Gesundheit Grippesaison beginnt ungewöhnlich früh in NRW

Düsseldorf · Nicht nur eisige Temperaturen herrschen gerade in Deutschland, auch die Grippewelle hat begonnen, wie das Robert-Koch-Institut meldet. Am stärksten betroffen sind bislang Regionen in NRW und Bayern. Was Sie wissen müssen.

 Links ist der Höchststand der Grippewelle im Winter 2015/16 zu sehen. Rechts der aktuelle Stand der Grippewelle 2016/17. Es zeigt sich: Akute Atemwegserkrankungen sind in Bayern und NRW schon jetzt sehr stark aktiv (rote und orangene Flächen).

Links ist der Höchststand der Grippewelle im Winter 2015/16 zu sehen. Rechts der aktuelle Stand der Grippewelle 2016/17. Es zeigt sich: Akute Atemwegserkrankungen sind in Bayern und NRW schon jetzt sehr stark aktiv (rote und orangene Flächen).

Foto: Arbeitsgemeinschaft Influenza RKI

Wenn die Blätter von den Bäumen rieseln und die Temperaturen gegen null gehen, ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich die Grippe in Deutschland breit macht. In der Wintersaison 2016/17 allerdings verbreiten sich die Viren ungewöhnlich früh. Das ergab die aktuelle Untersuchung der Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI) des Robert-Koch-Instituts (RKI). Demnach sehen Experten den Beginn einige Wochen früher als in den vergangenen beiden Saisons — und zwar in der 51. Kalenderwoche 2016, also kurz vor Weihnachten.

Mit den eisigen Temperaturen hat die Ausbreitung folglich nichts zu tun. Aber die Minusgrade schaffen ideale Konditionen für eine Verstärkung der Grippewelle. "Denn die Viren überleben länger in der äußeren Umgebung, je trockener und kälter es ist", sagt Silke Buda vom RKI.

Bei rund 2600 Menschen haben Laboruntersuchungen laut AGI von Beginn der Grippewelle bis Anfang Januar eine Grippeerkrankung bestätigt. Trotzdem bescheinigt der aktuelle Wochenbericht des RKI den meisten Bundesländern eine "moderate Erhöhung" von Atemwegserkrankungen (ARE) wie Bronchitis, Rachenentzündung und Lungenentzündungen.

Nur in Bayern und NRW ist demnach "eine stark erhöhte ARE-Aktivität" zu verzeichnen. Ein Blick auf die Grippe-Karte des RKI zeigt, dass vor allem die Regionen Münster, Paderborn, der Raum Bonn/Aachen, das Rheinland und das Ruhrgebiet betroffen sind.

 Die Grafik zeigt, welche Viren derzeit vermehrt im Umlauf sind: Influenza A und Schnupfenviren (Rhinoviren).

Die Grafik zeigt, welche Viren derzeit vermehrt im Umlauf sind: Influenza A und Schnupfenviren (Rhinoviren).

Foto: Robert-Koch-Institut

Die Häufigkeit der Atemwegserkrankungen ist nach Angaben des Instituts gemeinsam mit Informationen aus der virologischen Überwachung und den Meldedaten ein gutes Kriterium zur Einschätzung der Grippe-Aktivität.

Doch längst nicht alle Erkrankungen werden gemeldet, die Dunkelziffer dürfte also deutlich höher liegen. "Es gibt schon eine deutliche Viruszirkulation", betont Buda. Betroffen sind demnach bislang ältere Menschen insbesondere mit schweren Krankheitsverläufen. Gemeldet wurden auch mehrere Ausbrüche in Krankenhäusern in verschiedenen Bundesländern — und neun Todesfälle, davon acht bei Menschen ab 60 Jahren.

"Das erinnert auch an die Saison 2014/15", sagt Buda. Damals starben nach RKI-Schätzungen rund 20.000 Menschen an Grippe. Buda will die aktuelle Situation nicht überbewerten: "Aber wir haben da schon ein Auge drauf. Ein besorgtes." Auch das Landeszentrum Gesundheit NRW bestätigt gegenüber unserer Redaktion: "Ein weiterer Anstieg der Fallzahlen ist in den nächsten Wochen auch in NRW zu erwarten, genaue Prognosen sind jedoch nicht möglich."

Kinder, Senioren und Menschen mit Vorerkrankungen sollten folglich möglichst vorsichtig sein. Regelmäßiges Händewaschen gilt als eine der besten Maßnahmen gegen eine Infektion mit Influenza-Viren. Experten raten auch jetzt noch zu einer Impfung. Allerdings ist dann zu beachten, dass erst zwei Wochen nach der Injektion auch der Schutz vor der Krankheit hergestellt ist.

(ham)
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