Gammelig, grau, fad So frisch ist Hackfleisch wirklich

Düsseldorf · Ob Bolognese oder Auflauf: Hackfleisch gehört zu den beliebtesten Zutaten in deutschen Küchen. Lebensmittel-Experten sehen das Produkt jedoch kritisch, denn frisch ist es meist nicht, selbst wenn es in der Kühltheke rot und saftig wirkt.

 Hackfleisch aus der Kühltruhe ist beliebt - aber oft eine Mogelpackung.

Hackfleisch aus der Kühltruhe ist beliebt - aber oft eine Mogelpackung.

Foto: dpa, Kai Remmers

Gerade in der letzten Zeit kommen Fleischwaren immer wieder in Verruf. Gammel-oder Pferdefleischskandale oder Krankheiten wie Rinderwahn und Vogelgrippe lassen immer mehr Verbraucher vor Fleisch zurück schrecken. So hat sich etwa die Zahl der Mitgliedsanträge beim Vegetarierbund (Vebu) nach dem Bekanntwerden des Pferdefleisch-Skandals allein im März von 300 auf 1000 verdreifacht.

Abgepacktes Fleisch vor allem aber Hack, bleibt jedoch beliebt. Sauber verpackt und kühl gelagert, macht es vor allem der saftige, rote Farbton zum letzten Segen vieler Fleischliebhaber. Doch der Schein trügt. Auch wenn das Hackfleisch auf den ersten Blick so frisch wie vom Metzger wirkt, liegt es oftmals schon seit Tagen in der Auslage.

Verkaufstrick "Schutzatmosphäre"

Misstrauisch werden sollte, wer auf der Verpackung den Hinweis "Unter Schutzatmosphäre verpackt" liest. Was den Eindruck von speziellen hygienischen Schutzmaßnahmen vermitteln könnte, ist tatsächlich ein spezielles Mogelverfahren. "Dabei wird dem Fleisch ein Gasgemisch mit extrem hohen Sauerstoffanteil beigemengt", erklärt Andreas Winkler Pressesprecher bei Foodwatch. Das Gemisch reagiert mit dem Muskelfarbstoff Myoglobin und lässt das Fleisch auch noch nach Tagen rot und frisch aussehen. "Dadurch wird der Verbraucher bewusst getäuscht, denn er kann nicht mehr erkennen, ob das Produkt schon älter oder gar ranzig ist", so der Experte. Die üblichen Erkennungszeichen für altes Fleisch, wie graue Stellen bleiben durch diese Verpackungvariante aus.

Ursprünglich wurde das Verfahren vor allem von Discountern wie Aldi und Lidl genutzt, die dadurch lang haltbares und günstiges Fleisch anbieten wollten. "Inzwischen ist unter Schutzatmosphäre verpacktes Fleisch jedoch in jeder großen Supermarktkette wie auch Rewe oder Marktkauf gang und gäbe", sagt Winkler.

Umstritten ist, inwiefern diese Verpackungsform gesundheitliche Folgen haben kann. "Das Max-Rubner-Institut, das Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel, teilt unsere Meinung, dass das Fleisch durch das Gasgemisch nicht nur geschmacklich fade, sondern auch schneller ranzig wird", sagt der Foodwatch-Experte.

Die Tipps der Verbraucherschützer

Auch die Verbraucherzentrale rät mit dem Fleisch aus der Plastik-Box speziell umzugehen. "Wir empfehlen das Fleisch möglichst weit vor dem Mindeshaltbarkeitsdatum zu kaufen, und dann auch schnell zu verbrauchen", sagt Doris Gräfe, Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale NRW. Ist das Fleisch ausgepackt, sollte als erstes unbedingt der Geruch kontrolliert werden, um Gammel-Ware zu vermeiden. Außerdem empfiehlt Gräfe, abgepacktes Fleisch, das eingefroren werden soll, vorher aus der Verpackung zu nehmen und in passende Tiefkühltüten zu packen. "Der Sauerstoff muss aus der Verpackung entweichen, bevor das Fleisch tiefgekühlt wird."

Von dem Verfahren ist jede Form von Hackfleisch, als auch viele Schnittfleischprodukte wie Putenbrust oder Hähnchenflügel betroffen.

(ham)
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