnahmen wird in der offiziellen Stellungnahme dazu geraten, Labors einzurichten in denen mögliche Fälle und unbekannte Krankheiten auf Ebola untersucht und ihr Einreiseweg nachverfolgt werden könnte. Quarantänemöglichkeiten sollten vorhanden, und das medizinische Personal speziell geschult sein.

Wesentlich größere Maßnahmen empfiehlt die WHO allerdings betroffenen und angrenzenden Ländern. Ein Grund dafür ist, dass bei dem aktuellen Ebola-Ausbruch wesentlich mehr medizinisches Personal infiziert wurde, als jemals zuvor. Ein Umstand, der auf mangelnde Sicherheitsmaßnahmen und medizinische Ausrüstung hinweist. Entsprechend wird auch hier vor allem zu großen Informationskampagnen geraten.

Des weiteren werden die Länder dazu aufgerufen Ebola-Zentren in der Nähe von betroffenen Gegenden zu erreichten. Und sie sollen niemanden ausreisen lassen, der infiziert ist oder in Kontakt mit Erkrankten war. Dafür sollen spezielle Untersuchungen, auch an Flughäfen, eingerichtet werden. Mögliche Patienten sollten sofort isoliert, und für 21 Tage nach dem Kontakt mit Infizierten beobachtet werden. Erkrankte müssten sofort in Quarantäne. Zudem müsste sichergestellt werden, dass Beerdigungen unter angemessenen Hygienestandards ablaufen, und mehr Finanzen für die Ausstattung von Krankenstationen bereitgestellt werden (alle Maßnahmen, finden Sie hier).

Sicherheitsmaßnahmen gegen Seuchen in Deutschland

Da Deutschland bereits seit dem Jahr 2000 über einen Aktionsplan bei Seuchen verfügt, und mehrere spezielle Gesundheitsstationen für den Ernstfall bereit stehen, ist die gesundheitliche Situation hier jedoch sehr gut. Dazu gehören etwa die Sonderisolierstationen. Die größte ihrer Art befindet sich in Berlin und bietet 22 Betten für Patienten mit hochansteckenden Krankheiten. Sie sind durch spezielle Schleusen vom Rest des Krankenhauses abgetrennt.

Es gibt eine eigene Luftzufuhr, die beim Absaugen durch Hochleistungsfilter gereinigt wird. Abwasser und Müll werden zudem gesondert behandelt. Das in Schutzanzüge gekleidete Personal durchläuft beim Verlassen des Bereiches einen Desinfektionsvorgang. Aber auch in anderen Bundesländern, darunter NRW gibt es an einzelnen Krankenhäusern entsprechende Einheiten. In der Regel sind sie verbunden mit einem Kompetenzzentrum, das auf Epidemien spezialisiert ist, und somit den behandelnden Medizinern beratend zur Seite stehen kann. Dass Quarantäne aktuelle die beste Maßnahme ist Ebola einzudämmen, hatten auch Experten des amerikanischen Seuchenschutzes erst vor kurzem bestätigt.

"Natürlich kann grundsätzlich jeden Tag auch in Deutschland ein Ebola-Fall auftauchen", so die Pressesprecherin des Robert-Koch-Institus, "aber das war auch schon vor einem Monat oder einer Woche so. Absolut gesehen, ist das Risiko, das in Deutschland etwas passiert gering."

(ham)
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