Krankenhaus reduziert OP-Termine Hygiene-Skandal an Uniklinik Mannheim weitet sich aus

Mannheim · Ein Hygiene-Skandal am Uniklinikum Mannheim hat mit der Wartung von Spülmaschinen begonnen und gipfelt nun in beschlagnahmtem OP-Besteck und einem Streit innerhalb der Führungsetage des Krankenhauses.

 Die Staatsanwaltschaft ermittelt nach Hygienemängeln am Universitätsklinikum in Mannheim.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt nach Hygienemängeln am Universitätsklinikum in Mannheim.

Foto: Universitätsmedizin Mannheim

Anfang Oktober hatte das Regierungspräsidium Karlsruhe eine unangemeldete Prüfung in der Uniklinik durchgeführt und dabei festgestellt, dass Geräte zur Reinigung von Operationsinstrumenten zwar gewartet worden waren, aber keine gültigen Prüfsiegel hatten. Die Geräte ähneln Spülmaschinen und reinigen die Instrumente bevor sie sterilisiert werden. Doch wie die Tageszeitung "Mannheimer Morgen" berichtet, gab es nach den Beanstandungen Anfang Oktober auch in der vergangenen Woche wieder eine Kontrolle. Nach dieser Kontrolle schaltete das Regierungspräsidium die Staatsanwaltschaft ein. Diese beschlagnahmte Skalpelle und Zangen.

Haare, Blut und Knochenreste am OP-Besteck

Das Nachrichtenportal "Spiegel Online" zitiert einen Arzt, der von verunreinigten Instrumenten berichtet. Er habe Haare und Knochenreste an Instrumenten vorgefunden, die eigentlich als gereinigt galten. Zudem belegten interne Unterlagen des Krankenhauses, dass im Jahr 2002 notwendige Schulungen von Mitarbeitern in der Sterilisationsabteilung des Hauses nicht ausreichend geschult worden seien. Diese Missstände hätten Mitarbeiter der Klinikführung auch mitgeteilt.

Das Universitätsklinikum Mannheim teilte auf seiner Internetseite mit, dass der Operationsbetrieb zurückgefahren werde, solange die Untersuchungen des Regierungspräsidiums andauern. Damit soll sichergestellt werden, dass zumindest Notfälle behandelt werden können. Das Klinikum kündigt zudem eine Aufarbeitung der "Auffälligkeiten" an. Zu den Vorwürfen, dass es schon seit längerem Mängel gegeben habe ist in der Stellungnahme nichts zu lesen.

Dass Beschwerden der Mitarbeiter nicht zu einem Handeln der Klinikleitung führte, könnte auch an der untypischen Struktur der Uniklinik liegen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Universitätskliniken in Deutschland wird das Klinikum in Mannheim nicht vom Land, sondern von der Stadt betrieben. Der Aufsichtsrat wird zahlenmäßig dominiert von Stadträten, sein Vorsitzender ist Oberbürgermeister Peter Kurz.

Universität und Stadt haben Vertrauen ineinander verloren

Das medizinische Profil des Krankenhauses wird durch die Medizinische Fakultät der Universität Mannheim bestimmt. In einem offenen Brief hatten Mitglieder der Fakultät Stellung zu dem aktuellen Fall bezogen. Laut der "Rhein-Neckar-Zeitung" forderten die Wissenschaftler eine tiefgreifende Reform der Uniklinik und warfen dem Aufsichtsrat vor, die aktuellen Vorfälle als "Lappalien" zu behandeln. Der Oberbürgermeister Peter Kurz reagierte auf den Brief, in dem er sagte, dass nun eine vertrauliche Zusammenarbeit nicht mehr möglich sei. Zudem warf er der Fakultät vor, die eigene Existenz zu gefährden.

Mit Agenturmaterial erstellt

(ac)
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