Wenn Geisterhände operieren Erste virtuelle Operation mit Google Glass

Birmingham · Erstmals haben mehrere Chirurgen gleichzeitig eine Operation durchgeführt - obwohl sie mehr als 160 Kilometer voneinander entfernt waren. Google Glass macht es möglich. Erfahren Sie hier, wie das funktioniert.

Wenn Geisterhände operieren: Erste virtuelle Operation mit Google Glass
Foto: Screenshot/UAB

Während Chirurg Brent Ponce an der Schulter eines Patienten operiert, unterstützt ihn sein Kollege Phani Dantuluri im virtuellen Raum. Er ist über 160 Kilometer weit entfernt. Neben seinen eigenen Händen sieht Brent Ponce bei dem Einsetzen eines künstlichen Schultergelenks seines narkotisierten Patienten Geisterhände das Operationsbesteckt führen. Was fiktiv aussieht, ist die Behandlung durch zwei Chirurgen von verschiedenen Orten aus in Echtzeit. Im Highland Hospital, das zur Universität von Alabama gehört, fand damit der erste operative Eingriff unter Einsatz von Google Glass statt.

Kein Patiententransport mehr in kritischen Fällen

Über zehn Jahre Entwicklung sind dieser technischen Umwälzung voraus gegangen. Mediziningenieure haben die so genannte "Vipaar Technology", die in Verbindung mit der Datenbrille funktioniert, auf den Weg gebracht. "So genannte Telemedizin war bisher kaum mehr als ein Telefongespräch zwischen zwei Ärzten", sagt Neurochirurg Barton Guthrie von der Universität Alabama. Die telefonische Beratung sei in kritischen Fällen meist auf den Rat hinausgelaufen, vor Ort sein Bestes zu tun, um den Patienten stabil zu bekommen und ihn dann zum Experten an eine Fachklinik zu transportieren.

Wie Geisterhände im Operationssaal

Die Technologie, die in Birmingham unter Einsatz der Google Glasses ausprobiert wurde, bringt erstmals die Möglichkeit eines interaktiven Zwei-Wege-Austauschs in Echtzeit. Denn gegenüber Telefon- oder Videokonferenzen oder auch dem Einsatz von Skype ist es nun möglich, über eine Kamera das Bild des Operateurs an einen anderen Ort zu übertragen und zeitgleich über ein virtuelles OP-Feld ein Bild der Hände und Instrumente des entfernt sitzenden Kollegen in die Google Glass zu senden.

Vorteile könnte diese Technologie nicht nur bei schwierigen Eingriffen bringen, bei denen nun auch weit entfernte Experten zusammen operieren könnten. Als hilfreich schätzt man die Möglichkeiten vor allem bei der Schulung und Anleitung junger Ärzte ein. "Sie haben die Fähigkeit zu operieren, aber nicht die Erfahrung", sagt Barton Guthrie. Schon jetzt wird auch darüber nachgedacht, die Technologie in kleineren Regionalkliniken einzusetzen. Das könnte dann von Vorteil sein, wenn schwierige Eingriffe, die in solchen Häusern selten gemacht werden mit Unterstützung von Experten aus Uniklinken zusammen zu machen.

(wat)
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