Zahl der Organspenden auf Rekordtief Gröhe: Jeder kann Leben retten

Frankfurt/Main · Angesichts des Rekordtiefs bei der Organspende will Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) weiter für Spenden werben. "Jeder, der sich persönlich für eine Organspende entscheidet, kann Leben retten", sagte Gröhe in einem Interview.

"Wir müssen beharrlich bleiben." Bereits mit den jüngsten Reformschritten sei der Weg geebnet worden, um verlorenes Vertrauen wieder zu gewinnen. "Es gibt mehr Transparenz, es gibt mehr Informations- und Aufklärungsangebote, es gibt mehr Kontrolle und es gibt schärfere Sanktionsmöglichkeiten bei Fehlverhalten", sagte Gröhe der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". 2013 war die Zahl der Spender im Vergleich zum Vorjahr um rund 16 Prozent auf 876 eingebrochen.

Mit nur noch 876 Spendern sank sie im vergangenen Jahr auf den niedrigsten Wert seit Verabschiedung des Transplantationsgesetzes 1997, zitierte die Zeitung aus vorläufigen Jahreszahlen der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO). Im Vorjahr hatte die DSO noch 1046 Spender registriert. Die Zahl der gespendeten Organe sank um knapp 14 Prozent auf 3034.

Die DSO sprach von einer "erschütternden Jahresbilanz". Nach einem starken Rückgang der Organspenden im Jahr 2012 habe sich die "dramatische Entwicklung" 2013 noch verschärft, sagte der DSO-Vorsitzende Rainer Hess der "FAZ".

An mehreren Universitätskliniken waren Manipulationen im Zusammenhang mit Lebertransplantationen aufgedeckt worden. In der Folge brachen die Spenderzahlen in Deutschland im Jahr 2012 dramatisch ein.

Die Chronik des Organspendeskandals
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Foto: dpa, Jan-Peter Kasper

Wie komme ich an den Ausweis?

Viele gesetzlich Krankenversicherte haben seit Inkrafttreten der Organspendereform im November 2012 Post von ihrer Kasse zum Thema bekommen. In der Regel liegen dem Schreiben Spendeausweise bei. Wer ihn auf diesem Weg noch nicht bekommen hat, dem stehen auch andere Möglichkeiten offen, sich den Ausweis zuzulegen. Das sagte Birgit Blome von der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) in Frankfurt dem dpa. Online sei er zum Beispiel über die Website der Stiftung oder die Seite fuers-leben.de erhältlich, die ebenfalls zur DSO gehört.

Auch über die Website Organspende-info.de der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) können Interessierte ihn direkt ausdrucken. Dort ist er auch in verschiedenen Varianten per Post bestellbar. So gibt es ihn etwa als Plastikkarte im Scheckkartenformat, auch in türkischer oder englischer Sprache. Auch bei Krankenkassen, manchen Ärzten und Apotheken ist er erhältlich.Darüber hinaus kann man ihn über das Infotelefon Organspende unter der gebührenfreien Rufnummer 0800/9040400 anfordern. Auch beim Bundesgesundheitsministerium gibt es ihn.

Im Prinzip reicht aber auch ein Zettel im Geldbeutel. "Klar ist das besser als nichts", sagte Blome. "Denn es geht darum, dass man eine Entscheidung getroffen hat." Sie rät allerdings, sich vorher mit dem Thema auseinanderzusetzen und sich gut zu informieren. Auf dem offiziellen Ausweis sei es möglich, sich sehr differenziert zur Spende zu äußern.

Wer möchte, kann der Organ- und Gewebeentnahme grundsätzlich zustimmen oder auf dem Ausweis ganz ablehnen. Er kann aber zum Beispiel auch eintragen, welche einzelnen Organe oder Gewebe nach seinem Tod entnommen werden sollen und welche nicht. Alternativ lässt sich notieren, wer nach dem eigenen Ableben über die Organspende entscheiden soll. Sinnvoll ist es laut Blome in jedem Fall, mit den Angehörigen über die eigene Entscheidung zu sprechen, damit diese im Todesfall davon entlastet sind.

(AFP)
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