Medikament Gute Noten für neues Mittel gegen Hepatitis C

Berlin · Nach langen Auseinandersetzungen hat das höchste Gremium des deutschen Gesundheitswesens einem neuen, teuren Mittel gegen Hepatitis C einen deutlichen Mehrwert gegenüber älteren Präparaten bescheinigt. Je nach Art der Erkrankung, die zu Leberzirrhose und -krebs führen kann, habe der Wirkstoff Sofosbuvir beträchtlichen oder geringen Zusatznutzen, entschied der Gemeinsame Bundesausschuss gestern in Berlin. Nur für einige Patienten wurde mangels Nachweis kein solcher Mehrwert anerkannt.

Die Vertreter der Ärzte, Krankenhäuser und Patienten setzten sich bei der Abstimmung gegen die Vertreter der Krankenkassen durch. Die Entscheidung war mit Spannung erwartet worden, Grundsatzfragen waren berührt: Zwar verbessert das neue Mittel gegenüber älteren Medikamenten die Chance auf eine Heilung stark, wie etwa die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft festgestellt hatte. Die Patienten leiden zudem unter weit weniger Nebenwirkungen und müssen kürzer behandelt werden. Doch die älteren Mittel sind weit günstiger - und die Krankenkassen argumentierten, es fehlten Studien, die die Verbesserungen für die Patienten klar beweisen. Die Kassen wollten Sofosbuvir eine schlechtere Bewertung geben.

Die Nutzenbewertung des Gemeinsamen Bundesausschusses ist wichtig, weil sie Basis ist für die nachfolgenden Verhandlungen des Kassen-Spitzenverbands mit dem Hersteller über den Erstattungspreis, den die Kassen für das Medikament bezahlen.

Der Fall wirft ein Schlaglicht auf die schwelenden Streitfragen, wie wichtig eine umfassende Studienlage bei den Arzneibewertungen zu gewichten ist und wie sehr am Ende die Erstattungspreise gedrückt werden können.

Ein Teil der Hepatitis-C-Infizierten entwickeln nach 20 bis 25 Jahren eine Leberzirrhose. Diese Patienten haben auch ein hohes Risiko, ein Leberzellkarzinom zu entwickeln. Konkret hatte das in Köln ansässige Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) vorab moniert, das Ausmaß des Zusatznutzens von Sofosbuvir sei derzeit nicht quantifizierbar, "da unklar ist, wie häufig tatsächlich das Auftreten von Leberkrebs vermieden werden kann". Diesen Bedenken gab der Gemeinsame Bundesausschuss gestern nicht statt.

(DPA)
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